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Drachensturm

Titel: Drachensturm
Autoren: Torsten Fink
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Marduk schien es nicht eilig damit zu haben, Höhe zu gewinnen.
    » Wo steckt Behemoth? Das Tor!«, fluchte der Hochmeister jetzt.
    » Ich sehe es«, brummte Marduk.
    Schlagartig nahmen Hitze und Lärm ab, sie mussten über die Stadtgrenze hinausgeflogen sein. Der Drache schwenkte in eine weitere elegante Kurve ein; mit zwei, drei Schlägen seiner riesigen Flügel stieg er schnell höher.
    » Was ist denn, Onkel?«, fragte Mila, die sich ihrer Blindheit selten so sehr bewusst war.
    » Behemoth sollte das Tor dieser Festung dort einnehmen, solange es noch unverteidigt war, jetzt ist es von vielen Kriegern besetzt«, erklärte ihr Großonkel.
    » Soll ich mich darum kümmern?«, fragte die dunkle Stimme des Drachen.
    » Nein, mein Freund«, rief der Hochmeister, » aber ich sehe Nabu dort drüben. Ruf ihn.«
    Marduk brüllte kurz heiser auf. Ein zweites Brüllen, gar nicht weit entfernt, antwortete.
    » Don Rodrigo!«, rief der Hochmeister, und Mila hörte, dass er den Trichter benutzte, um seine Stimme zu verstärken. » Das Tor dort, brecht ihren Widerstand! Wir geben Euch Deckung.«
    Dieses Mal war es nicht der Drache, sondern sein Reiter, der mit einem Schrei antwortete. Es klang beinahe wie ein Jubelruf. Aber vielleicht stammte er auch von einem der beiden jungen Waffenknechte, die mit dem Ritter auf Nabu saßen. Das inmitten der Schlacht unpassend scheinende Jauchzen wurde rasch leiser, und Mila hörte, dass sich der Flügelschlag des anderen Drachen entfernte.
    » Ihm nach, Marduk«, rief der Hochmeister, aber das war gar nicht nötig, denn Marduk verlagerte bereits sein Gewicht, um einen neuen Kurs einzuschlagen. Seine mächtigen Schwingen schnitten mit leisem Pfeifen durch die Luft. Für einen kurzen Augenblick gab es nur noch den Wind, aber dann hörte Mila das heisere Fauchen eines Flammenstrahls und das vielstimmige Geschrei von Menschen.
    » Er verschafft sich nur Platz«, rief Dietmar, der alte Diener des Hochmeisters, der sich hinter Mila an den Sattel klammerte. Sie erkannte an seiner Stimme, wie verkrampft der Mann war. Auch er war für gewöhnlich nicht dabei, wenn die Drachenritter in den Kampf zogen.
    » Was passiert dort unten, Dietmar?«, fragte Mila nach hinten.
    » Nabu ist auf dem Tor dieser Festung gelandet, Comtesse, aber niemand wagt es, ihn oder seine Reiter anzugreifen.«
    Marduk flog eine enge Schleife. Ein donnerndes Krachen stieg von unten auf.
    » Gute Arbeit«, rief der Hochmeister hinab, und aus der Tiefe antwortete das helle Lachen Don Rodrigos.
    » Der Drache, er hat die Torflügel mit seinem Schwanz zerschmettert, und jetzt fliehen auch die letzten Verteidiger dort unten in alle Richtungen«, erklärte Dietmar, als sich Mila fragend umwandte.
    Ihr Onkel drehte sich zu ihr um und rief: » Keine Angst, es ist so gut wie überstanden.« Dann wandte er sich an den Drachen. » Marduk, ruf deine Brüder zurück. Ich denke, ich habe die richtige Festung gefunden.«
    Marduk ließ daraufhin ein dreifaches markerschütterndes Brüllen hören. Von überall aus der Dunkelheit kamen die Antworten der anderen Drachen des Ordens. Dann wurde der Lärm unter ihnen leiser. Mila schloss daraus, dass sie aufstiegen.
    » Ich frage mich, ob wir uns nicht zu viel vorgenommen haben, Maximilian«, meinte der Drache, » diese Stadt ist riesig.«
    Mila hörte, wie schwer er atmete. Sie waren seit Stunden in der Luft.
    » Aber für eine so große Stadt sind es wirklich wenige Krieger. Und hast du nicht gesehen? Die halbe Stadt scheint unbewohnt zu sein, nur die Festungen an der Küste werden verteidigt«, rief der Hochmeister. Dann hörte Mila, wie er einem der anderen Drachenritter, die in der Nähe kreisten, zurief: » Lorenzo, die Festung dort! Ich sehe offenes Wasser, einen Kanal. Landet dort und verschafft uns Quartier.«
    Marduk unterstützte den Befehl mit einem erneuten heiseren Brüllen, und die anderen Drachen antworteten und stießen auf die unglückliche Stadt hinab. Marduk folgte ihnen nicht.
    Eine Weile blieben sie hoch in der Luft. Mila hörte das prasselnde Feuer, die grellen Schreie der Seevögel und darunter die Hilferufe der Menschen. Brandgeruch mischte sich in die staubige Luft.
    Der Hochmeister brummte plötzlich unzufrieden. » Wer ist das? Dort drüben, am Strand?«
    » Nergal und Behemoth, wer sonst?«, knurrte Marduk.
    » Sie sollen die Menschen in die Stadt treiben, nicht umbringen. Wir haben wahrlich Besseres zu tun. Ruf sie zurück.«
    Marduk ließ ein weiteres lautes Brüllen
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