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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles
Autoren: Robert Sheckley
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König«, sagte er herzlich. »Aardvark ist ein wertvoller kleiner Planet. Daß Adalbert sich gerade hier aufhält, ist ein sehr glücklicher Umstand; er kann keinen Widerstand gegen Ihre Herrschaft leisten.«
    »Das ist alles unwichtig«, sagte Dramokles.
    »Natürlich, natürlich«, sagte Max. »Wichtig ist – nun, es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden – aber jedenfalls wissen wir, daß irgend etwas wichtig ist, nicht wahr, Sire?«
    »Was ich von Ihnen möchte«, sagte Dramokles, »ist, daß Sie eine gute Erklärung für das finden, was ich getan habe.«
    »Sire?«
    »Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt, Max? Die Leute werden sich wundern, warum ich das getan habe. Die Presse, das Fernsehen, Sie wissen schon. Ich brauche etwas, das ich ihnen erzählen kann.«
    »Natürlich, Sire.« In Max’ Augen funkelte es plötzlich tückisch. »Wir könnten ihnen erzählen, daß König Adalbert als verräterischer Hund entlarvt wurde, der in Aardvark heimlich Truppen gegen Sie aufstellte und so den Frieden brach. Wir könnten sagen, daß er beabsichtigte, Sie anzugreifen, Ihr Reich zu erobern und Sie selbst lebend zu fangen, um Sie in eine kleine Zelle auf einem leeren Asteroiden zu sperren, wo Sie ein Hundehalsband tragen und wegen der niedrigen Zellendecke nur auf allen vieren hätten laufen können. Als Sie davon Wind bekamen, haben Sie sofort.«
    »Etwas in dieser Art«, sagte Dramokles. »Aber nicht so. Adalbert ist mein Gast. Ich möchte ihn nicht mehr als unbedingt nötig vor den Kopf stoßen.«
    »Nun, dann schlage ich vor, daß wir ihnen erzählen, daß kurz nach König Adalberts Abreise die Hemregs rebellierten.«
    »Die Hemregs?«
    »Eine Minderheit auf Aardvark, die schon lange als kriegslüsternes Gesindel bekannt sind. Während Adalberts Abwesenheit wollten sie die Kontrolle über Aardvarks Verteidigungsanlagen an sich reißen. Als Sie das von Ihrem örtlichen Gesandten erfuhren, kamen Sie den Hemregs mit Ihren Truppen zuvor.«
    »Gut«, sagte Dramokles. »Fügen Sie noch hinzu, daß Adalbert auf seinen Thron zurückkehren kann, sobald die Ordnung wiederhergestellt ist.«
    »Sie wünschen, daß der Hemreg-Aufstand durch schlüssige Dokumente belegt wird?«
    »Genau. Fingieren Sie ein paar eindrucksvolle Fotos von Hemreg-Guerrillas. Erwähnen Sie die Grausamkeiten, die durch unser Eingreifen verhindert wurden.«
    »Das werde ich, Sire.«
    »Also, dann los. Worauf warten Sie noch?«
    Max holte tief Luft. »Da ich einer Ihrer ältesten und treuesten Diener und, ohne mir schmeicheln zu wollen, wohl auch ein guter Freund bin, der Ihnen bei dem Aufstand von Battleface vor so vielen Jahren und auch beim Rückzug von Bogg zur Seite stand, hoffte ich, daß Sie mir – natürlich nur wenn es Ihnen beliebt – den wahren Grund für die Besetzung Aardvarks nennen würden.«
    »Bloß eine Laune«, sagte Dramokles.
    »Ja, Sire«, sagte Max und wandte sich zum Gehen.
    »Sie wirken nicht überzeugt.«
    Max sagte: »Lord, es ist meine Pflicht, von allem überzeugt zu sein, was der König mir sagt, auch wenn mein Verstand sich dagegen sträubt.«
    »Hören Sie, alter Freund«, sagte Dramokles und legte eine Hand auf Max’ Schulter, »es gibt Dinge, die nicht enthüllt werden sollten, ehe die Zeit reif dafür ist. Im Lauf der Zeit, Max – der Zeit, die ohne Ende und Anfang zu fließen scheint und doch immer wiederkehrt –, wird irgendwann der Augenblick kommen, wo ich Ihren Rat in dieser Sache erbitten werde. Aber für den Augenblick ist es meine Pflicht zu schweigen.«
    Max nickte.
    »Gehen Sie jetzt, und bereiten Sie die Beweise vor«, sagte Dramokles.
    Die beiden Männer tauschten zweideutige Blicke aus. Max verneigte sich und ging.

7
    Prinz Chuch, König Dramokles’ ältester Sohn und Anwärter auf den Thron von Glorm, war gerade zu Besuch auf seinem Gut Maldoror auf der anderen Seite der Welt Ultragnolle, als er die Nachricht erhielt, daß Dramokles Aardvark besetzt hatte. Chuch hatte soeben einen Spaziergang unternommen und saß gedankenverloren auf einem kleinen Hügel oberhalb seines großen Landhauses. Der Prinz war groß und dünn, schwarzhaarig mit einem langen, finsteren, olivenförmigen Gesicht und einem dünnen Schnurrbart. Sein schwarzer Samtmantel war zurückgeschlagen, so daß die Ehrenringe seines Ranges an seinem linken Arm sichtbar waren. Unter dem Mantel trug er Levi’s und ein weißes Fruit of the Loom-T-Shirt, denn es gefiel Chuch, sich nach Art der Vorfahren zu kleiden. Der
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