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Drama in Hollywood

Drama in Hollywood

Titel: Drama in Hollywood
Autoren: Carter Brown
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sonderlich verändert
hatte. Er hatte ihn nur noch ein wenig widerwärtiger gemacht. Er war ein
untersetzter Bursche von Ende Vierzig, und in den letzten drei Jahren hatte er
eine Menge Gewicht angesetzt; und deshalb wirkte er jetzt, trotz der Bemühungen
eines erstklassigen Schneiders, ein wenig schwammig. Sein dichtes braunes Haar
hatte ein paar zusätzliche graue Strähnen bekommen, und das Haselnußbraun seiner Augen hatte jetzt einen kleinen Stich ins Lehmfarbene.
    Vor drei Jahren hatte er, hart
an der Grenze des Gesetzmäßigen entlang, von einem Hinterzimmer in
Westhollywood aus eine Agentur betrieben. Nun
arbeitete er in einem schicken Büro in Beverley Hills und hatte drei Teilhaber
als Mitarbeiter. Hatte der Erfolg Barney Ryan verdorben? Kaum, dachte ich; im
Grund war er noch immer derselbe miese kleine Gauner, der er immer gewesen war.
    Er drückte mir ein fast volles
Glas in die Hand und nahm seinen eigenen Drink mit sich um den gewaltigen
Schreibtisch herum zu seinem Stuhl.
    »Auf Hollywood, Rick!« Er hob
sein Glas und trank gierig. »Und wenn wir schon von Leuten reden, die es zu
etwas gebracht haben, wie steht es denn mit Ihnen, Baby? Sie sind in Ihrer
Branche ein ausgesprochen großes Tier geworden, nicht? Wenn heutzutage in
diesem verdammten Filmgeschäft jemand irgendwelche Scherereien hat, was tut er
dann? Er läßt umgehend Rick Holman kommen! Ich habe
gerade neulich mit Axel Monteigne über Sie
gesprochen«, in seinem Mund klang der Name des großen unabhängigen Produzenten
wie eine quantité négligeable, »und
irgendwie kam Ihr Name aufs Tapet, Rick, Baby. Sie hätten ihn hören sollen, wie
er von Ihren Fähigkeiten geschwärmt hat, Herzchen! Das hätte Ihrem alten Herzen
gut getan !«
    »Ihr Herz ist mindestens
fünfzehn Jahre älter als meins, Barney, Baby«, sagte ich kalt.
    »Klar — ich habe ja bloß Spaß
gemacht !« Er grinste breit über das ganze Gesicht und
hob erneut sein Glas. »Das war ein wirklich guter Einfall, Rick, hier
vorbeizukommen, damit wir wieder einmal über die alten Zeiten reden können.
Erinnern Sie sich noch, als...«
    »Ach, halten Sie die Klappe«,
sagte ich angewidert.
    »Was?«
    »Hören Sie mit dem Theater
auf«, knurrte ich. »Die einzigen alten Zeiten, an die ich mich erinnere, waren
vor drei Jahren, als Sie einen Prozeß wegen Erpressung an den Hals bekommen
hätten, wenn Sie nicht noch gerade rechtzeitig das Mädchen aus den Fingern
gelassen hätten. Ich würde lieber auf den nächsten Friedhof fahren und die
Inschriften der Grabsteine lesen, als mit Ihnen über alte Zeiten zu sprechen .«
    »Rick — Baby!« In seine Augen
trat plötzlich ein gehässiger Blick, während er sich gleichzeitig bemühte, das
starre Grinsen auf seinem Gesicht beizubehalten. »Ich versuche ja bloß, nett zu
sein. Ist das ein Verbrechen ?«
    »Bei Ihnen ist das sogar noch
etwas Schlimmeres«, sagte ich barsch. »Es gibt nur einen Grund, weshalb ich
hier bin, und dieser Grund ist der, daß eine der von Ihnen vertretenen
Schauspielerinnen eben eine meiner Kundinnen geworden ist. Ich möchte
Informationen haben, Barney, sonst nichts .«
    »Na schön, schon gut!« Er
zuckte resigniert die dicken Schultern. »Informationen über wen?«
    »Über Della August.«
    »Della?« Seine Augen weiteten
sich eine Spur. »Steckt sie irgendwie in der Tinte, Rick ?«
    »Vielleicht insofern, als sie
einen lausigen Agenten hat«, brummte ich. »Sie hat seit sechs Monaten nichts zu
spielen .«
    »Armes Kind!« Seine Stimme
klang zutiefst mitfühlend und ebenso künstlich wie die eines Leichenbestatters
bei seinem ersten Besuch nach dem traurigen Ereignis in der Familie. »Sie hat
in letzter Zeit einfach keine Chancen gehabt, das ist nun eben so .«
    »Sechs Monate ohne Arbeit ist
eine verteufelt lange Zeit für eine Schauspielerin von Della Augusts Rang«,
sagte ich. »Kein Angebot, keine Anfrage?«
    »In unserer Branche geht es
heutzutage seltsam zu, Rick, wissen Sie«, plapperte er. »Natürlich, die
Situation ist mir peinlich, das gebe ich zu! Aber was kann ich tun? Zufällig
ist in den letzten sechs Monaten einfach nichts Passendes für sie
hereingekommen, und die Produktion hat ohnehin seit dem letzten Jahr um zehn
Prozent nachgelassen. Die Dinge liegen schwierig, Herzchen, und...«
    »Sie haben viel zu tun ?«
    »Na, und ob !« sagte er zufrieden. »Wie Sie ja wissen, habe ich drei Teilhaber, und wir
arbeiten die ganze Zeit über mit Volldampf und...«
    »Zu beschäftigt, um mit Della
zu reden
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