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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde
Autoren: Tina Daniell
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stammten von den
Silvanesti-Elfen ab, die viele Wochen entfernt im Osten lebten.
Vor fast zweitausendfünfhundert Jahren hatten sich die
westlichen Elfen von ihren östlichen Verwandten getrennt und
waren unter der Führung des Helden Kith-Kanan in einen
abgelegenen Wald an der Grenze des Zwergenkönigreichs
Thorbardin gezogen. Die Qualinesti-Elfen hatten sich mit den
Zwergen von Thorbardin zusammengetan, um den Sonnenturm
zu bauen. Auch beim Bau von Pax Tarkas, einer mächtigen
Festung zwischen den beiden Königreichen, hatten sie
zusammengewirkt und die Festung über eintausendfünfhundert
Jahre lang gemeinsam bemannt, bis sich die Elfen zur Zeit der
Umwälzung vor drei Jahrhunderten - zu Lebzeiten von Flints
Großvater - nach Qualinost zurückgezogen hatten.
Seitdem hatte kein Nichtelf die Hauptstadt von Qualinesti
betreten.
    Ein Zischen rief Flints Gedanken in die Gegenwart zurück.
»Die Umgebung ist etwas gewaltig für einen Zwerg.« Die
Worte, die Flint aufmerken ließen, stammten von einem
hochgewachsenen Elfen, der links von dem Zwerg an einem
Pfeiler stand. Die silbergraue Robe des Elfen paßte perfekt zu
seinem weißen Haar, das ein starres Gesicht umrahmte; seine
Lippen hatte der alte Elf verächtlich geschürzt.
    Flint blieb stehen, überlegte und sprach den Elfen an, der ihn
so empört anblickte, wie es mitunter Leute tun, die aufgrund
ihres hohen Alters glauben, daß sie jederzeit ungestraft ihre
Ansichten kundgeben dürfen. »Sind wir uns schon einmal
begegnet, Sir?« erkundigte sich Flint mit leiser Stimme. »Wenn
nicht, dann kommt es mir so vor, daß Eure Ansicht auf
mangelndem Wissen beruht.« Er legte die Hand auf die
Streitaxt an seinem Gürtel.
    Ein blaues und ein braunes Augenpaar begegneten sich einen
Moment lang und rangen miteinander, dann bemerkten Elf und
Zwerg, daß die anderen Höflinge sie angafften. Der Elf machte
auf dem Absatz kehrt und verließ lautlos den Turm.
    »Wer war das?« fragte Flint seinen Begleiter in etwas zu
lautem Flüsterton.
Die Stimme des Dieners war kaum hörbar. »Lord Xenoth,
der die Stimme der Sonne schon länger berät, als du oder ich
leben. Manche sagen, daß er schon hier war, als Kith-Kanan
und seine zwergischen Verbündeten den Turm erbaut haben«,
kam die Antwort. Der Diener war erstaunlich gewandt darin,
leise zu sprechen, fand Flint, und anscheinend bemühte sich
der Elf darum, gewisse Gefühle zu verbergen - seine Lippen
zuckten irgendwie unkontrolliert, Flint war der erste Zwerg,
der das Innere des Turms seit seiner Erbauung vor über
zweitausend Jahren zu Gesicht bekam. Nicht übel, dachte er.
Seine Mutter würde stolz sein.
Noch vor wenigen Wochen hatte er gemütlich in Solace
gesessen und im Wirtshaus »Zur Letzten Bleibe« Bier
getrunken. Er drehte sich zu seinem Begleiter um, weil er
wissen wollte, ob Qualinesti-Elfen Bier tranken, doch der sah
woanders hin.
Der Zwerg wußte, daß er angesichts der Schönheit des
Turms und der Anmut der Elfen eine komische Figur abgab.
Obwohl er höchstens halb so groß war wie sie, hatte er eine
Brust wie ein Faß, und seine am Amboß kräftig gewordenen
Arme waren doppelt so stark wie die der stärksten Elfen. Zu
seiner blaugrünen Tunika trug er rostrote Hosen mit einem
dicken Ledergürtel und hatte einen grauen, von der Reise
schmutzigen Mantel umgelegt. Das Ende seines langen Bartes
hatte er in den Gürtel gesteckt, das schwarze Haar hatte er mit
einem Lederband am Hinterkopf zusammengebunden.
Unglücklicherweise hatte Flint keine Ahnung, wie man sich zu
kleiden hatte, wenn man dem Herrscher eines Elfenkönigreichs
vorgestellt wurde, und obwohl er sein Bestes gegeben hatte,
wuchs in ihm die Vermutung, daß das bei weitem nicht genug
gewesen war. Nur leider hatte der Zwerg wenig
golddurchwirkte Tuniken im Schrank hängen. Seine
Reisekleidung würde reichen müssen, dachte er seufzend.
Sie waren schon merkwürdig, diese Elfen, fand er, als er
zwischen ihnen hindurchlief. Vor und hinter ihm wurde
geredet, aber wenn er vorbeikam, schwiegen sie. Sie waren
zwar groß, ansonsten aber schmal und glänzend wie junge
Espen - und dazu sehr schön in goldenes Licht gehüllt. So
zumindest wirkte es auf den Zwerg. Vielleicht war das nur ein
Lichteffekt. Vor langer Zeit, beim Bau des Turms, hatten
Zwergenhandwerker Tausende von Spiegeln so ausgerichtet,
daß immer Sonnenlicht in den Turm fiel, ganz gleich zu
welcher Tageszeit.
Die schweigenden Elfen beobachteten den bärtigen Zwerg
mit höflicher Neugier, und nach einer
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