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Drachenschiffe vor Vinland

Drachenschiffe vor Vinland

Titel: Drachenschiffe vor Vinland
Autoren: Alfred Bekker
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gegeneinander zu kämpfen!«
    Sven nickte. »Natürlich. Wenn das möglich sein sollte, wird niemand von den Männern hier was dagegen haben. Und Thorfinn schon gar nicht!«
    »Jedenfalls möchte ich, dass du dich nicht noch einmal in die Nähe dieses Lagers begibst!«, mahnte Sigrun. »Hast du gehört?«
    »Ja, habe ich«, knurrte Einar. »Aber Keh-Doh ist wirklich nett.«
    »Wer weiß – vielleicht würdest du das nicht mehr sagen, wenn du verstanden hättest, was er zu dir gesagt hat«, erwiderte Sigrun.
    »Sag mir noch eins«, verlangte Sven, bevor Einar etwas auf die Bemerkung seiner Mutter erwidern konnte. »Wie viele Zelte hast du dort im Skrälinger-Lager gesehen?«
    »Vielleicht sechzig.«
    »Und was glaubst du, wie viele Skrälinger in jedem davon schlafen könnten?«
    Einar zuckte mit den Schultern: »Sie sind ja ziemlich dünn – fünf oder sechs, würde ich schätzen.«
    Sven nickte langsam und ballte die Hände zu Fäusten. »Das habe ich mir gedacht! Allein in diesem einen Lager dürften damit schon mehr als doppelt so viele Skrälinger wohnen, wie es Wikinger hier in Thorfinnsgard gibt!«

Der Beschluss
    Als Thorfinn von dem Skrälingerlager erfuhr, ließ er einen Speer in die Mitte des Platzes der Siedlung rammen und rief alle Männer zusammen. Sie wollten darüber beraten, wie man sich gegenüber den Skrälingern verhalten sollte. Dazu beriefen sie das Thing ein, die Versammlung der freien Männer.
    Die Meinungen gingen weit auseinander. Einar hatte sich zusammen mit Freya einen Platz gesucht, von dem aus er gut sehen konnte, was geschah. Auch die anderen Kinder und die Frauen sahen zu, wie im Thing entschieden wurde. Abstimmen durften nur die Männer.
    Einige schlugen vor, das Lager einfach anzugreifen und alle Skrälinger zu töten. »Dann hätte man Ruhe vor dieser Plage!«, meinte Svante Svantesson, den man auch Svante den Jähzornigen nannte, weil er ziemlich leicht in Streit geriet und schnell zum Schwert oder zur Axt griff. Er war einer der Gefolgsleute von Thorfinn Karlsefni und Steuermann auf dessen Schiff.

    Andere hielten dagegen. Sven war einer von ihnen. »Allein in diesem Lager leben doppelt so viele Skrälinger, wie es Wikinger in Thorfinnsgard gibt! Und wer sagt uns, dass dies das einzige Lager der Federnträger ist?«, rief er. »Das Land ist groß. Warum sollten sie sich nicht überall ausgebreitet haben und vielleicht Tausende von Kriegern herbeirufen können, wenn sie in den Krieg ziehen wollen?«
    »Heißt das, du fürchtest dich vor diesen dürren Gestalten, Sven Bleichhaar – nur weil sie vielleicht etwas zahlreicher sind?«, entgegnete Svante ihm zornig. Er spuckte auf den Boden. »Wo ist denn dein Mut geblieben?«
    »Ich spreche nicht davon, dass sie ein paar Krieger mehr haben als wir, sondern davon, dass sie vermutlich so zahlreich sind, dass wir einen Krieg gegen die Skrälinger gar nicht gewinnen können! Vielleicht eine einzige Schlacht, und möglicherweise könnten wir auch ihr Dorf vernichten und sie in die Flucht schlagen! Aber das würde uns nichts nützen. Es würden immer mehr Skrälinger kommen und sich rächen wollen. Am Ende müssten wir unsere Siedlung aufgeben, denn niemand will auf Dauer irgendwo leben, wo er nur von Feinden umgeben ist!«
    »Unser Schutzwall ist stark!«, erwiderte Svante.
    »Und – willst du dich vielleicht dauernd hinter diesem Schutzwall verkriechen und zusammen mit deinen Rindern leben, weil du sie vor lauter Angst vor den Feinden nicht mehr auf die Weide lassen kannst?«, meldete sich der einäugige Orm zu Wort und erntete dafür lautes Gelächter.
    Schließlich machte Thorfinn einen Vorschlag. »Der Junge von Sven Bleichhaar soll uns zum Lager der Skrälinger führen«, meinte er. »Natürlich werden wir auf alles gefasst und gut bewaffnet sein – aber wir werden auch Bruchsilber, Elfenbeinschnitzereien und andere Dinge mitnehmen, die man mit ihnen vielleicht tauschen kann. Und dann werden wir ja sehen, ob die Möglichkeit besteht, sich mit ihnen zu einigen. Ein Handelspartner wäre mir jedenfalls allemal lieber als ein Feind!«
    Beifälliges Gemurmel war unter den Männern zu hören. Es wurde abgestimmt und die große Mehrheit war dafür, es so zu machen, wie Thorfinn vorgeschlagen hatte. Selbst Svante stimmte mit Ja, denn man beschloss auch, die Skrälinger zu vertreiben, falls man sich mit ihnen nicht einigen konnte.
     
    Nachdem sich die Versammlung aufgelöst hatte, sagte Sigrun zu Einar: »Ich weiß nicht, ob das
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