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Drama in Hollywood

Drama in Hollywood

Titel: Drama in Hollywood
Autoren: Carter Brown
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zurück. Sie war das genaue Abbild der Mädchen, die alljährlich zu
Tausenden die Westküste überfluten, um in der sagenumwobenen Zelluloidstadt —
die außerhalb einer Studio-Presseabteilung in dieser Form gar nicht existiert —
zu Ruhm und Reichtum zu gelangen.
    Vielleicht unterscheiden sich
diese Mädchen, wenn sie dort ankommen, noch voneinander, verfügen vielleicht
sogar noch über individuelle Eigenarten, aber innerhalb eines halben Jahres
sehen sie alle gleich aus. Sie haben alle dasselbe blondgefärbte Haar und
dieselbe Frisur; sie lassen sich Jackettkronen auf
ihre Vorderzähne machen und ihre Nasen stutzen; sie kaufen alle ihren
Büstenhalter im selben Laden — zwei Nummern zu groß, gepolstert und mit dem
bewußten Schwung nach oben, vermutlich Marke Blickfang. Ich warte hoffnungsvoll
auf den Tag, an dem sich eines dieser Mädchen ihre Warze auf der Nase stehen
läßt, und ich wette, es wird innerhalb von drei Jahren seine eigene
Produktionsgesellschaft und mehr Sorge um seine Kapitalanlagen haben als
irgendeins aus der Konkurrenz der einander völlig gleichenden Blonden.
    »Ich möchte gern Mr. Ryan
sprechen«, bemerkte ich höflich.
    Der Aufwärtsschwung der Wimpern
enthüllte ein paar leicht einfältig blickender brauner Augen; und ich fragte
mich flüchtig, ob die Blonde wohl heute die blauen Kontaktlinsen vergessen
hatte.
    »Sind Sie mit ihm verabredet ?« fragte sie mit träger Stimme.
    »Nein«, sagte ich. »Aber Mr.
Ryan wird mich wahrscheinlich trotzdem empfangen. Ich heiße Rick Holman .«
    »Mr. Ryan empfängt niemanden
ohne vorhergehende Terminvereinbarung .«
    »Sie sollten ihm vielleicht
freie Wahl lassen«, schlug ich vor.
    »Niemanden«, wiederholte sie
mit selbstgefälligem Behagen, »ohne Vereinbarung .«
    »Okay.« Ich zuckte kunstvoll
die Schultern. »Aber es wird Darryl nicht zusagen .«
    »Darryl?« Ihre Augen quollen derartig
hervor, daß sie vielleicht Glück gehabt hatte, ihre blauen Kontaktlinsen zu
vergessen. »Sind Sie bei der Twentieth Century, Mr. Holman ?«
    »Wenn Sie solche Fragen stellen
müssen, Mädelchen «, sagte ich immens gut gelaunt,
»sind Sie vermutlich verdammt neu in der Branche. Wie?«
    Sofern sie tatsächlich die
Marke Blickfang trug, sorgte sie durch langes, tiefes Atemholen aufs beste dafür, daß der Büstenhalter seinem Ruf entsprach.
»Ich bin seit sechs Monaten hier, Mr. Holman .« Ihre Stimme war so sehr von übertriebener Süßigkeit erfüllt,
daß selbst eine Biene vor Neid erblaßt wäre. »Ich
werde Mr. Ryan gleich Bescheid sagen .«
    »Danke .«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Mr. Holman .« Ein weiterer schneller,
aber noch immer tiefer Atemzug, und dann ließen mir die heftig auf und nieder
wippenden Augenwimpern völlig unverschlüsselte Botschaften zukommen. »Ich tue
alles für Sie, Mr. Holman , alles .« Das Gekicher sollte sexy und zugleich vertraulich klingen, aber es war einfach
schrill und mißtönend . »Beverley Britton — meine
Nummer steht jetzt zum Glück im Telefonbuch. Rufen Sie an, wann immer Sie
wollen, Mr. Holman , jederzeit .«
    Ich seufzte leise. »Tausend
Dank. Aber was Mr. Ryan anbetrifft — Sie wollten ihn doch wissen lassen, daß
ich hier bin ?«
    »Oh, natürlich.« Sie kicherte
erneut. »Ich bin dumm, nicht wahr ?«
    »Ja«, sagte ich schlicht.
    Etwa zwanzig Sekunden später
trat ich in Barney Ryans Büro, und er begrüßte mich so überschwenglich ,
daß ich einen flüchtigen Augenblick lang beinahe glaubte, ich hieße in der Tat
Darryl.
    »Rick, Baby?« Er ergriff meine
Hand und pumpte mit solch muskulösem Enthusiasmus an meinem Arm, daß ich mich
fragte, ob er wohl erwartete, Öl aus meinem Mund schießen zu sehen. »Wir haben
uns lange nicht mehr gesehen, mein Junge! Zu verdammt lange nicht mehr, Baby,
nicht? Zwei Jahre. Stimmt’s ?«
    »Drei.« Ich zog meine Hand
vorsichtig zurück. »Sie sind in der Welt vorangekommen, Barney .«
    »Ich habe Glück und ein paar
Chancen gehabt«, sagte er mit kleidsamer Bescheidenheit. »Wie wär’s mit etwas
zu trinken ?«
    »Bourbon mit ein bißchen
Wasser, danke«, sagte ich.
    »Sofort! Setzen Sie sich
hierhin«, er drängte mich in einen eleganten antiken Sessel, der eine Imitation
war, aber eine teure Imitation, »während ich zu meiner Schatzkammer hinübergehe
und etwas von Ihrem Lieblingsgift mixe .«
    Ich sah zu, wie er zu der
glänzenden Barschrank-Eisbox-Kombination hinüberging, die in die Wand eingebaut
war, und überlegte, daß der Erfolg Barney Ryan nicht
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