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Drachenschiffe vor Vinland

Drachenschiffe vor Vinland

Titel: Drachenschiffe vor Vinland
Autoren: Alfred Bekker
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in dem Schild stecken, den sein Vater trug.
    Noch mehr Pfeile surrten durch die Luft. Sie kamen vom Waldrand her. Und dazu ertönte ein lautes Kriegsgeheul.
    »Duck dich!«, rief Sven und riss Einar mit sich auf den Boden. Er hielt den Schild über sich und seinen Sohn.
    Auch die anderen Männer gingen blitzschnell in Deckung, während die nächsten Pfeile auf sie herabhagelten.
    Plötzlich sprang der einäugige Orm einfach auf, stieß einen lauten Kampfschrei aus und schlug dabei mit dem Schwert auf seinen Schild. Dann stürmte er in die Richtung, aus der die Pfeile gekommen waren.
    Wer immer sich dort auch versteckte – Orm musste in diesem Moment wie der zornige Odin selbst wirken. Auch die anderen Männer sprangen hoch und stürmten laut schreiend los.
    »Du bleibst hier!«, zischte Sven, als auch Einar sich aufrichten wollte, und drückte ihn zu Boden. Einar kauerte sich ins Gras, während sein Vater losstürmte.
    Aus dem Unterholz am Waldrand drangen hektische Geräusche. Äste knackten, Laub raschelte. Einar riskierte einen kurzen Blick und sah einige Schatten davonhuschen. Mit einem Schlag warendie geheimnisvollen Krieger, die sie beschossen hatten, verschwunden.
    Vorsichtig hob Einar den Schild und schlich geduckt zu den Männern. Sven Bleichhaar war zum Glück nicht böse auf ihn.
    »Dürre Männer mit Federn in den Haaren!«, stieß Orm kopfschüttelnd hervor. »Skrälinger!«
    »Man hat keinen Laut gehört, als sie sich angeschlichen haben!«, stellte Sven bewundernd fest.
    Orm grinste. »Unseren Trupp hört man wahrscheinlich mehrere Meilen weit!«
    »Weil du so brüllst, Orm!«, meinte Sven. »Nur sind wir hier im Wald und nicht mehr auf dem Schiff, wo du gegen den Sturm anschreien musst. Wahrscheinlich sollten wir uns besser auch still verhalten, wenn wir nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns ziehen wollen.«

Ein Schatten im Wald
    »Wir lassen uns hier nicht vertreiben oder Angst machen!«, erklärte Thorfinn grimmig, als Sven Bleichhaar ihm von dem Angriff im Wald berichtete. »Mögen diese mageren Federnträger auch viel zahlreicher sein – aber vor Kriegern, die sich im Wald verstecken, brauchen wir uns nicht zu fürchten!«
    Trotzdem wurden in den nächsten Tagen die Wachen verstärkt. Tag und Nacht passten immer eine Reihe von Männern auf, dass die Siedler nicht plötzlich von einem Angriff überrascht wurden.
    Außerdem unternahmen sie mehrere Vorstöße in den Wald, um herauszufinden, wo die Skrälinger ihr Lager hatten. Doch fanden sie keine Spuren von ihnen außer einer verlassenen Feuerstelle.
     
    Wochen vergingen, ohne dass ein Skrälinger gesichtet wurde. Weder tauchte einer der seltsamen Vogelmenschen in der Bucht der Wikinger auf, noch trafen die von Thorfinn ausgesandten Kundschafter mit ihnen zusammen.
    In der Zwischenzeit arbeiteten die Wikinger an ihren Langhäusern weiter und nach und nach entstand eine kleine Siedlung. Sie nannten sie Thorfinnsgard, was so viel hieß wie »Thorfinns Stadt«. Manche der Männer machten sich über den Namen lustig, weil ihnen die Bezeichnung »Stadt« ziemlich übertrieben schien. Schließlich bestand Thorfinnsgard bis jetzt nur aus fünf Langhäusern, in denen alle 170   Bewohner gut unterkommen konnten.
    Außerdem hoben die Männer einen Graben aus und häuften die Erde zu einem Wall auf. Oben auf dem Wall bildeten Palisaden aus Holz eine richtige Wand.
    Einar half mit seiner Axt mit, die Hölzer auf beiden Seiten anzuspitzen: unten, damit man sie in den Boden rammen konnte, und oben, damit Feinde nicht so leicht die Palisaden zu überklettern vermochten.
    Einar taten die Arme weh. Er machte eine Pause. Das ständige Arbeiten und wochenlange Eingesperrtsein in der Siedlung hatte er gründlich satt.

    »Wann darf ich endlich wieder in denWald?«, fragte er seinen Vater, der weiter unermüdlich Pfähle anspitzte.
    »Wenn wir sicher sind, dass dort keine Skrälinger lauern«, sagte Sven.
    »Aber jetzt haben wir so lange keinen mehr von ihnen gesehen. Vielleicht sind sie ja jetzt aus der Gegend verschwunden«, warf Einar ein. »Und Beeren brauchen wir doch auch mal wieder, oder?«
    Sven Bleichhaar stützte sich auf seine Axt auf. »Na gut, aber sei vorsichtig! Und nimm Freya mit, dann kann wenigstens einer um Hilfe rufen, falls etwas passiert.«
     
    Endlich durften Freya und Einar wieder Beeren pflücken gehen, aber sie mussten Sven versprechen, sich nicht zu weit von der Siedlung zu entfernen. Manchmal streifte Einar auch allein durch die
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