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Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings

Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings

Titel: Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings
Autoren: Campus
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Vorwort
    Nach gängiger Meinung ist jeder Versuch, Timing zu verstehen, absolut zwecklos. Niemand, so heißt es, könne den richtigen Zeitpunkt am Markt bestimmen oder glaubwürdig die Zukunft vorhersagen. Die Welt sei einfach zu komplex. Es gebe zu viele Unbekannte. Jede Situation unterscheide sich in irgendeiner wesentlichen Hinsicht von anderen – was frühere Erfahrungen zu einer unvollkommenen Richtschnur mache. Das richtige Timing – zur rechten Zeit mit dem richtigen Produkt oder der richtigen Dienstleistung am richtigen Ort zu sein –, sei manchmal einfach reine Glückssache. In all diesen Feststellungen steckt etwas Wahres. Aber die Ansicht, wir könnten in Fragen des Timings kein Können erwerben, ist allzu pessimistisch gedacht und schlichtweg nicht wahr. Mit den richtigen Werkzeugen können wir Fragen des Timings weitaus besser managen und entscheiden, als die gängige Meinung vermuten lässt. Das vorliegende Buch beschreibt diese Werkzeuge und ihre Anwendung.
    Mir kam die Schlüsseleinsicht in Timingfragen im Jahr 2004. Ich arbeitete in einem provisorischen Büro in der Wohnung meiner Schwiegermutter in São Paulo, Brasilien. Dort wohnten meine Frau und ich, während Dona Ella ihren letzten Kampf mit dem Krebs austrug. Ein Leben ging zu Ende, und ich dachte über die Zeit nach. Jeden Morgen schien die kalte Wintersonne auf die dunkle Palisanderwand in unserem Schlafzimmer, und ich lauschte auf das Krähen des Hahns, das ich bei früheren Besuchen immer gehört hatte. Aber in diesem Jahr blieb der Hahn still. Die letzten Geräusche aus der ländlichen Vergangenheit der Stadt waren verschwunden. In dieser Wohnung, in der wir seit über 30 Jahren Sommer- und Weihnachtsferien verbracht hatten, entdeckte ich das Konzept der Zeitarchitektur, das den Kern dieses Buches bildet. Auch wenn es mir damals noch nicht ganz klar war, eröffnete dieses Konzept einen neuen Zugang zum Problem des Timings.
    Als ich im Frühjahr 1991 anfing, mich mit Timing zu befassen, beschloss ich ausdrücklich, mich nicht an die Normen meines Berufes zu halten. Ich bin Professor an einer Business School, ausgebildet in Natur- und Sozialwissenschaften. Im Gegensatz zu meinen Kollegen besaß ich keine »Hypothese« oder Erklärung von »Fakten«, die ich prüfen musste, und ich hatte auch keine kontrollierten Experimente oder umfangreichen Erhebungen durchzuführen. Ich brauchte keinen Computer, um »Daten zu analysieren« oder mathematische Modelle zu erstellen. Ich brauchte keine Statistik, weil es nichts zu zählen oder zu messen gab. Kurz, ich brauchte keines der ausgeklügelten Instrumente moderner Sozialwissenschaften. Stattdessen ging ich zurück in die Zeit, bevor sie erfunden wurden. Ich wurde zum Sammler und Jäger.
    Ich las die New York Times , das Wall Street Journal und den Economist von vorne bis hinten und schnitt jeden Artikel aus, ganz gleich, zu welchem Thema, wenn er nur etwas mit Timing zu tun hatte. Besondere Aufmerksamkeit richtete ich auf Timingfehler: eine Handlung, die zu früh oder zu spät begann, ein Projekt, das sich unterwartet verzögerte, und ein gesundes Unternehmen, das zu aller Überraschung über Nacht zusammenbrach. In jedem Einzelfall versuchte ich herauszufinden, wie ein optimiertes Timing das Ergebnis hätte verbessern können.
    Nach und nach entwickelte ich ein Klassifikationssystem, um den Überblick über die mittlerweile über 2000 Zeitungsausschnitte zu behalten, die ich gesammelt hatte. Das war keineswegs nur eine rein akademische Übung. Oft gelingt es uns nicht, Timingprobleme im Voraus zu erkennen. Das liegt unter anderem daran, dass es keine praktische Methode gibt, nach ihnen zu suchen. Die beste Möglichkeit, etwas zu finden, besteht darin, ihm einen Namen und einen spezifischen Ort in einer bekannten Struktur zu geben. Eben das möchte dieses Buch leisten: Es möchte eine Methode entwerfen, die es uns ermöglicht, Timingprobleme überall in der Arbeit und im Leben zu erkennen, zu benennen und anzugehen.
    Noch während ich dieses Material sichtete und sortierte, begann ich für eine Reihe von Unternehmen zu arbeiten. Dabei ging es um diverse Probleme: Ein unternehmerisches Vorhaben, das auf einer neuen Technologie basierte, schlug fehl, und eindeutig war das Timing einer der Gründe. Eine Firma landete wegen Vertragsbruchs vor Gericht, und nach meiner Einschätzung hätte ein besseres Verständnis des Timings zu einem anderen Ergebnis geführt. Der Eigentümer eines Unternehmens, mit
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