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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles
Autoren: Robert Sheckley
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geschäftige halbe Stunde in seinem Kriegszimmer und begab sich dann ins Gelbe Konferenzzimmer, wo Max, sein Anwalt, PR-Mann und Offizieller Kasuist, ihn erwartete. Max war klein, schwarzhaarig und dynamisch. Er hatte ein kühn modelliertes Gesicht, das von einem lockigen schwarzen Bart eingerahmt wurde. Dramokles hatte insgeheim schon oft gedacht, daß dieser Kopf aufgespießt besonders gut aussehen würde. Nicht daß er etwa ernsthaft vorgehabt hätte, dieses anzuordnen. Es war ein eher beiläufiger Gedanke, denn Dramokles wußte, was für einen armseligen Anblick die meisten Köpfe in aufgespießtem Zustand bieten.
    Lyrae, Dramokles’ augenblickliche Frau, war ebenfalls im Konferenzzimmer. Sie besprach gerade mit Max die Pläne für die Festlichkeiten des Abends und beschrieb, welche Dekorationen zur Ehre der königlichen Gäste im Großen Zentralen Ballsaal aufgehängt werden sollten.
    »Mein Schatz«, sagte sie zu Dramokles, »hattest du einen angenehmen Tag?«
    »Ja, das hatte ich«, sagte Dramokles. Er setzte sich auf eine Couch und kicherte tief aus der Kehle wie ein Löwe. An diesem Laut erkannte Lyrae, daß er irgend etwas ausgeheckt hatte.
    »Du hast doch wieder irgend etwas ausgeheckt!« rief sie fröhlich. Sie war eine schlanke, hübsche Frau mit einem kleinen, kecken Gesicht und einer blonden Lockenmähne.
    »Du liest in mir wie in einem Buch«, sagte Dramokles mit einem nachsichtigen Lächeln.
    »Komm, verrate mir, was es ist. Eine Überraschung für die Party heute abend?«
    »Es ist in der Tat eine Überraschung«, sagte Dramokles.
    »Ich kann nicht länger warten, du mußt es mir verraten.«
    »Wenn du darauf bestehst«, sagte Dramokles, »will ich dir einen Tip geben. Ich komme gerade aus dem Kriegszimmer.«
    »Von dort aus befehligst du alle deine Raumschiffe, nicht wahr? Aber was hast du da gemacht?«
    »Ich habe General Ruul und seine Streitmacht zum Planeten Aardvark beordert. Sie brauchten nur zwei Kampfgruppen von Klon-Leibgardisten, um den Planeten zu nehmen.«
    »Aardvark?« fragte Lyrae. »Habe ich richtig gehört?«
    »Ein Wort, daß sich nur schwer mit einem anderen verwechseln läßt.«
    »Du hast den Planeten erobert? Ist das auch bestimmt kein Scherz?«
    Dramokles schüttelte den Kopf. »Aardvarks Verteidigungsanlagen waren ausgeschaltet. Der ganze Planet war wehrlos wie ein rohes Ei. Unsere geringfügigen Verluste rühren lediglich daher, daß einige kleinwüchsige Soldaten beim Austeilen der Drogenration zu Tode getrampelt wurden.«
    »Ich bin erstaunt, Gebieter«, sagte Lyrae. »Du weißt doch gewiß, warum Aardvarks Verteidigungsanlagen abgeschaltet waren?«
    »Vielleicht war ein Stromausfall schuld.«
    »Ein grausamer Scherz. Aardvark wahr schutzlos und unvorbereitet, weil du dein heiliges Wort gegeben hattest, den Planeten vor jedem Angreifer zu schützen, besonders jetzt, wo König Adalbert unser Gast ist. O Dramokles, diese unüberlegte Tat wird das Fest heute abend verderben. Dreißig Jahre Frieden, und nun das. Und was willst du dem armen Adalbert sagen?«
    »Ich werde mir etwas einfallen lassen«, sagte Dramokles.
    »Aber warum hast du das getan, Dramokles?«
    »Mein Schatz«, sagte Dramokles, »ich muß dich daran erinnern, einen König niemals nach dem Warum zu fragen.«
    »Vergib mir, Gebieter«, sagte Lyrae. »Aber ich nehme an, du bist dir darüber im klaren, daß dein übereiltes Handeln Krieg bedeuten kann.«
    »Gegen einen netten Krieg dann und wann ist doch nichts einzuwenden«, sagte Dramokles.
    Lyrae warf ihm einen respektvoll mißbilligenden Blick zu und ging hinaus. Dramokles sah ihr nach, bewunderte ihre schöne Figur und bedauerte fast, daß er sich bald von ihr trennen würde. Obwohl Lyrae ein feiner Kerl und eine loyale, vertrauenswürdige Ehefrau war, hatte Dramokles schon kurz nach der Hochzeitszeremonie keine Liebe mehr für sie empfunden. Daß er es nie lange mit einer Frau aushielt, gehörte zu den kleinen Schwächen des Königs. Er war sicher, daß Lyrae noch nichts davon ahnte, dank den Verstellungskünsten des Königs. Mit ein bißchen Glück würde sie es erst merken, wenn der Kammerherr ihr das Scheidungsdekret aushändigte. Es würde ein schwerer Schlag sein für das Mädchen, aber Dramokles haßte Szenen. Während seiner zahlreichen Ehen hatte er einige äußerst unschöne erlebt.
    Dramokles wandte sich Max zu.
    »Nun?« sagte er.
    Max kam zu ihm und schüttelte Dramokles die Hand. »Meine Gratulation zu dieser brillianten Eroberung, mein
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