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Drachenschiffe vor Vinland

Drachenschiffe vor Vinland

Titel: Drachenschiffe vor Vinland
Autoren: Alfred Bekker
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sein, so musste das für dessen Stamm noch lange nicht zutreffen. Schließlich waren Skrälinger und Wikinger auf der Lichtung beim umgestürzten Pfahl noch wild aufeinander losgegangen!
    Keh-Doh sah ihn verständnislos an und sagte irgendetwas in seiner Sprache. Aber Einar wich zurück. »Mach’s gut, Keh-Doh. Ich komme nicht mit. Aber vielleicht sehen wir uns ja mal wieder!«
    Er rannte davon, so schnell er konnte. Wenn Keh-Doh ihn jetzt verfolgte, würde er ihn mit Leichtigkeit einholen. Das war Einar klar. Aber Keh-Doh folgte ihm nicht.
     
    Als Einar die Wikingersiedlung erreichte, war es schon dunkel geworden. Der Mond stand am Himmel. Eigentlich hatte sich Einar den Weg sehr gut gemerkt, war aber auf dem letzten Stück doch nochin die Irre gelaufen. Wegen der Dämmerung hatte plötzlich alles ganz anders ausgesehen. Irgendwann war er dann auf die Küste gestoßen und einfach am Meer entlanggelaufen. Er wusste ja, dass Thorfinnsgard dort irgendwo sein musste.

    Im Langhaus von Sven Bleichhaar hatten alle längst gegessen, aber es war noch ein Rest Suppe da. Erschöpft setzte sich Einar auf den Boden und begann, gierig seine Suppenportion hinunterzuschlürfen.
    Freya und Sigrun sahen ihn mit großen Augen an.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte Freya. »Alle haben sich Sorgen um dich gemacht, weil du so spät zurückgekommen bist!«
    »Ja, mich würde auch interessieren, wo du gewesen bist«, sagte Sven und nahm einen tiefen Schluck Met aus seinem Trinkhorn.
    Und dann erzählte Einar von dem Skrälinger-Jungen, den er getroffen hatte und dem er bis ins Lager der Fremden gefolgt war.
    »Er konnte meine Sprache nicht und ich habe nichts von dem verstanden, was er gesagt hat«, sagte Einar. »Aber mit Zeichensprache konnten wir uns trotzdem ganz gut verständlich machen. Wer weiß, vielleicht treffen wir uns ja mal wieder im Wald.«

    Sven Bleichhaar runzelte die Stirn. »Ein Skrälinger-Lager – hier in der Nähe?«
    »Na ja, richtig nah ist es nicht.«
    »Würdest du den Weg dorthin wiederfinden?«
    »Ich glaube schon.«
    Sven Bleichhaar kratzte sich an seinem zotteligen Haarschopf. »Ich verstehe nur nicht, wieso niemand dieses Lager bisher gefunden hat. Unsere Kundschafter sind doch überall gewesen.«
    »Dann sind die Skrälinger wohl einfach weitergezogen und haben ihr Lager woanders aufgeschlagen«, sagte Einar. »Vielleicht ist von den Kundschaftern einfach niemand so weit gekommen!«
    »Jedenfalls ist es gut, dass du nicht mit in das Lager gegangen bist!«, fand Sven. »Die Skrälinger hätten dich sonst vielleicht gefangen genommen und nie wieder freigelassen!«
    »Wie kommst du darauf? Du kennst die Skrälinger doch gar nicht!«, rief Einar. Er hatte nicht das Gefühl, dass ihm Keh-Doh irgendetwas Böses hatte zufügen wollen. Was die anderen Skrälinger anging, konnte er das natürlich nicht ausschließen.
    »Wie ich darauf komme?«, fragte Sven. »Du hast recht, dass wir so gut wie nichts über die Skrälinger wissen. Aber sag mir eins: Wieso sollte es bei ihnenanders sein als bei uns? Schließlich nimmt auch unser Volk Gefangene und wir lassen sie dann als Leibeigene für uns arbeiten oder verkaufen sie weiter. Na ja, zugegebenermaßen konntest du davon in Grönland nicht so viel mitbekommen, weil dort die meisten Siedler zu arm sind, um sich Leibeigene zu halten.«
    »Und was hätten die da auch bearbeiten sollen?«, mischte sich Sigrun Björnstochter ein. »Auf den andauernd gefrorenen Böden wuchs ja sowieso nicht viel und man hätte Leibeigene nicht einmal zum Holzschlagen schicken können, weil gar kein Holz da war!«
    Sven nickte. »Da haben wir es jetzt wirklich sehr viel besser!«, fand er. »Ein richtig schmucker Ort ist unser Thorfinnsgard geworden! Und wenn unser Schutzwall mit den Palisaden fertig ist, können die Skrälinger nicht viel gegen uns ausrichten, selbst wenn sie mit sehr vielen Kriegern angreifen sollten!«
    »Aber wieso muss es unbedingt Krieg mit den Skrälingern geben?« Einar spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. »Und weshalb denkt ihr gleich, dass die nichts anderes vorhaben, als uns zu überfallen?«
    »Warst du etwa nicht dabei, wie sie im Wald aufuns mit Pfeilen geschossen haben?«, fragte Sven zurück. »Schließlich hätte dich doch einer dieser Pfeile beinahe getroffen!«
    »Ja, schon, aber ich glaube, sie hatten einfach nur Angst, Papa. Wir könnten doch Handel mit ihnen treiben und sie als Verbündete gewinnen. Das wäre doch viel besser, als
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