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Drachensturm

Titel: Drachensturm
Autoren: Torsten Fink
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Pflichten!«
    » Verzeiht, Don Maximiliano, es war in den vergangenen Tagen und Wochen ein zu seltenes Vergnügen, Eurer Nichte zu begegnen, aber mit Eurer Erlaubnis, Condesa, erstatte ich nun Eurem Onkel Bericht.«
    Mila nickte ihm lächelnd zu. Don Rodrigo war ihr von allen Rittern des Ordens der liebste – wenn sie ihren eigenen Großonkel ausnahm. Er war von einer Unbekümmertheit, die selbst jetzt, mitten im Krieg, alle Gefahr und alle Sorgen mit Leichtigkeit überstrahlte.
    » Ich flog mit Nabu die Stadt und die nähere Umgebung ab«, begann der Ritter, » und wir sahen nicht viel, außer einigen verzweifelten Menschen, die aus der Stadt entkommen sein müssen. Wir jagten sie zurück, wie Ihr es befohlen hattet. Nabu entdeckte allerdings noch einige Lamas, und ich muss gestehen, dass er sich erst stärkte, bevor wir zurückkehrten.«
    » Keine Truppen?«, fragte der Hochmeister, der diesen kleinen Akt der Disziplinlosigkeit überging.
    » Nichts dergleichen. Jedenfalls nicht außerhalb der Festungen. Überhaupt scheint mir diese Stadt merkwürdig still zu sein. Und es gab da doch etwas Eigenartiges, was ich mir nicht recht erklären kann.« Der Ritter schwieg einen Augenblick, und dann sagte er langsam: » Die meisten Menschen rannten schneller, wenn sie uns sahen, oder sie warfen sich zu Boden, sobald sie den furchterregenden Schatten Nabus über sich bemerkten, es gab jedoch auch einige, Männer ebenso wie Frauen, die sich ganz entgegengesetzt verhielten. Sie blieben stehen, hoben die Arme und riefen uns etwas zu. Nabu sagt, dass sie immer wieder ein bestimmtes Wort verwendeten. Pacha…« Der Ritter stockte verlegen.
    » Pachakamaq«, sprang Mila ein.
    Sie spürte die Verblüffung der beiden Männer, also fügte sie erklärend hinzu: » Ich habe dieses Wort bei den Booten gehört, als Marduk beinahe zu tief geflogen wäre. Du musst es doch auch gehört haben, Onkel.«
    Ihr Onkel schüttelte den Kopf.
    » Ich habe es gehört«, dröhnte Marduk vom Dach, » und zu tief bin ich nur geflogen, weil mir der Qualm in den Augen brannte.«
    » Auch ich war für kurze Zeit blind, mein Freund«, behauptete der Hochmeister gutmütig.
    » Ja, Pachakamaq, wirklich, das war es«, meinte Don Rodrigo jetzt.
    » Und weiß die Comtesse, was es bedeutet?«, fragte Marduk vom Dach.
    Mila hörte dem Drachen an, wie wichtig ihm diese Frage war, und rief: » Ich glaube, es ist ein Name, denn ich habe das Wort so vorher nie gehört. Ich glaube, Pacha kann Welt bedeuten, aber ich weiß es nicht sicher. Vielleicht ist es der Name eines ihrer Götzen.« Sie fand es ziemlich eigenartig, sich durch die Decke eines Hauses hindurch zu unterhalten. Ein unzufriedenes Schnaufen antwortete ihr.
    Durch den langen Gang näherten sich die Schritte zweier Männer. Mila musste sich nicht sehr anstrengen, um zu erraten, wer sie anführte. Der stampfende Schritt war unverkennbar.
    » Wie die Hasen sind sie gelaufen«, dröhnte die Stimme Ritter Balians durch die große Kammer, kaum dass er sie betreten hatte.
    » Der Herr war uns gnädig«, rief Bruder Celso. » Wenn Ihr erlaubt, Don Maximilian, werde ich die Ritter umgehend zur Messe rufen. Ich habe eine der Kammern hier notdürftig als Kapelle hergerichtet und geweiht, und ich hoffe …«
    Balian von Wolfegg unterbrach ihn mit dröhnendem Lachen. » Habt Ihr denn Euer Glöckchen dabei, Mönch, dass Ihr uns rufen könnt? Oder sollen wir Euch eines machen? Es gibt hier sicher genug Gold und Silber für hundert Kirchenglocken.«
    Der Mönch verstummte, und Mila spürte deutlich seine Verstimmung. Sie war seiner Meinung: Es war ein Wunder, dass sie diesen großen Sieg ohne Verluste errungen hatten. Es war an der Zeit, Gott und der Jungfrau Maria dafür zu danken.
    » Ich fürchte, die Messe muss noch etwas warten, Fray Celso«, erwiderte der Hochmeister nun. » Die Stadt ist noch lange nicht sicher, und unsere Ritter haben noch viel zu tun. Vielleicht könnt Ihr inzwischen ein Dankgebet für uns sprechen? Mila, vielleicht willst du dich anschließen? Ich habe noch das ein oder andere mit diesen Männern zu bereden. Langweilige Dinge über Kriege und Schlachten. Nichts, was eine Gräfin unterhalten könnte.«
    Der besondere Nachdruck, den er auf ihren Titel legte, sagte Mila, dass Widerspruch unangebracht gewesen wäre, auch wenn sie die » langweiligen Dinge« in Wahrheit brennend interessierten. Aber sie folgte dem Priester. Er bot ihr seinen Arm an, den sie gerne annahm. Als sie den Gang
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