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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde
Autoren: Tina Daniell
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ihm, die drei Elfen um Porthios
wurden zu einer Versammlung von fünfzehn oder sechzehn.
Lauralanthalasa Kichern erhob sich aus dem Chor der
abanasinischen Nachtigallen, der plötzlich in seinem Kopf
erklang. Flint schnappte nach Luft und wollte sich auf das
Podium der Stimme setzen - Protokoll hin oder her -, aber dem
Podium waren anscheinend Rollen gewachsen; er konnte es
einfach nicht einholen.
Plötzlich war noch ein Elf an seiner Seite. Durch einen
Tränenschleier sah Flint in Augen, die so blaß waren, daß sie
wie durchsichtig wirkten. Das neue Gesicht wurde von ebenso
farblosem Haar und der Kapuze einer scharlachroten Robe
umrahmt. »Durch die Nase einatmen, durch den Mund aus«,
sagte die Gestalt heiser.
»Aah«, krächzte Flint. »Uff!«
»Durch die Nase ein ...«, wiederholte der Elf. Da der Zwerg
sich sicher war, daß er sowieso sterben würde, folgte er einfach
den Anweisungen des Elfen. »Haahh«, holte er Luft.
»... durch den Mund aus.«
»Puuuhh!« antwortete der Zwerg. Der Elf verstreute ein paar
Kräuter und sagte Worte, die entweder Altelfisch waren oder
Magie - oder beides. Flint ging es sofort besser. Mit dem leeren
Kelch in der Hand lag er ausgestreckt auf den Stufen des
Podiums. Im Saal befanden sich nur noch die Stimme,
Lauralanthalasa, der junge Halbelf und der Zauberkundige, der
den Zwerg gerettet hatte.
»Bei allem Respekt, Stimme, ich möchte meinen, daß unser
Gast wohl kein zweites Glas wünscht«, erklärte der Elf,
während er Flint auf die Beine half. »Elfenblütenwein ist
wirklich nichts für normale Zungen.« Der Zwerg taumelte, und
der Halbelf sprang vor und stützte ihn. Flint nickte ihm
dankbar zu.
»Vielleicht würde Meister Feuerschmied diese Unterhaltung
lieber zu anderer Zeit fortsetzen, Stimme«, meinte der Elf in
der Robe höflich.
Solostaran zog die Augenbrauen hoch und betrachtete den.
Zwerg. »Vielleicht hast du recht, Miral«, erwiderte die Stimme.
»Umpf«, stieß Flint aus. »Es geht mir gut.« Er hustete und
spürte, wie sein Gesicht blaß wurde. Der Zauberer schnipste
mit den Fingern, und in seiner ausgestreckten Hand erschien
dünn geschnittenes Quith-Pa. Flint kaute eine Scheibe Brot,
während die Stimme das Elfenmädchen herbeiwinkte. Jetzt, wo
nicht mehr Hof gehalten wurde, war Solostaran lockerer.
Das Mädchen, dessen Ohrenspitzen durch das feine, goldene
Haar kaum zu sehen waren, nahm eine dünne Kette vom Hals.
An einem Ende baumelte ein einzelnes, perfektes Espenblatt,
das in dem goldenen Licht grün und silbern glitzerte. Obwohl
es so natürlich wirkte, als hätte man es gerade erst von einem
lebenden Baum gepflückt, bestand dieses Blatt aus Silber und
Smaragd, die so kunstvoll verarbeitet waren, daß nur die
Reflexe des Lichts darauf, die über das entzückte Gesicht des
kleinen Mädchens tanzten, es von einem echten Blatt
unterschieden.
Der Zwerg holte erstaunt Luft. Diese Bewegung ließ einen
Pfirsichrülpser aufsteigen, was weiteres Gekicher von
Lauralanthalasa zur Folge hatte. »Dieses Blatt habe ich vor
sechs Monaten gemacht!« rief Flint aus und schluckte dann die
letzten Krümel Quith-Pa herunter. »Ich habe es einem Elfen
verkauft, der durch Solace kam.«
»Mein Gesandter«, sagte die Stimme. Flint wollte etwas
sagen, aber die Stimme hielt eine Hand hoch. »Das Blatt ist in
jeder Hinsicht perfekt. Kein Baum steht dem Herzen der Elfen
näher als die Espe. Ich war entschlossen, den Künstler zu
finden, der ein solches Gefühl mit seiner Arbeit umsetzen
konnte. Und ich fand heraus, daß dieser Künstler kein Elf war,
sondern ein Zwerg.«
Die Stimme hielt einen Moment lang inne. »Ihr müßt müde
sein von der langen Reise«, sagte er. »Miral wird Euch Eure
Zimmer zeigen.«
Solostaran sah zu, wie der Zwerg und der Zauberer den
Raum verließen. Lange hatte man keinen Zwerg mehr in
Qualinost gesehen. Zu lange. Die letzte Zeit war dunkel
gewesen. Es schien immer noch wie gestern zu sein - nicht
dreißig Jahre her -, daß man seinen Bruder Kethrenan ermordet
hatte. Und das war nicht der letzte Überfall gewesen.
»Freundschaft...«, wiederholte Solostaran. Die Welt konnte
ein bißchen mehr Freundschaft gebrauchen.
    Die Straßen der Elfenstadt breiteten sich vor Flints Füßen
aus. Bevor Miral ihn in sein Zimmer führen würde, hatte Flint
darum gebeten, daß er ihm einen Ort zeigte, von wo aus er
mehr von der Stadt sehen konnte. Der Elf hatte ihn durch die
gepflasterten Straßen geführt, an Gebäuden aus Marmor und
Rosenquarz vorbei, deren Kristalle
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