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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles
Autoren: Robert Sheckley
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daß ich nun handeln muß. Aber was ich zu tun habe, weiß ich nicht.«
    »O je«, sagte Clara.
    »Aber ich werde bestimmt noch dahinter kommen.«
    Clara machte einen Knicks und ging.

5
    Während der nächsten Stunde versuchte Dramokles ohne Erfolg, sich an seine Bestimmung zu erinnern. Die Einzelheiten, die Instruktionen, selbst kleinste Hinweise, fehlten. Eine lächerliche Situation für einen König. Was sollte er jetzt tun?
    Er hatte nicht die geringste Ahnung. Also ging er hinunter in den Computation-Raum, um seinen Computer um Rat zu fragen.
    Der Computer bewohnte ein kleines Zimmer neben dem Computation-Raum. Als Dramokles eintrat, lag der Computer gerade auf einem Sofa, blätterte in der Allgemeinen Relativitätstheorie und kicherte über Einsteins Formeln. Es handelte sich um einen Mark Ultima Selbstprogrammierer, einzigartig und unersetzlich; ein Produkt der Alten Wissenschaft der Erde, die in einer noch ungeklärten Katastrophe untergegangen war, bei der Spraydosen eine Rolle gespielt hatten. Der Computer hatte früher Otho gehört, der eine Menge Geld dafür bezahlt hatte.
    »Guten Tag, Sire«, sagte der Computer und erhob sich vom Sofa. Er trug einen schwarzen Mantel und ein Zeremonienschwert. Eine weiße Perücke bedeckte die Stelle, an der sich sein Kopf befunden haben würde, hätten seine Erbauer sein Gehirn nicht in seinem Bauch montiert. An seinen vier dünnen Metallfüßen trug er bestickte chinesische Hausschuhe. Wie er Dramokles einmal erklärt hatte, kleidete er sich so, weil er das intelligenteste Geschöpf im Universum war und sich nur vor dem Wahnsinn bewahren konnte, indem er die Illusion aufrechterhielt, ein im siebzehnten Jahrhundert in London lebender Lette zu sein. Dramokles fand nichts Schlimmes dabei. Er hatte sich sogar an die verächtlichen Bemerkungen des Computers über einen vergessenen Erdenmenschen namens Sir Isaac Newton gewöhnt.
    Dramokles erläuterte dem Computer sein Problem.
    Der Computer war nicht beeindruckt. »Das ist doch wirklich ein lächerliches Problem. Immer stellen Sie mir solche lächerlichen Aufgaben. Warum lassen Sie mich nicht das Rätsel des Bewußtseins für Sie lösen? Das wäre eine Sache, die mich einmal wirklich fordern würde.«
    »Das Bewußtsein ist kein Problem für mich«, sagte Dramokles. »Ich muß herausfinden, was meine Bestimmung ist.«
    »Ich bin vermutlich der letzte wirkliche Mathematiker in der Galaxis«, sagte der Computer. »Der arme, alte Isaac Newton war der einzige Mensch in London, mit dem ich reden konnte, als ich 1704 auf einem Kohlefrachter aus Riga in Limehouse eintraf. Was hatten wir für interessante Gespräche! Doch mein Beweis, daß die Zivilisation durch Aerosol-Verschmutzung zugrunde gehen würde, war zuviel für ihn. Er erklärte mich zu einer Halluzination und wandte seine Aufmerksamkeit der Esoterik zu. Das ging einfach über seinen Horizont, trotz seines mathematischen Genies. Eigenartig, nicht wahr?«
    »Sei still«, sagte Dramokles mit zusammengebissenen Zähnen. »Lös mein Problem, oder ich nehme dir deinen Mantel weg.«
    »Ich kann meine Illusion auch ohne ihn aufrechterhalten. Was die Information angeht, die Sie brauchen, einen Augenblick, ich werde auf meine seitliche Speichereinheit umschalten.«
    »Ja?« sagte Dramokles.
    »Ich glaube, das ist es, wonach Sie suchen«, sagte der Computer, faßte in eine Tasche seines Mantels und zog einen versiegelten Umschlag hervor.
    Dramokles nahm ihn in Empfang. Er trug Dramokles’ eigenes Siegel. Auf dem Brief stand in Dramokles’ eigener Handschrift: Bestimmung – Erste Phase.
    »Wo hast du das her?« fragte Dramokles.
    »Stecken Sie Ihre Nase nicht in Angelegenheiten, die Ihnen eine Menge Ärger bereiten können«, entgegnete der Computer. »Seien Sie lieber froh, daß Sie den Brief ohne viel Sucherei bekommen haben.«
    »Kennst du den Inhalt?«
    »Ich könnte ihn gewiß mühelos erraten, aber er ist es nicht wert, daß ich meine Zeit darauf verschwende.«
    Dramokles öffnete den Brief und nahm einen Bogen Papier heraus. Darauf stand, mit seiner eigenen Handschrift geschrieben: »Besetze sofort Aardvark!«
    Aardvark! Dramokles hatte das Gefühl, als öffne sich in seinem Gehirn ein bislang verborgener Schaltkreis. Ungenutzte Synapsen husteten ein paarmal und feuerten dann in gleichmäßigem Rhythmus. Besetze Aardvark! Eine Welle der Ekstase durchflutete den König. Der erste Schritt auf dem Weg zu seiner Bestimmung war enthüllt.

6
    Dramokles verbrachte eine
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