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Drachenschiffe vor Vinland

Drachenschiffe vor Vinland

Titel: Drachenschiffe vor Vinland
Autoren: Alfred Bekker
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gut anlegen kann«, hörte Einar seinen Vater sagen.
    »Auf jeden Fall gibt es Holz genug«, meinte der einäugige Orm. »Damit können wir so viele Schiffe und Häuser bauen, wie wir nur wollen!«
    »Lasst uns erst einmal an Land gehen!«, sagte Sigrun und blickte dabei nachdenklich auf den dunkelgrünen Küstenstreifen.
     
    Nach langer Suche erreichten die drei Schiffe endlich eine Bucht, die wie ein natürlicher Hafen wirkte. Sie war umgeben von Wald und Wiesen – ein idealer Platz, um dort Rinder zu züchten und eine Siedlung zu errichten. Außerdem mündete ein Fluss ins Meer, sodass auch für Trinkwasser gesorgt sein würde.
    Mit einem Knirschen liefen die Schiffe am steinigen Ufer auf Grund. Sven, Orm, Thorfinn und ein paar andere sprangen in das flache, kniehohe Wasser. Mit gezogenen Schwerter, Äxten sowie Pfeil und Bogen im Anschlag bewegten sie sich vorsichtig Richtung Wald. Aber schon bald gaben sie das Zeichen dafür, dass alles in Ordnung war. Auch Einar und Freya wateten an Land.
    Nach der langen Zeit auf dem schwankenden Schiff war es seltsam, wieder auf festem Boden zu stehen. Einar und Freya hatten immer noch das Gefühl, das Schwanken des Schiffs ausgleichen zu müssen, und wären dabei fast zu Boden getaumelt.
    »Na, habt ihr auch die Schiffskrankheit?«, fragte Sven Bleichhaar, der seine Kinder am Strand in Empfang nahm.
    »Alles schwankt!«, sagte Freya und hielt sich an ihrem Bruder fest. Sven Bleichhaar machte einewegwerfende Handbewegung. »Das ist ganz normal nach einer so langen Seereise!«, sagte er. »Und nun seht euch dieses Land an! Es ist wie geschaffen für uns!«
    Einar ließ den Blick schweifen. So viele Bäume! Und nirgendwo waren Eis und Schnee zu sehen. Es war kaum zu fassen!
    Sven legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. »Ab heute ist dies unser Land, Einar! Vinland!«
    Thorfinn schickte ein paar bewaffnete Männer aus, die sich die Umgebung ansehen sollten, ob der Ort sicher genug war, um hier eine Siedlung zu errichten. In der Zwischenzeit packten alle Übrigen mit an, die Schiffe zu entladen. Was an Vieh und Gepäck nicht vom Sturm ins Meer gerissen worden war, wurde ans Ufer geschafft. Am schwierigsten war es, die Tiere sicher an Land zu bringen. Einar und Freya hatten ihre liebe Not mit einer widerborstigen Ziege.
    Dann wurden die Schiffe an Land gezogen und endlich ein großes Lagerfeuer entzündet. Einar und Freya freuten sich, dass sie sich aufwärmen konnten. Und das von innen und außen, denn nun gab es erstmals seit langer Zeit etwas anderes als trockenen Stockfisch zu essen. »Das tut gut!«, sagte Freya, nachdem sie einen Becher Suppe geschlürft hatte.
    Die Männer des Erkundungstrupps kehrten bald mit Jagdbeute zurück. Sie hatten mit Pfeil und Bogen Fasane und Hasen erlegt. Menschen oder gefährliche Tiere waren ihnen in der näheren Umgebung nicht begegnet.
     
    In den nächsten Tagen erfüllte das Schlagen der Äxte und das Klopfen der Hämmer die Bucht. Im nahen Wald wurden Bäume gefällt und die Männer begannen damit, erste Häuser zu bauen. Auch Einar hatte jetzt Gelegenheit, seine Axt zu benutzen, um mitzuhelfen, die Rinde von den Stämmen zu entfernen.
    Von früh bis spät wurde gearbeitet. Schließlich wollte niemand länger als nötig im Freien schlafen. Freya verbrachte den Großteil ihrer Zeit damit, den Frauen beim Essenzubereiten zu helfen. Manchmal passte sie auch auf die Rinder und Ziegen auf, die auf einer nahen Weide grasten. Alle hofften, dass sie sich schnell vermehrten und in den nächsten Jahren eine richtige Herde daraus werden würde.
    Es gab kaum Pausen bei der Arbeit. Einar und Freya waren froh, wenn sie ab und zu zum Beerensammeln in den Wald geschickt wurden.
    »Ich hoffe, wir verlaufen uns nicht«, sagte Freya,als sie schon ein ganzes Stück in den Wald gegangen waren.
    »Solange wir das Klopfen der Hämmer und Äxte noch hören, kann eigentlich nichts passieren«, beruhigte Einar sie. »Wir müssen immer nur dem Krach nachgehen!«
    Mitten im Wald kamen sie auf eine Lichtung mit hohem Gras und stacheligen Sträuchern. Das Gras reichte Einar fast bis zum Bauchnabel. Am Rand der Lichtung wuchsen in einem dornigen Gestrüpp jede Menge süße, saftige Beeren und Einar und Freya sammelten eifrig. Obwohl jede dritte oder vierte Beere gleich im Mund landete, füllten sich ihre mitgebrachten Körbe zusehends.
    Einar warf einen Blick über die Lichtung. Vielleicht gab es ja auch Pilze, die man essen konnte? Er ging langsam durch das
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