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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Wanninger zunächst auf Abstand zu halten. Wanninger hatte Hermann unseres Wissens nie persönlich gesehen. Er konnte ihn eigentlich nur aus damaligen Medienberichten kennen, die ein Foto von meinem Mann zeigten, der damals noch keinen Bart trug. Wanninger hatte auch Franz nie persönlich gesehen. Er kannte ihn nicht einmal von irgendeinem Foto. Er hatte nur in Erfahrung gebracht, dass Hermann einen Bruder namens Franz Gustendorf hat. Ein persönliches Treffen mit Wanninger konnte Franz bislang immer abwenden. Es gab lediglich etliche Telefonate, die ausschließlich von Wanninger ausgingen.«
    »Und dann kam Ihnen eine Idee …«, meinte Stephan.
    »Eher kam Franz die Idee«, korrigierte Anne van Eyck. »Er hatte bei einem Besuch bei uns in Dorsten das Foto gesehen, dass Lieke geschossen hatte, als sie mit Alexander nach Frankfurt gefahren war und die beiden in einen fürchterlichen Stau gerieten. Sie kennen ja das Bild.«
    »Ich kenne jetzt auch den chinesischen Zauberer«, nickte Stephan.
    »Und Sie kennen den Mann, der auf dem Bild rechts zu sehen ist«, sagte Anne van Eyck. »Irgendein Autofahrer, der sich ebenfalls auf der Wiese die Wartezeit vertrieb und dem Zauberer bei seinen Proben zuschaute.«
    »Der vermeintliche Herr Drauschner«, ergänzte Stephan.
    »Der von seiner Statur her jedoch meinem Schwager Franz sehr ähnlich sieht«, ergänzte Anne van Eyck. »Es bedurfte lediglich noch der Stoppelhaare und der Nickelbrille. Schon hatten wir die wesentlichen Merkmale des unbekannten Autofahrers kopiert. Da man den Mann rechts neben dem Zauberer auch nicht in allen Details erkennt, ähneln er und mein Schwager Franz oberflächlich einander wie ein Chinese dem anderen.«
    »Lustiger Vergleich! – Also wurde Herr Drauschner geboren«, verstand Stephan.
    »Und mit ihm die Geschichte einer Verschwörung, die vermutlich in der Vorstandsetage von ThyssenKrupp ihren Ausgangspunkt hat«, bestätigte Anne van Eyck nicht ohne Stolz.
    »Es begann mit dem dubiosen Treffen in der Villa Wolff in Bomlitz, einem Haus, das wir bei der Hochzeitsfeier eines befreundeten Ehepaares vor einigen Jahren zufällig kennengelernt haben. Eine Industrievilla, in der man die Aura vergangener Tage schmeckt. Beste Kulisse für ein konspiratives Treffen. Franz hat eine fulminante One-Man-Show hingelegt, die uns immerhin 6.000 Euro gekostet hat«, erklärte Hermann van Eyck. »Wir haben Franz am Abend des 16. Dezember in die Nähe der Villa gefahren. Zurück hat er vereinbarungsgemäß ein Taxi bis zum Flughafen Hannover benutzt. Dort haben wir ihn wieder abgeholt. Franz hat hervorragend gespielt und wirklich alles getan, damit dem lieben Herrn Sadowski alles in präziser Erinnerung blieb. Er hat lediglich seine Stimme etwas verändert und diese beibehalten, weil ja klar war, dass Franz in seiner Rolle als Drauschner irgendwann mit Wanninger sprechen würde. Er sollte Franz nicht an seiner Stimme erkennen.«
    »Dann kam der Einbruch in der Nacht vom 7. auf den 8. März«, knüpfte Stephan an.
    »Eine gute Leistung von mir selbst«, lobte Hermann van Eyck, »denn die Spurenlage war nicht einfach zu konstruieren. Anne hatte mich am Abend des 7. März im Auto mit vom Hof genommen. Es hatte gerade zu schneien begonnen. Also bestand die Hoffnung, dass wir eine richtige Schneedecke bekamen. Während Anne weiter zum Supermarkt fuhr, bin ich auf der Straße ausgestiegen und habe meine Schuhe gegen solche mit der Größe 48 getauscht, die mir natürlich zu groß sind. Ich habe die Zwischenräume mit Stoff gefüllt und mir einen Rucksack aufgesetzt, der mit Steinen gefüllt war. In dieser Montur wartete ich zwei oder drei Stunden. Anne war zwischenzeitlich allein mit dem Wagen auf den Hof gefahren und ins Haus gegangen. Irgendwann bin ich dann über die Zuwegung zum Haus gelaufen, habe den Einbruch in Liekes Wohnung simuliert, mit Handschuhen die Scheibe eingeschlagen und in der Wohnung eine überschaubare Unordnung geschaffen. Dann bin ich wieder in derselben Montur zurück zur Straße. Es war der ungemütlichste Teil unseres ganzen Schauspiels, weil ich die ganze Nacht im Freien verbracht habe. Die Ballastgewichte und die Schuhe habe ich in einer Tüte mit mir herumgetragen und ein Stück weit vom Hof versteckt. Mit meinen normalen Sachen stand ich dann morgens an der Straße, als Anne die Polizei geholt und sich zu mir an die Straße gestellt hat.«
    »Das waren sozusagen die ersten Akte«, sagte Anne van Eyck und übernahm die weitere Schilderung.
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