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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde
Autoren: Tina Daniell
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das Licht brachen, so daß
alles in berauschenden Farben erstrahlte.
    Espen, Eichen und Fichten umgaben die Gebäude, und die
Häuser von Qualinost sahen dazwischen richtig lebendig aus,
als würden sich ihre Wurzeln tief in die Erde bohren. In den
Höfen, wo sich Frauen in hauchdünnen, silbernen Kleidern und
Männer in moosgrünen Westen leise unterhielten oder wo sie
der Musik von Zimbal und Flöte lauschten, sprudelten
Springbrunnen. Die Luft war warm und klar, ihre Berührung
sanft wie zu Mittsommer, obwohl Flint wußte, daß der Winter
gerade erst vergangen war.
    Während er das alles betrachtete, senkte sich die Sonne im
Westen, und der rote Sonnenuntergang verschmolz mit den
rosigen Tönen des lebenden Steins und tauchte die Stadt in
rosafarbenes Licht. Die blauen und weißen Pflastersteine auf
den Straßen nahmen eine purpurne Tönung an. In der Luft hing
der Duft von frischgebackenem Quith-Pa und
Wildschmorbraten, und nur wenige Elfen hatten so viel zu tun,
daß sie nicht vor die Haustür kamen und sich am Ende des
Tages erfreuten.
Der Blütenduft bekam dem Zwerg noch immer nicht, aber er
beschloß, ihn zu ignorieren.
    Miral führte ihn zu einer Straße, die sich in Schleifen einen
Hang in der Mitte der Stadt hochschlängelte. Die Straße endete
auf einem großen Platz, dem Himmelssaal. Seine Wände waren
nur die blassen Stämme der Espen, sein einziges Dach der
blaue Dom des Himmels. »Das ist ein Saal?« fragte Flint,
nachdem der Zauberer ihm den Namen genannt hatte. »Da fehlt
doch das Dach.«
    Miral grinste. »Der Himmel ist das Dach, sagen wir, auch
wenn manche glauben, daß es hier einst einen Saal gab, der
etwas unermeßlich Wertvolles beschützte. Der Legende nach
hat Kith-Kanan das Bauwerk an den Himmel gehoben, um das
zu schützen, was darin war.« Versonnen atmete er die
Pfirsichblütenluft ein. »Es heißt, wer das Bauwerk findet, wird
großen Erfolg haben.«
»Das ist nicht zu verachten«, stimmte Flint zu.
    Miral warf ihm einen Blick zu. Nach einer Pause lachte er
kurz. Die beiden betrachteten Qualinost, das zunehmend von
Zwielicht verhüllt wurde. Überall gingen hinter den
ungewöhnlichen Glasfenstern der Elfenhäuser die Lichter von
Lampen an.
    Vom Himmelssaal aus, dem Mittelpunkt von Qualinost,
konnte Flint den größten Teil der alten Stadt sehen. Vier Türme
erhoben sich in jeder Himmelsrichtung über die Baumkronen,
und dazwischen erstreckte sich je ein zarter Metallbogen, eine
Brücke, die die einzelnen Türme hoch über dem Erdboden in
einem einzigen Bogengang verband. Die vier Bögen
schimmerten selbst jetzt noch, wo die Sonne verschwunden
war. Flint wußte, daß jeder stark genug war, das Gewicht einer
ganzen Armee zu tragen, und ihm blutete das Herz, als er die
Kunst der alten Zwerge bewunderte, die das gebaut hatten. Er
fragte sich, ob Krynn jemals wieder etwas so Großartiges sehen
würde. Genau im Norden, auf einem Hügel, noch höher als
jener, auf dem sie gerade standen, erhob sich der Sonnenturm
so hoch, daß Flint den Eindruck hatte, daß man von dort oben
nur die Hand ausstrecken mußte, um den Himmel zu berühren.
Der Turm war so hoch, daß seine goldenen Mauern die im
Westen versunkene Sonne noch reflektierten, als die anderen
Gebäude längst von den Schatten verschluckt waren.
    »Seht Ihr die beiden Flüsse?« fragte ihn Miral und zeigte auf
die tiefen Schluchten im Osten und Westen der Stadt. Flint
knurrte. Ob er sie sah? Bei Reorx, er hatte einen von ihnen
überqueren müssen, und das auf einer schwankenden Brücke,
die höchstens stark genug für eine Felstaube sein konnte, aber
nicht für einen kräftigen Zwerg. Der Gedanke an diesen tiefen,
felsigen, klaffenden Abgrund unter ihm ließ ihn immer noch
erschauern.
    »Der im Osten heißt Ithal-Enatha, Fluß der Tränen«, fuhr
Miral mit leiser Stimme fort. »Der andere ist der Ithal-Inen, der
Fluß der Hoffnung. Hinter dem Turm fließen sie zusammen
nach Norden zum Weißen Fluß und dann unten in den See.«
»Komische Namen«, schnaubte Flint.
    Miral nickte. »Sie sind sehr alt. Die Flüsse haben sie
erhalten, nachdem Kith-Kanan und sein Volk im Wald von
Qualinesti angekommen waren. Die Namen stehen für die
Tränen, die während der Sippenmord-Kriege vergossen
wurden, und für die Hoffnung auf die Zukunft, als die Kriege
schließlich ein Ende gefunden hatten.«
    Der Begleiter des Zwergs wurde still, und Flint war damit
zufrieden, eine Weile an diesem stillen Ort zu verweilen und
die Stadt zu betrachten. Schließlich
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