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Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Titel: Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
Autoren: Stefan Wolf
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Armlängen entfernt das Seil. Es hing herab von der Kante des Flachdachs.
    Klettermaxe!, dachte Tim. Oder
Trapez-Künstler. Wie hat er sich genannt? Der fliegende Adler. Der Typ hat
wirklich ‘nen Hau im Hutständer.
    Er blickte umher. Der Wohnpark
SONNENSEITE bestand aus vier Gebäuden. Alle sechsstöckig, elegant, mit viel
Glas und Stahl. Sie bildeten ein Viereck, waren parterre verbunden mit
verglasten Wandelgängen. Der weitläufige Innenhof war ein grüner Park mit
Bäumen, Teichen, Ziersträuchern, plätschernden Brunnen und bekiesten Wegen. Wer
als Anwohner nicht in die schnöde Welt hinaus wollte, konnte sich hier im
Grünen ergehen. Auch Besucher durften. Für den Rest der Menschheit war off
limits (Sperrzone).
    „Angesichts der Turnerei“,
sagte Tim, „tippe ich auf Gastheym.“
    „O Gott!“, stöhnte Claudia.
    Wespe nickte. „Gute Idee,
Häuptling. Den nehmen wir uns vor.“
    Tim ging in die Diele. Es gab
nur eine Tür zu der Wohnung. Und heute Nachmittag war ein Schlosser da gewesen
und hatte Claudias Wünschen entsprochen. Drei zusätzliche Sicherheitsriegel!
Dazu Stahlblechverstärkung an den Türkanten.
    Hm!, dachte Tim abermals und
versuchte einen nebligen Gedanken zu fassen. Irgendwas stimmt hier nicht.
    Im Wohnraum sagte Wespe: „Sie
schlossen also die Tür auf, Claudia, und stutzten sofort, weil überall die
Lampen brannten. Sie und Herr Kwotinger sahen sogleich das zertrümmerte
Fenster. Der Zweitschlüssel für die Wohnung hing hinter der Tür an seinem
Platz.“
    „Ja, genau so“, nickte Claudia.
    Tim erbot sich, aufs Dach zu
steigen — über die Feuertreppe — und holte das Seil. Oben sah er sich um. Aber
dort versteckte sich niemand. Als Tim zurückkam mit dem aufgerollten Seil,
prüfte Wespe die Tür. Und kam zu dem Ergebnis, die sei jetzt so sicher wie ein
Gefängnistor.
    Als sie sich schließlich
verabschiedet hatten und auf dem Flur standen — auch Frau Kwotinger-Leychtfein
war gekommen und holte ihren Mann ab — hörte Tim, wie Claudia M. ihre Wohnung
verrammelte.
    Weil nicht alle Personen in den
Lift passten, nahmen TKKG die Treppe. Wespe wartete unten auf sie. Tim hatte
zwar einen Arm um seine Freundin gelegt, starrte aber grübelnd zu Boden.
    Gaby piekte ihn in die Rippen.
„Heh, Häuptling, woran denkst du?“
    „Wespe sieht vor lauter
Verliebtheit die Fakten nicht.“
    „Heh, heh!“, meinte Wespe. „Ich
sehe alles. Und jetzt fahren wir zu Gastheym.“
    Tim grinste. „Ich wette, es
gibt gar keinen Einbrecher. Gastheym war sicherlich den ganzen Abend zu Hause.
Amigos, die Sache ist arrangiert. Ich will ja nichts behaupten. Aber das Ganze
sieht aus wie ein Reklametrick für den Film. Was mich allerdings wundert, weil
die gestrige Sache schon ziemlich heftig war. Aber vielleicht denkt man in
dieser Branche, dass es so noch mehr hermacht.“
    „Du spinnst“, sagte Wespe.
    „Vonwegen! Guck doch mal die
Fakten an! Der Täter wäre also eingedrungen durchs Fenster — halsbrecherisch.
Na, schön! Gastheym könnte es wahrscheinlich. Aber er müsste ja blöd sein, wenn
er auf demselben Wege türmt, wo ihm doch der Wohnungsschlüssel vor der Nase
hängt — nämlich der Zweitschlüssel hinter der Tür. Warum benutzt Gastheym nicht
den Lift? Oder die Feuertreppe? Auch uns hat niemand gesehen, als wir kamen. In
diesem Wohnbunker geht’s doch zu wie in einem Mausoleum.“
    „Eigentlich logisch“, nickte
Karl. „Aber vielleicht wurde er überrascht von den beiden — bevor er machen
konnte, was auch immer er machen wollte. Und so blieb nur der Fluchtweg durchs
Fenster.“
    „Nein, Karl. Die beiden kamen
rein und haben sofort das zertrümmerte Fenster entdeckt. Niemand hing am Seil.
Außerdem ist der Abstand zwischen Seil und Fenster sehr groß. Man müsste
prüfen, ob das überhaupt geht: sich einfach so reinschwingen, mit dem Rücken
voran durch die Scheibe. Anders herum ist es nämlich nicht zu empfehlen. Das
Gesicht könnte zu Hackfleisch werden.“
    Gaby sah Tim an und registrierte
das Leuchten in seinen graublauen Augen. „Häuptling, du machst das nicht.“
    „Aber Pfote! Früher habt ihr
mich Tarzan genannt — wegen meiner Kletterkünste.“
    „Du machst das nicht! In
sechsstöckiger Höhe! Und wer weiß, ob das Seil hält.“
    Tim küsste seine Freundin auf
die Nasenspitze. „Es hält, Pfote! Null Risiko.“
     
    *
     
    Endlich! Gastheym kroch aus dem
Wandschrank, reckte sich, stellte den Lederrucksack auf den Boden und zog die Strumpfmaske
aus der Tasche.
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