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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles
Autoren: Robert Sheckley
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Gedichte rezitieren und Akkordeon spielen kann.«
    Die Einsamkeit des Oberbefehlshabers! Dramokles fühlte sich schwindelig. Tat er das Richtige? Das ließ sich jetzt noch nicht sagen.
    »Rux, erobere mir Lekk!« befahl er.
    »Nichts leichter als das«, sagte der Sberrianer in seiner nüchternen Art.

10
    Als Prinz Chuch in Glorm eintraf, lag Unruhe und Spannung über der Stadt. Die Nachricht von der Intervention auf Lekk hatte die Runde gemacht, und das Volk schien wie gelähmt. Auf den fröhlich geschmückten Straßen flüsterten die Menschen nur leise miteinander. Obwohl man sich bemühte, die lange geprobten Possenspiele und Festzüge wie geplant durchzuführen, waren die Schauspieler unsicher und gehemmt, und sie spielten vor einem schweigenden Publikum.
    Chuch ging geradewegs zu Schloß Ultragnolle und fragte, ob der König bereit sei, ihn zu empfangen. Es dauerte ziemlich lange, dann kam der Kammerherr und erklärte, daß Dramokles niemanden zu sehen wünsche. »Er ist sehr verstört«, sagte Rudolphus, »wegen einer grausamen Pflicht, die ihm abverlangt wurde.«
    »Was für eine Pflicht war denn das?« fragte Chuch.
    »Na, daß er so kurz nach Aardvark nun auch Truppen nach Lekk senden mußte.«
    »Das war eine Pflicht?«
    »Natürlich, Herr. Eine fremde Invasion auf einer der Hiesigen Welten ist ein Angriff gegen alle. Dramokles hatte keine andere Wahl, als sofort zu handeln.«
    Chuch hätte noch weitere Fragen gestellt, aber im Schloß läutete eine Glocke, und der Kammerherr entschuldigte sich und eilte davon.
    Chuch telephonierte mit Baron Johns Residenz in Ultragnolle. John sei außer Haus, teilte man ihm mit, aber er könne ihn möglicherweise in der Taverne zum Grünen Schaf finden. Chuch ließ sich in einem Palankin dorthin bringen.
    Das Grüne Schaf war eine altmodische Gastwirtschaft, typisch glormisch mit ihrem Erkerfenster, ihren Geranientöpfen und einer scheckigen Katze. Chuch ging drei Stufen hinunter in ein verräuchertes Dämmerlicht, in dem es nach nasser Wolle – es hatte vor kurzem geregnet – und nach Bier roch. Man hörte gedämpfte Unterhaltungen und ein gelegentliches Gläserklingen. Am Tresen standen viele ältere Männer, die aus kleinen Bechern Schnopp tranken, das Nationalgetränk, einen dem Anisette sehr ähnlichen Likör. Aus einem Radio im Hintergrund kam eine dröhnende Sportreportage. Im Kamin prasselte ein kleines Feuer, und sein Funkenschein flackerte auf den polierten Kupferplatten an den Wänden, auf dem antiken Stahlschwert über dem Tresen und den Zinnkrügen, die von der Decke herabhingen. Chuch ging in die abgeteilte hintere Gaststube, einen niedrigen Raum, der von Fünfzehn-Watt-Glühbirnen in falschen Kerzenhaltern matt beleuchtet wurde. An einem langen Eichentisch standen vier plüschgepolsterte Sessel. John saß in einem Sessel, Snint in einem anderen. Adalbert war betrunken und schnarchend vornüber auf die Tischplatte gesunken. Ein Dutzend Flaschen des starken Kräuselbeerweines standen auf dem Tisch und fünf Krüge, einige davon waren umgefallen.
    Ohne dazu eingeladen worden zu sein, setzte sich Chuch, goß sich einen Krug Wein ein und nippte vornehm daran.
    John sagte mit vom Trinken gerötetem Gesicht: »Nun, Prinz Chuch, haben Sie über diesen neuesten Verrat schon mit Ihrem Vater, dem zweigesichtigen Dramokles, gesprochen?«
    »Keines der beiden Gesichter meines Vaters wünschte mich zu sehen«, sagte Chuch. »Rudolphus sagte mir, daß das Herz des Königs von Kummer erfüllt ist wegen dem, was er tun mußte. Es war von einer fremden Invasion die Rede. Was hat er Ihnen erzählt, König Snint?«
    Snint sagte: »Er bat mich zu einer privaten Audienz. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Bestürzung, seine Stimme zitterte, und doch vermied er es, mir in die Augen zu sehen. >Snint<, sagte er, >der Lauf der Ereignisse stürzt mich in große Verlegenheit, obgleich mich selbst dabei keine Schuld trifft. Vor wenigen Minuten informierten mich meine Gesandten auf Lekk, daß Aliens in der Provinz Llull im Vorgebirge von Catalia gelandet sind. Es sind viele Tausend, und sie sind gut bewaffnet. Es handelt sich offenbar um Sammack-Nomaden der Sammack-Kalmucki-Horde, die im vorigen Jahrhundert mit ihren altmodischen Schiffen voller stinkender Haustiere in unseren Raumsektor kam. Auf Lekk ist jedoch eine Gruppe von Sammack-Elitetruppen gelandet, die wohl als Vorhut unsere Verteidigungskraft erproben soll, ehe die Haupthorde kommt. Da Lekk kein stehendes Heer hat und sich
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