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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles
Autoren: Robert Sheckley
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unglücklich gewesen, hatte vor sich nur die ermüdende Aufgabe gesehen, einen Planet zu regieren, der auch ohne ihn ganz gut zurechtkommen konnte. Nun war alles anders, und sein Leben war verwandelt; oder würde es bald sein. Eine bedeutende Bestimmung lag vor ihm, und es galt, wichtige Arbeit zu leisten; das war alles, wonach ein Mann sich noch sehnte, der König war, unermeßlich reich war und unzählige der schönsten Frauen vieler Welten besessen hatte. Wenn man das alles hat, beginnen einem geistige Werte etwas zu bedeuten.
    Ein paar weitere Augenblicke verbrachte er damit, sich an seiner eigenen Cleverness zu weiden – daran, daß er so genial gewesen war, das alles vor dreißig Jahren zu arrangieren, damit er jetzt, mit fünfzig, wo er so dringend eine Beschäftigung brauchte, etwas zu tun hatte.
    Mit einiger Anstrengung löste er sich von dieser Selbstbeweihräucherung. »Clara«, sagte er, »du hast dir deinen Beutel mit goldenen Dukaten verdient. Ja, ich werde dir sogar zwei Beutel geben und dazu noch ein Landschloß.«
    Er rief den Belohnungsbeamten und sagte ihm, daß Clara die zwei Standardbeutel mit goldenen Dukaten bekommen solle, und ein Standardlandschloß in Veillence, wo sie nach Rentenklasse Vier unterhalten werden solle.
    »Nun, Clara«, sagte er, »ich hoffe, das sagt dir zu.«
    »Das tut es wohl, Sire«, sagte Clara. »Aber darf ich fragen, was Rentenklasse Vier bedeutet?«
    »Nun, im Klartext bedeutet es, daß du in deinem Schloß mit größtem Komfort leben wirst, daß du es aber nie mehr verlassen darfst. Und du darfst keine Besucher empfangen und, außer mit der Robot-Dienerschaft, mit niemandem kommunizieren.«
    »Oh«, sagte Clara.
    »Es ist natürlich nicht persönlich gemeint«, sagte Dramokles. »Ich bin sicher, daß du eine alte Dame von absoluter Diskretion bist. Aber du wirst sicher verstehen, daß niemand erfahren darf, daß ich meine Bestimmung nun kenne oder sie bald kennen werde. Eine so große Sache muß unbedingt geheim bleiben, sonst gibt es wohlmöglich einen Riesenärger.«
    »Ich verstehe Sie vollkommen, Sire, es zeugt von großer Weisheit, mir gegenüber so zu handeln, obwohl ich stets ein unbescholtenes, rechtschaffenes Leben geführt habe.«
    »Da bin ich aber froh«, sagte Dramokles. »Ich hatte schon befürchtet, du würdest mir das krumm nehmen, was mir unangenehm gewesen wäre.«
    »Seien Sie unbesorgt, großer König. Es ist mir eine Freude, Ihnen dienen zu können, und sei es auch nur durch meine Einkerkerung. Ich gehorche voll Freude, auch wenn das bedeutet, daß ich meine letzten Jahre in Einsamkeit verbringen muß, ohne den Trost meiner Freunde und begleitet von dem ärgerlichen Umstand, eine Menge Gold zu besitzen, ohne es ausgeben zu können.«
    »Weißt du«, sagte Dramokles, »daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
    »Nicht, daß ich mich beklagen wollte, Sire.«
    Dramokles faltete die Hände hinter dem Kopf und entfaltete sie hastig wieder, gerade noch rechtzeitig, um eine glimmende Zigarette aus seinem Haar zu nehmen und sie in einer Sardinenbüchse aus massivem Silber auszudrücken. »Clara«, sagte er, »ich könnte folgendes für dich tun: Gib mir eine Liste von maximal zwanzig Leuten, die du bei dir haben möchtest. Ich lasse sie unter einem Vorwand verhaften und auf dein Landschloß verbannen, und ich werde ihnen nie verraten, daß du darüber Bescheid wußtest.«
    »Das ist wirklich außerordentlich nett von Ihnen, Sire. Das Problem des Goldes, das ich nicht ausgeben kann, ist unbedeutend, und ich möchte mich dafür entschuldigen, daß ich es überhaupt erwähnt habe.«
    »Auch dafür ließe sich eine Lösung finden, Clara. Ich werde einen meiner Beamten anweisen, dir die Kataloge der besten Geschäfte Glorms zu schicken. Du kannst dir bestellen, was immer du möchtest. Ja, und ich sorge dafür, daß du den königlichen Rabatt erhältst, der sechzig Prozent auf den Herstellerpreis ausmacht; so wird dein Vorrat an Dukaten lange reichen.«
    »Gott schütze Sie, Majestät, und möge ihre Bestimmung so wunderbar sein wie Ihre Großzügigkeit.«
    »Danke, Clara. Der Auszahlungsbeamte am Ende der Halle wird alles für dich arrangieren. Noch eine Frage, ehe du gehst: habe ich dir damals erzählt, was meine Bestimmung ist und was ich zu tun habe, um sie zu erfüllen?«
    »Mit keinem Wort, großer König. Aber hat das Schlüsselwort denn nicht bewirkt, daß Sie sich erinnern?«
    »Nein, Clara. Ich erinnere mich jetzt, daß ich eine Bestimmung habe und
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