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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde
Autoren: Tina Daniell
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Flint, auch wenn er kein Dichter
war. Sie war schlank wie eine Weide, ihre Augen besaßen die
Farbe junger Blätter, und das Haar war so golden wie das Licht
der Morgensonne. Die Stimme warf ihr einen strengen Blick
zu, woraufhin das bildschöne Mädchen einen Schmollmund
zog. Sie war die einzige im Raum, die kleiner war als Flint,
und benahm sich wie ein fünf- oder sechsjähriges
Menschenkind, doch er hätte wetten mögen, daß sie mindestens
zehn war.
»Und das?« fragte Flint mit einem Nicken zu dem Halbelf,
der rot wurde und sich zur Seite drehte. Plötzlich erschien es
dem Zwerg so, als hätte er den Jungen in eine furchtbar
peinliche Lage gebracht, indem er auf ihn aufmerksam machte.
Er war älter als die beiden anderen, und Flint glaubte nicht, daß
er mit ihnen verwandt war. Im Gegensatz zu den
gertenschlanken Elfen war sein Körper etwas kräftiger,
weniger feingliedrig, und seine Gesichtszüge waren nicht ganz
so ebenmäßig. Er erinnerte Flint eher an einen der Menschen
aus dem fernen Solace.
Die Stimme antwortete ungerührt: »Das ist mein Mündel,
Tanthalas oder auch Tanis.«
Wieder wußte Flint nichts zu sagen. Der Junge fühlte sich
offensichtlich unwohl, weil er aufgefallen war. In diesem
Moment tauchte der Berater, den Flints Begleiter als Lord
Xenoth bezeichnet hatte, aus einem Raum hinter dem Podium
auf und stellte sich vor den Halbelfen. Tanis trat beiseite. Von
dem Jungen strahlte Trotz aus wie Hitze von einem Lagerfeuer,
doch gegen wen dieses Gefühl sich richtete, hätte Flint nicht
sagen können.
Die Stimme zeigte auf einen anderen Elfen, der weiter rechts
unter einem der geschnitzten Marmorbalkone stand. Der
Elfenlord hatte dunkelblonde Haare und regelmäßige, eckige
Gesichtszüge. Bis auf seine engstehenden, unter tiefsitzenden
Brauen verborgenen Augen konnte man ihn gutaussehend
nennen, dachte Flint. Sein Gesicht wirkte wahrscheinlich selbst
dann finster, wenn er glücklich war, befand der Zwerg. Der
Elfenlord stand mit drei anderen, ebenso stolzen Elfen
zusammen, zwei Männern und einer Frau.
»Mein ältester Sohn, Porthios«, sagte Solostaran stolz. Der
Elfenlord neigte etwas den Kopf. Oho, dachte Flint, das ist aber
ein Stolzer und wahrscheinlich auch nicht besonders glücklich,
andere als reinrassige Elfen - mit Blut, dessen Reinheit man bis
zu den Sippenmord-Kriegen zurückverfolgen kann - in seinem
kostbaren Turm zu haben.
Die Stimme wartete wieder. Flint beschloß, daß er mit
Ehrlichkeit am weitesten kommen würde.
»Ich fürchte, ich weiß nur sehr wenig vom Hof und noch
weniger von Elfen, auch wenn ich hoffe, daß letzteres sich bald
ändern wird«, sagte er, wobei sich seine Schultern etwas
entspannten.
»Warum seid Ihr meinem Ruf gefolgt?« fragte Solostaran.
Seine grünen Augen waren so tiefgründig, und Flint kam es
einen Augenblick so vor, als sei er allein mit der Stimme im
Raum. Der Zwerg erhaschte einen Hauch der Macht, die die
Stimme seit Kith-Kanan besaß. Besser, ich verärgere ihn nicht,
dachte er.
»Während der Reise der letzten Wochen hatte ich Zeit,
darüber nachzudenken«, sagte Flint. »Ich muß sagen, mein
Hauptgrund ist die Neugier.« Lord Xenoth verzog die
geschürzten Lippen und drehte sich wieder zur Seite, wobei
seine Silberrobe das Podium streifte. »Neugier tötete den
Kender«, flüsterte der alte Berater den Kindern hörbar zu, die
die Stimme als Gilthanas und Lauranthalasa vorgestellt hatte.
Gilthanas kicherte höhnisch. Das Mädchen sah den alten Elfen
befremdet an, blickte betont zur Seite und stellte sich neben
den Halbelfen, Tanis. Dieser stand reglos da und bemerkte die
Nähe des bezaubernden jungen Mädchens scheinbar nicht.
Solostaran warf Xenoth einen Blick zu, der den alten Elfen
blaß werden ließ, worauf der Halbelf dünn lächelte. Als die
Stimme sich wieder Flint zuwandte, waren ihre Augen jedoch
freundlich. »Neugier«, wiederholte er.
»Wie die meisten habe ich Qualinesti noch nie gesehen«,
erklärte Flint. »Es ist allgemein bekannt, daß die Wälder von
Qualinesti für gewöhnliche Leute fast undruchdringlich sind.
Daß mir eine Eskorte angeboten wurde - und zwar von der
Stimme der Sonne höchstpersönlich -, ist wahrlich eine große
Ehre.« Keine schlechte Rede, dachte der Zwerg, und das
langsame Nicken der Stimme machte ihm Mut, fortzufahren.
»Die Handwerkskunst der Qualinesti-Elfen ist in ganz Ansalon
bekannt. Eure Produkte werden in Haven, Thorbardin, Solace
und anderen Städten der Gegend teuer gehandelt. Ehrlich
gesagt, habe
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