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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe
Autoren: Tina Daniell
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den Zahn eines Minotaurus und eine Locke von
irgend jemands Haar, jedenfalls war das mal wichtig, und ein
bißchen Mondstaub von Lunitari – oder war’s Solinari? Also,
jedenfalls hat Onkel Fallenspringer den von irgend so einem
Mond mitgebracht. Wo ist denn der zerstoßene Pegasushuf?
Oh, und ich habe Karten von überall, wo ich gewesen bin, was
praktisch überall ist, und auch von vielen Orten, wo ich noch
nicht gewesen bin.«
Inzwischen drängelten die Zuschauer sich vor und wollten
einen Blick auf die seltsamen und wunderbaren Dinge
erhaschen, die Tolpan in seinen kleinen Fäusten hielt. Fozgoz
wedelte vergeblich mit den Armen, um die Menge
zurückzutreiben.
Als Fozgoz seine Vorstellung gerade abbrechen wollte, hörte
er den Kender seinen Namen rufen. »Mächtiger Fozgoz! Sieh
mal!«
Die Zuschauer wichen so weit auseinander, daß Fozgoz
Tolpan sehen konnte. In der ausgestreckten Hand hielt der
einen Rabenschnabel und zwei getrocknete Füße. »Guck, ich
habe sie gefunden. Sie waren wieder in meinem Beutel. Wie
hast du das gemacht, ich meine, ohne deinen Stab zu
schwenken?«
Überrumpelt sah Fozgoz in seine eigene Hand, wo er die
Sachen doch noch halten mußte. Sie waren noch da.
Unglücklicherweise sahen das auch mindestens sechzehn
Zuschauer.
»Hör mal, was ist das für ein hinterhältiger Trick?« fragte
einer von den größeren Zuschauern und machte einen Schritt
auf Fozgoz zu.
»Wofür hältst du uns, für einen Haufen Dummköpfe?« fragte
ein anderer. »Ich würde sagen, wir können einen faulen Zauber
schon erkennen, wenn wir ihn sehen.«
Fozgoz plusterte sich auf. »Fauler Zauber! An deiner Stelle
würde ich meine Zunge im Zaum halten. Diesmal werde ich
deine frechen Worte noch überhören, aber fordere mich nicht
heraus! Ich warne euch alle, selbst ein Zauberer mit meiner
Weisheit ist irgendwann mit seiner Geduld am Ende.«
»Wenn du so ein großer Zauberer bist, was machst du dann
auf einem Jahrmarkt?«
Inzwischen war Fozgoz von drei Seiten eingekreist, und
seine Drohungen und Warnungen zeigten keinen erkennbaren
Effekt. Die Anwesenden schrien laut und höhnisch nach einer
Demonstration wahrer Macht. »Na los, Fozgoz, wie war’s mit
einem Blitzschlag hierhin«, schnaubte ein Mann und zeigte
zum Ergötzen der Menge auf seine eigene Brust.
»Na schön, ich habe euch gewarnt«, regte sich Fozgoz auf.
»Jetzt tretet zurück, sonst passiert noch etwas, was ihr lange
bedauern werdet! Sonst werde ich… Oh, Schreck. Wo ist denn
nur mein Stab?«
Mehrere Schritte von dem bedrängten Zauberer entfernt,
verschnürte Tolpan hinter der Menschenmenge seinen Beutel
und schulterte ihn. Er hatte sein schon von Natur aus
zerfurchtes Gesicht vor Enttäuschung über die armselige
Zauber- Vorstellung in noch tiefere Falten gelegt. Als er durch
die Zuschauer schlüpfte, drang unbemerkt ein Funkenschauer
aus seinem Beutel.
»Du beleidigst mich. Bist du dazu gekommen, nur um mich
zu beleidigen?«
Tolpan war drauf und dran, sich bei dem zu entschuldigen,
den er beleidigt hatte – auch wenn er sich gar nicht daran
erinnern konnte, in letzter Zeit jemanden beleidigt zu haben –,
als ihn eine zweite Stimme aufhielt. »Beleidigen? Ich beleidige
dich? Du beleidigst uns – bei solchen Preisen.«
Tolpan hatte die Streitenden rasch ausgemacht. Ein Mensch,
seiner abgetragenen, schlichten Kleidung nach ein
Wandersmann, hatte mit einem Zwerg einen hitzigen Streit
über dessen Ware angefangen. Der Zwerg war nicht mehr der
Jüngste. Das Haar über den buschigen Augenbrauen wurde
bereits grau, seine Nase war eine rote Knolle, und unter seinem
Schnurrbart zeigte sich ein gewohnheitsmäßig
brummiger
Ausdruck.
»Ware? Das nennst du Ware? Du solltest mir dankbar sein,
daß ich überhaupt stehenbleibe, um sie anzusehen.«
Die beiden waren sich offenbar weder über den Wert noch
über die Qualität des Geschmeides einig, das der Zwerg
verkaufte. Tolpan sah zu, wie der Zwerg rot vor Wut eine
Silberbrosche und eine schöne Halskette zu einem kleinen
Armband in einen gläsernen Schaukasten legte. Er wischte sich
die dicken Hände vorn an seiner blauen Tunika ab, als könnte
er damit auch den unhöflichen Kunden abstreifen.
»Entschuldige, Fremder«, sagte er mit beherrschter Stimme,
»aber meine Arbeit ist von bester Qualität – ich bin der einzige
zwergische Schmied, der jemals für die Stimme der Sonne
persönlich gearbeitet hat. Meine Preise sind überaus fair. Ich
verkaufe hier Juwelen, keinen Fisch. Wenn du handeln
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