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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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    Nicht weit vor ihm, in der Dritten Straße, ragte die verrußte Bahnhofsfassade der Southern Pacific schemenhaft in den diesigen Januarhimmel San Franciscos. Joe Carter lenkte seinen gemieteten Lieferwagen an den Straßenrand, hielt an und spähte in den Nebel. Die Warnung war gekommen, das gewohnte Prickeln seiner Rückenhaut, das ziehende Gefühl im Nacken.
    Er schickte ein telepathisches Wellenfeld aus, aber es waren zu viele Leute am Bahnhof, als daß er die Gefahrenquelle ohne weiteres ausmachen konnte. Die Atmosphäre allgemeiner Besorgnis und jene von großer Freude bis zu tiefer Trauer reichende Skala von Emotionen, die immer über Bahnhöfen zu schweben scheinen, machten eine telepathische Sondierung fast aussichtslos.
    Und vor dem Bahnhof bot sich ein ziemlich normales Bild. Ein Taxi mit trübe schimmernden gelben Scheinwerfern loste sich aus der Reihe wartender Fahrzeuge und nahm durch die Townsend Street Kurs auf den Hafen. Das gedämpfte Brausen des Verkehrs auf der langen Brückenauffahrt mischte sich mit dem Gesumm halb artikulierter Worte und Sätze, die ihm aus allen Richtungen zuflogen.
    Er sah einen Polizeiwagen langsam vorbeirollen und im Nebel verschwinden und fing die Bewußtseinsströme der beiden Beamten ein. Ihr beiläufiger Blick hatte ihn in ihren Gehirnen registriert: Lastwagenfahrer, Weißer, ungefähr fünfundzwanzig, keine besonderen Merkmale, verstößt im Moment gegen keine Vorschrift. Aber sie erkannten ihn nicht.
    Wieder überblickte er die Straße und hätte fast den Pennbruder übersehen, den es aus seinem gewohnten Bezirk ein gutes Stück nach Süden verschlagen hatte. Der Mann war im notdürftigen Schutz einer dunklen Ladenfront stehengeblieben und schien mit verzweifelter Gier aus einer Weinflasche zu trinken, die er in einem Papierbeutel hielt. Der Anblick war so normal und vertraut, daß Joe beinahe den Fehler machte, sich nicht weiter um den Mann zu kümmern. Doch als er seine Augen weitergehen ließ, zogen sich seine Nackenmuskeln von neuem zusammen und erhöhten das Bewußtsein der Gefahr.
    Er gewann eine Serie scharfer und klarer Eindrücke.
    Die Maske des Polizeiagenten war nahezu perfekt. Joe schmunzelte amüsiert. Während er seinen Mund mit dem Wein ausspülte, um eine Alkoholfahne zu haben, falls ein anderer Herumtreiber vorbeikäme, hatte der Beamte aus Versehen einen Schluck des billigen Zeugs hinuntergewürgt. Joe fühlte den somatischen Effekt des Weines im Mund, in der Kehle und im Magen des Mannes genauso klar wie dieser selbst.
    Doch der plötzliche Abscheu des Beamten vermochte das beherrschende Bild in seinem Geist nicht zu trüben. Man hatte ihn erst vor kurzem informiert, und seine obere Bewußtseinsströmung enthielt noch immer die begrifflichen Vorstellungen.
    Zwei weitere Agenten waren im Bahnhof; einer stand in der Schlange vor dem Fahrkartenschalter, der andere las in der Nähe des Durchgangs zu den Wartesälen Zeitung.
    In bequemer Sichtweite der beiden saß ihre Jagdbeute, die Professoren Billings und Hoskins. Billings war schon im Bahnhof von St. Louis erkannt worden, wo er auf seiner Flucht durch das Land umgestiegen war. Hoskins war bis vor einer halben Stunde, als er sich zu Billings gesellt hatte, unentdeckt geblieben. Im Geist des Agenten herrschte Freude, denn das Zusammentreffen konnte bedeuten, daß das Ende der langen Suche nach Bossy nahe war. Augenscheinlich warteten die beiden Männer nun auf jemand anderen, mit dem sie hier verabredet waren.
    Vielleicht würden sie dann direkt zu Bossys Versteck gehen.
    Bisher hatte es keinerlei Anhaltspunkte gegeben, wo das kybernetische Gehirn verborgen war. Im Agenten kamen ärgerliche Gedanken auf. In all den Jahren, während Hoxworth und die anderen Universitäten, unterstützt von Regierungssubventionen, mit dem Bau des kybernetischen Wunderwerks begonnen hatten, war der Washingtoner Bürokratie die Bedeutung des Vorhabens nicht aufgegangen. Erst die Unruhe weiter Kreise der Bevölkerung hatte der Regierung klargemacht, wie der Mensch auf die Zerstörung aller seiner bisherigen Vorstellungen von der Tätigkeit des menschlichen Geistes und seiner für absolut gehaltenen Werte reagieren würde.
    Man sagte, daß diese Maschine umwälzender sei als die Erfindung der Atombombe vor vierzig Jahren; daß ihre Bedeutung für die menschliche Psyche größer sein werde als alles bisher Dagewesene; daß der Mensch Mittel besitze, äußere Zerstörungen zu überleben, daß es aber noch die Frage
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