Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachensturm

Titel: Drachensturm
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
bist wie andere, die dein bedauernswertes Schicksal teilen. Es waren tatsächlich Pfeile, aber sie konnten nicht einmal in Marduks Schuppen eindringen, geschweige denn unseren Rüstungen etwas anhaben. Unsere Vorsicht scheint wirklich übertrieben gewesen zu sein, und Pizarros Berichte waren zutreffend. Es stimmt wohl, was man in Spanien annahm.«
    » In Spanien?«, fragte Mila nach, als der Hochmeister verstummte.
    Er seufzte. » Weißt du, warum man unseren Orden mit allen Drachen, die ihm noch geblieben sind, in die Neue Welt sandte, Mila?«
    Sie runzelte die Stirn, denn sie verstand seine plötzliche Niedergeschlagenheit nicht. » Wir sind hier, um die Ordnung in den neu eroberten Ländern zu sichern und die Rechte des Kaisers zu wahren«, antwortete sie.
    » Nun, so oder ganz ähnlich steht es in den prachtvollen Urkunden, die Kaiser Karl uns aushändigen ließ: Wir wurden geschickt, um Recht und Ordnung zu verteidigen. Die Wahrheit ist jedoch, dass wir in der Alten Welt nicht mehr viel zählen, Mila. Die Zeiten, in denen unsere Feinde tödliche Furcht vor uns empfanden, sind vorüber, seit Arkebusen und Drachenbüchsen die Schlachtfelder beherrschen. Der Kaiser hat seine Landsknechte – seine Drachenritter braucht er nicht mehr«, schloss er bitter.
    » Aber Onkel!«, rief Mila erschrocken. » Haben diese Drachenritter nicht soeben im Namen des Kaisers einen glänzenden Sieg errungen?«
    » Einen glänzenden Sieg, ja, an einem weit entfernten Ort. Vor zwei Monaten war es noch unsere Aufgabe, das Recht in allen Kolonien zu wahren, jetzt sind wir ausgesandt, einen einzigen Konquistador bei seinem Feldzug zu unterstützen. Zu unterstützen, Mila. Wir sind doch sogar seinem Befehl unterstellt!«
    Mila zögerte, dann sagte sie: » Wenn ich mich recht erinnere, lautete Pizarros Wunsch doch, dass wir dieses Land nur weiter erkunden. Von Schlachten und Eroberungen war doch gar nicht die Rede.«
    Ihr Onkel antwortete mit einem Lächeln in der Stimme: » Ich denke, der Erfolg rechtfertigt unser Handeln. Don Francisco soll ruhig merken, dass wir nicht seine Laufburschen sind. Es war ein guter Sieg, wenn auch gegen einen sehr unterlegenen Gegner, und jetzt haben wir eine erste Festung unter unserer Kontrolle.«
    » Eine ganze Stadt, Onkel, eine ganze große Stadt. Dietmar meinte, sie sei größer als Sevilla!«
    » Das mag sein, aber offensichtlich mangelt es ihr sehr an Kriegern«, meinte der Hochmeister, und auch das schien ihn zu stören.
    » Umso weniger verstehe ich, dass du dir solche Sorgen machst, Onkel«, rief Mila.
    Ihre feinen Ohren nahmen schon eine Weile das Klirren von Eisen wahr. Einer der Ritter näherte sich. Der leichtfüßige Schritt ließ sie vermuten, dass es Don Rodrigo de Henares war.
    Dem Hochmeister des Drachenordens entrang sich ein etwas gequält klingendes Lachen. » Wundert dich das wirklich, Mila? Der Sieg war leicht, doch glaube ich kaum, dass es so leicht bleiben wird. Wir haben einen Krieg gegen ein gewaltiges Reich begonnen, und wir wissen nur wenig über den Feind. Er muss stark sein, denn sein Reich erstreckt sich über hunderte, vielleicht tausende Leguas, und doch herrschte in jedem Ort, den wir bisher aufgesucht haben, die vollkommenste Ordnung, und die Eingeborenen fürchten ihren Herrscher. Wie hat er das erreicht? Und über wie viele Menschen und wie viele Krieger verfügt er? Allein in dieser Stadt müssten doch zehntausende Menschen wohnen, Menschen, die auch mit Steinen und Knüppeln kämpfen und uns durch ihre reine Zahl erdrücken könnten. Wir sind doch nur eine Handvoll Ritter.«
    » Dreizehn Ritter, die auf dreizehn mächtigen Drachen sitzen«, fügte eine helle Stimme hinzu, die von der Tür kam. Mila schien es, als würde es wärmer im Raum werden, als der junge Hidalgo ihn betrat.
    » Ah, Don Rodrigo, Ihr seid bereits zurück. Was könnt Ihr mir melden?«, fragte der Hochmeister und klang plötzlich wie ausgewechselt.
    » Zunächst bitte ich um Entschuldigung, dass ich Eure Unterhaltung mit der Condesa unterbreche, Don Maximilian. Ich bin sicher, es ist um ein Vielfaches angenehmer, mit Eurer reizenden Nichte zu plaudern, als sich die immer gleichen, langweiligen Berichte von dieser einseitigen Schlacht anzuhören. Und ich hoffe sehr, dass es mir selbst bald vergönnt ist …«
    » Ich weiß Eure Höflichkeit sonst sehr zu schätzen, Rodrigo«, unterbrach ihn der Hochmeister, eine Spur zu schroff, wie Mila fand, » aber vergesst mir nicht Eure dringendsten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher