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Drachensturm

Titel: Drachensturm
Autoren: Torsten Fink
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karg wie hier war das Essen nie.«
    » Wir darben gerne, wenn es dem Sohn der Sonne hilft, sein Recht zu erlangen und diesen Krieg zu gewinnen«, versicherte Qupay eifrig.
    » Aber es ist ja nicht nur wegen des Krieges«, ergänzte Kemaq.
    Qupay warf ihm einen warnenden Blick zu, aber Jatunaq seufzte und sah zum wolkenlosen Himmel auf, der sich bereits in düsterem Rot zeigte: » Ich weiß, die Trockenheit.«
    » Das dritte Jahr«, sagte Kemaq schnell. Er war froh, endlich Unterstützung zu finden, denn Qupay, der ein Priester des Sonnengottes Inti war, wollte davon nichts hören. Kemaq war sich allerdings sicher, dass er sich nicht gegen Jatunaq stellen würde, und tatsächlich rieb sich Qupay nur missmutig die stumpfe Nase und sagte: » Jetzt, wo der Krieg vorbei ist, wird der Regen bald kommen.«
    » Habt ihr denn gute Zeichen gesehen?«, fragte Jatunaq neugierig.
    Aber Qupay murmelte nur ausweichend und verwies auf die unendliche Gnade und Macht des großen Inti. Dann räusperte er sich, blickte Kemaq vorwurfsvoll an und sagte: » Du bist übrigens gesehen worden.«
    » Was hast du denn jetzt wieder angestellt, kleiner Bruder?«, fragte Jatunaq mit mildem Spott.
    Kemaq zuckte mit den Achseln.
    » Er ist gesehen worden, als er mit den Steinen am alten Huaca sprach. Mit bestimmten Steinen«, setzte Qupay mit Nachdruck hinzu.
    Kemaq fühlte sich unbehaglich. Er war es inzwischen gewohnt, dass er es Qupay nicht recht machen konnte, seit dieser in Intis Tempel diente, aber an der Meinung Jatunaqs lag ihm viel, und er war sich nicht sicher, wie dieser die Sache sehen würde.
    Der Krieger lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. » Ich nehme an, du meinst die Bilder auf der Rückseite des alten Huaca?«
    Qupay nickte. » Ich frage mich, ob ich dem Hohepriester nicht davon berichten sollte …«
    Jetzt war Kemaq wirklich beunruhigt. » Es ist noch nicht so lange her, da war es uns erlaubt, zu Tamachoc zu beten«, erklärte er trotzig.
    » Doch damit haben wir Inti verärgert. Es ist kein Wunder, dass es nicht mehr regnet«, erwiderte Qupay scharf. » Wirklich, ich sollte es dem Hohepriester sagen, wenigstens, damit er die alten Bilder ausmeißeln lässt.«
    » Das darfst du nicht!«, rief Kemaq erschrocken.
    » Seit wann sagt ein Läufer einem Priester, was er nicht darf, kleiner Bruder?«, fragte Qupay höhnisch.
    » Seit er einen älteren Bruder hat, der ihm davon abrät«, erklärte Jatunaq bestimmt. » Ich würde es ungern sehen, wenn du unserem Kleinen Ärger bereitest«, fügte er begütigend hinzu.
    » Dann rede du mit ihm und mach ihm begreiflich, dass die Zeiten der Regenschlange vorüber sind! Weißt du, wie es aussieht, wenn mein eigener Bruder dem verbotenen Kult huldigt? Ich bin ein Priester des Inti! Und ich bin kein Sohn des Sonnenvolkes und muss mich doppelt anstrengen, wenn ich das Gleiche erreichen will wie einer von ihnen!«
    Ein warnender Blick von Jatunaq hinderte Kemaq daran, seinem aufwallenden Zorn Luft zu machen. Der Krieger kratzte sich dann ausgiebig an seiner Narbe und meinte schließlich: » Dann solltest du es ihnen besser nicht erzählen, oder?«
    Qupay fuhr ihn wütend an: » Ich weiß schon, dass du ihn immer beschützen willst!«
    Aber seine Wut schien an dem älteren Bruder einfach abzuperlen. Jatunaq lächelte sehr breit und sagte: » Ich hoffe doch sehr, dass ich hier nicht einen meiner kleinen Brüder vor dem anderen retten muss.«
    Qupay öffnete den Mund, stand auf und verschwand mit schnellen Schritten im Inneren der Hütte. Bald hörten sie ihn mit der Alten schimpfen, die sich jedoch nichts gefallen ließ.
    » Viel hat sich hier während meiner Abwesenheit wirklich nicht geändert«, meinte Jatunaq lächelnd. Dann wurde er wieder ernst. » Er hat aber nicht Unrecht, kleiner Bruder. Es ist verboten.«
    » Tamachoc war der Gott unserer Ahnen«, widersprach Kemaq vorsichtig.
    » Doch das Sonnenvolk kam, und ihr Gott Inti besiegte Tamachoc. So ist es nur recht und billig, dass er über uns herrscht.«
    Kemaq hätte nicht gedacht, dass auch Jatunaq die Regenschlange inzwischen aufgegeben hatte. » Aber haben sie nicht auch früher eine gefiederte Schlange verehrt?«, wandte er vorsichtig ein.
    » Viracocha erschien einst in Gestalt einer Schlange«, bestätigte Jatunaq. » Und sie verehren ihn noch, denn er hat die Welt erschaffen. Aber Inti ist der Herr dieser Welt. Wie könnte es anders sein? Spürst du nicht die Macht, die er besitzt? Wenn er uns nicht gewogen
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