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Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Titel: Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
Autoren: Stefan Wolf
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Gefahr im Verzug war, begriff der Postbote. Er warf sich
herum und stolperte hinaus.
    Im Durchgang zum Hinterhof
hatte Tim ihn am Kragen. Froggensäh wehrte sich. Aber mit einer
Ju-Jutsu-Technik drehte ihm Tim die Arme auf den Rücken und dirigierte ihn
zurück zu seiner Schmuddelbehausung. Das dauerte. Froggensäh erschwerte seine
Festnahme, indem er sich immer wieder fallen ließ. Tim musste ihn jedes Mal
loslassen, um ihm nicht die Schultergelenke zu brechen. Kurz vor der
Wohnungstür wurde dem Postboten übel. Er übergab sich und taumelte schließlich
in seine Wohnung.
    Hier herrschte Aufregung.
    „Tim, du glaubst es nicht!“,
rief Gaby. „Papi und Wespe sind bei Claudia M. Das mit der Schlange stimmt.
Claudia wurde gebissen. Als sie schlief. Aber sie konnte um Hilfe schreien,
bevor sie bewusstlos wurde.“ Gaby berichtete. Dann: „Der Notarzt war sofort da.
Er hat die Schlange als junge Mamba identifiziert und gleich das Gegengift aus
der Giftzentrale besorgt. Claudia ist außer Gefahr. Sie bleibt zwar heute Nacht
im Krankenhaus, wird aber morgen nach Hause entlassen.“
    „Jetzt geht’s um den
Schlangendieb“, sagte Tim. „Der ahnt ja nicht, dass wir — und damit die Polizei
— den erpresserischen Brief haben. Der Verrückte geht davon aus, dass Scheffel
ihn erhalten hat und sich einlässt auf den Deal. Denn die Invasion (feindlicher
Einfall ) der Schlangen wäre das Ärgste. Wäre ja tatsächlich katastrophal
für einen Wohnpark-Betreiber. Dein Vater, Gaby, wird dem Schlangendieb eine
Falle stellen. Dann waltet Gerechtigkeit und Enrico Sabajoni kriegt seine
Reptilien zurück.“
    Sie warteten auf die
Streifenwagen. Froggensäh war in einem Sessel eingeschlafen, schnarchte und
roch wie eine ungelüftete Eckkneipe. Contrechien starrte ihn wütend an und
bejammerte dann sein Knie — immer im Wechsel. Die Streifenwagen brauchten elf
Minuten und 18 Sekunden. Und bei ,Kurti’ blieb eine Rechnung offen über acht
große Schnäpse.
     
    *
     
    Ein neuer Tag. Neue Gefühle.
Jedenfalls für Kevin F. Gastheym. Das F stand für Friedemann und wurde
schamhaft verschwiegen. Er befand sich in seiner Wohnung in der Karl-Walter-Besenrein-Straße
und hatte sich ein Frühstück bereitet von geradezu unzüchtigem Ausmaß. Aber nur
für sich. Nie wieder für Claudia M. Nein! Und abermals nein! Seine Liebe war
umgeschlagen. In Hass. Sie hatte ihn gedemütigt, diese Person! Hatte seine Verehrung
mit Füßen getreten! Hatte sich Polizeischutz geholt, um ihn — ihren glühendsten
Fan — von sich fern zu halten. Eine Beleidigung! Dieses Weibsstück war’s nicht
wert, dass er mit jeder Faser seiner Seele Opfer gebracht hatte auf dem Altar
einer großen Fiebe. Pfui Spinne! Aus tiefstem Herzen wünschte er nun, dass
jeder ihrer Filme ein Misserfolg werde. Er, Kevin F. Gastheym, werde sich
jedenfalls keine Kinokarte kaufen. Und auch jedem davon abraten.
    Er hatte keinen Appetit. Das
Frühstück breitete sich vor ihm aus wie eine kulinarische Fandschaft. Aber er
trank nur Milchkaffee nach italienischer Art und musste davon rülpsen. Böse
starrte er die Fotos an. Sie bedeckten die Wände seines Wohnzimmers — von oben
bis unten. Fotos von Claudia. Aus Zeitungen, Zeitschriften,
Klatsch-und-Tratsch-Magazinen, aus allen Publikationen, die es für nötig
halten, seitenlang und reich bebildert über eine mittelmäßige, gleichwohl
attraktive Darstellerin zu berichten. Etliche Fotos waren von ihm gerahmt
worden und mit Blumen geschmückt.
    Nachher, dachte er, kommt alles
in den Müll.
    Er war 49 und hatte eine
Karriere als Zirkusartist, als Trapezkünstler hinter sich. Der ‚Fliegende
Adler’ war zwar nicht gerade ein Begriff gewesen in aller Welt, aber eine
solide dass-der-Atem-stockt-Nummer am Hochtrapez. Immer ohne Netz. Diese
Kühnheit war dann auch der Grund für die Frührente gewesen. Absturz. Anbruch
der Wirbelsäule. Haarscharf an Lähmung und Rollstuhl vorbei. Gesundung, aber
keinen Bock mehr auf Zirkus. Seitdem lebte er von seiner Invalidenrente und
vertrieb sich die Zeit damit, indem er Frauen ausspähte — immer Frauen aus dem
öffentlichen Leben — , an denen er seine Sehnsüchte festmachen konnte. Vor
Claudia hatte er eine Eiskunstläuferin aufdringlichst verehrt. Davor eine
olympische Kugelstoßerin, die trotz ihrer 100 Kilo Lebendgewicht recht hübsch
war. Diese Liebeskrankheit hatte geendet, als ihm die Kugelstoßerin eine
fürchterliche Ohrfeige verpasste.
    Gastheym war klein wie die
meisten Kunstturner,
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