Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles
Autoren: Robert Sheckley
Vom Netzwerk:
wozu? Ohne Rufus’ Unterstützung sind wir machtlos.«
    »Und ohne Haldemar und seine Valdir-Barbaren.«
    »Es war klug von Haldemar, zu Hause zu bleiben. Aber das ist eben der Vorteil, wenn man ein Barbar ist. Da braucht man den Kopf nicht aus Höflichkeit in die Schlinge zu stecken. Uns bleibt nur Warten. Kommen Sie, mein lieber John, sollen wir einen Spaziergang am Fluß machen?«
    Sie gingen durch den Haupteingang hinaus.
    Im Nebenzimmer hörte Dramokles hinter sich ein Rascheln. Er drehte sich vom Guckloch um und sah, daß sein Computer hinter ihm stand.
    »Ich habe dir gesagt, daß du dich nicht so an mich heranschleichen sollst«, sagte Dramokles.
    »Ich habe eine dringende Botschaft für Sie, Sire«, sagte der Computer. Er hielt einen Brief hoch. Darauf stand in Dramokles’ eigener Handschrift geschrieben: Bestimmung – Zweite Phase.
    Dramokles nahm den Umschlag. »Verrate mir, Computer«, sagte er, »wo hast du das her? Warum bringst du es mir jetzt? Und wie viele Briefe hast du noch?«
    »Die Geheimnisse des Himmels sind unergründlich«, sagte der Computer.
    »Du willst mir nicht antworten?«
    »Ich kann nicht, besser gesagt. Seien Sie froh, daß Sie den Brief haben.«
    »Hinter jedem Geheimnis verbirgt sich ein neues Geheimnis«, brummte Dramokles.
    »So ist das Leben«, erwiderte der Computer.
    Dramokles las die Botschaft. Er schüttelte den Kopf, als habe er heftige Schmerzen. Ein Stöhnen entrang sich seiner Brust.
    »Scheint ja eine schlimme Sache zu sein«, sagte der Computer.
    »Allerdings. Aber schlimmer noch für den armen Snint«, bemerkte Dramokles und eilte ins Kriegszimmer.

9
    Der Planet Lekk war nur ein Drittel so groß wie Glorm, aber seine Dichte war groß genug, um ihm die 1,4fache Glorm – Schwerkraft zu verleihen. Deshalb taten einem auf Lekk ständig die Füße weh, aber zum Ausgleich dafür brauchte man nicht so weit zu reisen. Nur ein Achtel von Lekks Oberfläche war Land. Es gab keine großen Kontinente und nur ein oder zwei große Inseln. Ansonsten gab es nur kleine Eilande, die kreuz und quer über den Ozean verstreut lagen. Die Lekkianer, ein humanoides Volk, zählten nur zwanzig Millionen. Ihre Zahl hatte sich im Lauf der Geschichte nicht stark erhöht, vermutlich wegen ihres Brauches, alle Kinder, die keinen sechsten Finger hatten, sofort nach der Geburt auszusetzen. Sie waren eine kleine, dunkle Rasse menschlicher Abstammung. Sie züchteten Tomaten und Gurken und hielten überall auf dem Planeten Versammlungen in Rathäusern ab, um zu entscheiden, welches politische System das beste sei. Da sie sich nie einigen konnten, herrschte meistens Anarchie. Snint von Lekk war ihr gewählter König; er war ermächtigt, mit Ausländern zu verhandeln, durfte aber keine Entscheidung ohne Zustimmung der Volksversammlung treffen.
    Die Lekkianer lebten größtenteils in Dörfern, hier und da gab es eine kleine Universitätsstadt. Sie besaßen kein stehendes Heer, denn sie hatten noch nicht herausgefunden, wie sie sich selbst gegen ein solches schützen konnten. Gegenüber Besuchern von anderen Welten benahmen sie sich mitunter unhöflich, aber sie waren nicht gewalttätig.
    Dramokles klappte den Bericht zu. Er hielt sich in seinem Kriegszimmer auf. Neben ihm stand Rux, sein Sberrianischer Söldnergeneral, Kommandeur von Dramokles’ Hauptstreitmacht.
    »Die Gelegenheit, den Planeten zu erobern, ist äußerst günstig«, sagte Rux in seiner gefühllosen Art. »Die augenblickliche Stellung Glorms zu den anderen Planeten ermöglicht unseren Raumschiffen sehr ökonomische Flugbahnen. Das ist der beste strategische Vorteil, den wir seit mindestens dreißig Jahren hatten.«
    »Seit dreißig Jahren? Ich frage mich.«
    »Sire?«
    »Nichts, Rux, nur eine persönliche Mutmaßung.« Dramokles starrte auf den zerknüllten Briefumschlag in seiner Hand. Auf dem vergilbten Papier darin stand in seiner eigenen Handschrift: Erobere jetzt Lekk!
    »Der Augenblick ist günstig«, sagte Dramokles. »Wenn es für eine solche Tat jemals einen günstigen Augenblick geben kann.«
    Rux brummte: »Diese dummen Könige präsentieren Ihnen ihre Planeten quasi auf einem silbernen Tablett. Wenn Sie die Gelegenheit nicht nutzten, wären Sie genauso dumm wie sie. Das ist die große Stunde des Dramokletianischen Geschlechts. Wenn Ihr Vater noch lebte.«
    ». würde er sich bei dieser Sache bestimmt viel besser fühlen als ich.«
    »Sie müssen entscheiden«, entgegnete Rux. »Ich bin nur ein einfacher Soldat, obwohl ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher