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Dreck

Dreck

Titel: Dreck
Autoren: Garry Disher
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hingab. Leah hätte fast vergessen, weshalb Letterman hier war. Die Bäume in der Nähe seufzten, als der Wind stärker wurde und durch sie hindurchpfiff. Plötzlich wurde der Rauch im Kamin ins Zimmer gedrückt. Sie mussten husten, und das Gebälk begann zu ächzen und zu wackeln, als hätte es ebenfalls einen Hustenanfall bekommen.
    Sie gingen in die Küche, bereiteten das Abendessen und trugen es zurück ins Wohnzimmer. Draußen tobte ein Sturm. Der Rauch im Zimmer trieb ihnen die Tränen in die Augen. Alle paar Minuten wurde Letterman von einem wüsten Hustenanfall geschüttelt. Der einzige Hinweis auf eine mögliche Achillesferse. Doch sie ließ sich nicht täuschen. Sie spürte die zunehmende Kälte und Gleichgültigkeit dieses Mannes. Sie sah auch sein reges Mienenspiel im Widerschein des Feuers.
    Irgendetwas stimmte mit dem Kamin nicht. Letterman rieb sich die Augen und hustete furchtbar. Leahs Augen tränten unablässig. Die Luft war zum Schneiden dick. Letterman sah an ihr vorbei auf das Feuer, runzelte die Stirn und musste wieder husten. Er erhob sich und bewegte die Holzscheite mit einem Schürhaken. Unterdessen wurde der Qualm in dicken Kringeln zurückgetrieben, verdunkelte den Raum und nahm ihnen die Luft zum Atmen.
    Letterman stand auf, um ihr die Handschellen abzunehmen. »Er ist da.«
    Dann ging das Licht aus.

Fünfunddreißig
    Im Haus brannte Licht, doch die Vorhänge waren zugezogen und Fenster und Türen verriegelt. Wyatt war sich nicht sicher, was ihn da drinnen erwartete, bis er das Husten hörte. Es war das Husten eines Mannes.
    Den Wagen hatte er bereits von allen Seiten geprüft. Im trüben Licht der Straßenlaterne konnte er die Farbe nicht genau erkennen, doch der Staub auf dem Valiant kam ihm vertraut vor. Immerhin hatte er auch ihn wochenlang in der Nase gekitzelt. Er kniete sich hin und begutachtete die Schutzbleche und Stoßstangen: dicke Gras- und Erdklumpen überall.
    Er überlegte, wer der Mann sein könnte. Tobin war es bestimmt nicht. Leah hatte einen besseren Geschmack. Wahrscheinlich ein Typ aus dem anderen Team. Nicht, dass es ihn weiter gekümmert hätte. Er hatte sie aufgespürt. Nun würde er sie umlegen, die Kohle schnappen und irgendwo neu anfangen. Wyatt hatte nicht vor, sich bei dem Thema gedanklich länger aufzuhalten. Man hatte ihn aufs Kreuz gelegt, das war genug.
    Er freute sich über den aufkommenden Sturm. Dieser verschluckte das Quietschen des Gatters, seine Schritte, die Geräusche bei der Überprüfung der Türen und Fenster. Er befand sich an der längsseitigen Hauswand, als eine Sturmböe ihm den Rauch aus dem Kamin um die Ohren blies. Er spürte es sofort im Rachen. Er sah hoch zum Schornstein. Dachte an das Husten.
    Das Dach war flach und begann bereits knapp über der rückseitigen Veranda des Hauses. Von der Palisade neben der Veranda konnte er hinüberspringen. Er landete weich, doch die morschen Streben unter dem Blech ächzten bei jeder Bewegung. Er kletterte auf die obere Plattform des Daches, unter der die Räume im ersten Stock lagen, kroch bis zur höchsten Stelle und hielt sich am Schornstein fest.
    Zuerst wusste er nicht genau, womit er den Schlot blockieren sollte. Eventuell mit seinem Jackett. Als er sich jedoch umblickte, entdeckte er eine Aluplatte, die an einer kleinen Kette am Kamin angebracht war. Es war eine Art Abdeckung, die die Vögel während der Sommermonate davon abhalten sollte, hier zu nisten. Er platzierte sie über dem Schlotloch und ließ sie einrasten. Im Nachbarhaus ging eine Tür, eine Stimme lockte »miezmiezmiez«, dann wurde die Tür wieder geschlossen.
    Auf demselben Weg, wie er hochgekommen war, stieg Wyatt auch wieder hinab. Der Sicherungskasten des Hauses war auf der vorderen Veranda angebracht. Er öffnete ihn, drehte die Sicherungen heraus und warf sie ins Gras.
    Im Haus verstärkte sich das Husten. Jemand fiel über ein Möbelstück, und er hörte Glas splittern. Die Leselampe, dachte er.
    Er band sich ein Taschentuch vor Nase und Mund und öffnete die Tür mit seinem Schlüssel. Der beißende Geruch des Qualms schlug ihm entgegen. An der Tür zum Wohnzimmer blieb er stehen, den Rücken gegen die Wand gepresst, seine .38er schussbereit.
    Er ging davon aus, dass sie klug genug waren, sich nicht direkt vor dem Kamin zu positionieren. Er wusste auch, dass er, hätte er den normalen Weg durch die Tür genommen, vom Widerschein des Feuers angestrahlt worden und auf der Stelle tot gewesen wäre. Er sah nur eine
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