Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
haben herzhaft gelacht, als wir später dieses Bild betrachtet haben. Anne und Hermann haben sich ebenfalls prächtig amüsiert. Wir haben uns das Bild nämlich an dem Abend angesehen, als ich bei Lieke in Dorsten war.«
    Marie und Stephan sahen sich an.
    »Es geht also nicht um seltene Erden und irgendwelche Absprachen in der deutschen Industrie?«, hakte Stephan nach, sich dessen bewusst, eine Frage gestellt zu haben, die sich soeben erübrigt hatte.
    »Nein, es war nur eine Probe von Yong Fang. Ein chinesischer Zauberer, der die Zeit im Stau genutzt und uns dabei kostenlos unterhalten hat. Wie kommen Sie denn auf seltene Erden, Herr Knobel?«, staunte Dr. Seuter. »Es ging darum, wie man Tischtennisbälle verschwinden lässt …«
    Stephan winkte ab. Er faltete das Bild zusammen und steckte es ein.
    »Wussten Anne und Hermann vom Verlauf ihres letzten Abends mit Lieke?«, fragte er abschließend.
    Seuter nickte. Ich habe es ihnen gesagt, als mich Anne am nächsten Tag anrief, um mir zu sagen, dass Lieke verunglückt war. Sie schrie mich an, wie mich noch niemand im Leben angeschrien hatte. Und sie hatte so recht!«
    Plötzlich sprang Seuter wie ein Getriebener wortlos auf, rannte zu seinem Auto und fuhr mit seinem silbernen Mercedes rasant davon. Er raste auf den Schienen des ihm vertrauten Lebens weiter, ohne dass er das Leben gewann. Die Sonne stand nun höher am Himmel. Seuter fuhr ihr entgegen, ohne dass ihn die Sonne beschien.
    »Ich sollte alles Ylberi erzählen«, meinte Stephan, »aber ich darf es wegen der Schweigepflicht nicht.«
    Er nahm sein Handy zur Hand, wählte Anne van Eycks Nummer und wartete. Als sie sich nicht meldete, sandte er ihr wütend eine SMS: ›Sie haben mich belogen. Stichworte: Greifenstein, Alexander Seuter, Liekes Tod. Werde das Mandat niederlegen. Erwarte Ihre Stellungnahme.‹
    Stephan vergewisserte sich, dass die Nachricht versandt worden war. Anne van Eyck und ihr Mann hatten ihn und Marie getäuscht. Aber welchen Sinn machte es, dass sie nach einem Verbrechen an Lieke forschen ließen, von dem sie wussten, dass es nie stattgefunden hatte?

28
    Wanninger hatte bis vier Uhr früh geschrieben. Er hatte seine Geschichte mit dem Tod von Lieke van Eyck begonnen, die während ihrer Arbeit bei ThyssenKrupp Kenntnis von den geheimen Absprachen bekommen hatte, die diesem, vielleicht auch noch anderen Unternehmen vorbei an den offiziellen Märkten und der Politik Zugriff auf die seltenen Erden sichern sollte, auf denen China saß, entweder im eigenen Land oder kraft gesicherter Schürfrechte an den afrikanischen Vorkommen. Auf Seiten des Unternehmens ThyssenKrupp war zumindest der Vorstandsvorsitzende Dr. Fyhre beteiligt, der nachweislich Kontakt zu einem Drauschner hatte, der seinerseits zweifelsfrei Mittelsmann zu chinesischen Rohstoffhändlern war, von denen er zumindest einen nahe der Autobahn A 45 in Höhe der Burg Greifenstein, wahrscheinlich aber auch noch weitere, geschützt durch die Fassade einer Aufführung des Meistercellisten Yo-Yo Ma im Dortmunder Konzerthaus, getroffen hatte. Wanninger hatte die Anbahnung des dortigen Treffens in der Tiefgarage empfindlich gestört, aber es lag auf der Hand, dass Wanninger das kriminelle Gebaren nicht würde stoppen können. Er selbst war in das Fadenkreuz dieser Organisation geraten, nachdem ihm ein Informant, der aus dem inneren Zirkel der Macht des Unternehmens stammte, mit Hinweisen versorgt hatte, denen Wanninger nachgegangen war und die er alle verifizieren konnte. Er erhielt nicht nur den Bildbeweis über das Treffen Drauschners mit dem Chinesen an der Autobahn, sondern auch den Hinweis auf ein geplatztes Treffen der führenden Köpfe dieser Organisation am 16. Dezember in der Villa Wolff in Bomlitz nahe Walsrode. Der Zeuge Sascha Sadowski war glaubwürdig, seine Schilderung glaubhaft und der Umstand, dass der geheimnisvolle Gast, der zweifelsfrei Drauschner sein musste, im Ergebnis 6.000 Euro für nichts gezahlt hatte, der schlagende Beweis, das Geld keine Rolle zu spielen schien, wenn es darum ging, an abgelegenen Orten unbeobachtet von der Öffentlichkeit fragwürdigen Geschäften nachzugehen. Wanninger gab die Schilderung Sadowskis über den Verlauf des Abends jenes denkwürdigen 16. Dezember in der Villa Wolff so detailgenau wieder, als es ihm möglich war. Wanninger schilderte auch die Einbrüche auf dem Hof in Dorsten. Der erste Einbruch war ersichtlich eine Tat des Informanten, der – ebenso wie der von ihm an Wanninger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher