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Drachenlust

Drachenlust

Titel: Drachenlust
Autoren: Malin Wolf
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spektakulär, das muss er ihr lassen.
    Geübt zieht er ein blütenweißes Stofftaschentuch aus seiner Brusttasche und überreicht es ihr mit regungsloser Miene.
    „Aber … aber … das kann er nicht mit mir machen! Ich wollte mich doch so gerne von ihm verabschieden.“
    Sehr beeindruckend, wie es ihr gelingt die zweite Träne eine ganze Weile in den Wimpern funkeln zu lassen, bevor sie langsam über die perfekt geschminkte Wange rinnt. Aber wenn sie hofft, Mitgefühl bei ihm zu erzeugen, hat sich die kleine Schlange schwer getäuscht. Nur zu genau ist ihm in Erinnerung, wie sie das ganze letzte Jahr über versuchte, sich höchst intrigant in ihre Geschäfte einzuschmeicheln. Gut, Sirrusch ließ das nie zu, aber Takere ist sich nicht sicher, ob sie nicht doch ein wenig mehr, ein wenig zu viel Einblick in ihre Arbeit bekommen hat. Auf jeden Fall scheint sie mehr aufgeschnappt zu haben, als die anderen Blumen zuvor. Deswegen ist es jetzt auch an ihm, ihr den Umschlag mit der sehr großzügig bemessenen Abfindung und dem Wellness-Gutschein in die Hand zu drücken. Um ihr gleichzeitig klar zu machen, dass die Schonzeit vorbei und ihr Handeln Konsequenzen haben würde. Konsequenzen, die Takere persönlich einfordern würde.
    „Ihr hattet eine Abmachung. Der Deal ist gelaufen. Du hast bekommen, was abgesprochen war. Er hat bekommen, was er wollte. Nicht mehr und nicht weniger. Damit seid ihr quitt.“ Ein drohendes Starren unter zusammengezogenen Augenbrauen aus tiefblau blitzenden Augen.
    „Oder täusche ich mich?“
    Diesen Blick kennt sie gut. Allerdings wurde er noch nie gegen sie eingesetzt. Und das scheint ihr erst einmal die Stimme und den Atem zu rauben. Doch so schnell gibt sie natürlich nicht auf. Ist ja schließlich eine gierige, manipulative Schlange, diese kleine Blondine mit dem halben Ersatzteillager in ihrem auf perfekte Maße getunten Körper.
    Oh ihr Götter, wie er sowas hasst!
    Knirschend beißt er die Zähne zusammen, als sie versucht, ihn mit einem mittleidheischenden Wimperngeklimper von schräg unten zu becircen.
    „Nein ... natürlich ... du hast völlig Recht. Ich … ich hatte nur gehofft, dass … nun ja … dass wir Freunde bleiben würden. Und ich hätte mir gewünscht, er wäre in unseren letzten Wochen nicht so oft weg gewesen. Weil, so ist es ja irgendwie nicht wirklich ein ganzes Jahr gewesen. Nicht wahr?“
    Mist. Den Hunderter hat er sauber an Sirrusch verloren. Die zog tatsächlich eiskalt den 'Ich war so allein' Joker. Mit fast den gleichen Worten, die Sirrusch prophezeit hatte. Gewagt hat das bisher noch Keine. Denn die Absprache lautete nicht, ein Jahr lang jeden verfickten Tag mit ihr zu verbringen.
    Dreistes Luder. Okay. Dann also Plan B.
    „Manchmal gehen die Geschäfte eben vor.“
    „Das versteh ich natürlich. Aber ich hab auch ein kleines, intimes Abschiedsgeschenk besorgt und wollte es ihm gerne persönlich geben.“
    Ja, klar. Wahrscheinlich sie in Victoria Secret Dessous. Sozusagen ein letzter Versuch, das Ruder rumzureißen. Als hätte sie auch nur den Hauch einer Chance, wenn es ihr das ganze Jahr über nicht gelungen ist, sein Interesse auch außerhalb des Bettes zu erringen. Aber wenn sie denn nun partout nicht anders will, dann muss sie sich eben die volle Breitseite von Sirrusch persönlich einfangen.
    Tja, Boss. Nun bist du dran.
    „Sollte er rechtzeitig zurück sein, kann er dich zu dem Wellness-Hotel begleiten. Er muss eh in die Richtung um einen Deal abzuwickeln. Dann kannst du ihm dein ... Geschenk … auf der Fahrt geben.“
    Wow! Der Wandel von bemitleidenswertem Weibchen zu triumphierendem Luder ging jetzt aber verdammt schnell. Wie sie siegessicher die langen blonden Haare zurückwirft und sich strafft, ist schon ein erstaunliches Bild, nach dem Gejammer eben. Ihm kann es ja egal sein, denn kaum wähnt sie sich am Ziel ihrer Manipulationsversuche, dreht sie wie erwartet auf dem Hacken um und stolziert wie eine Königin, die sie nie sein wird, aus dem Raum.
    Weiber! Aber gut. Sie ist Geschichte. Sie weiß es nur noch nicht.
    Und während er sich in Sirruschs Büro wieder an die Arbeit macht, fragt sich ein Teil in ihm, wie wohl die nächste Blume für ein Jahr aussehen könnte. Oder ob sein Sirrusch je die Eine findet, die sein Herz mit echter Liebe zu neuem Leben erweckt …

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