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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe
Autoren: Tina Daniell
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»Seht euch das an«, sagte er und zeigte darauf.
»Das sind Fußabdrücke in Selanas Größe.«
»Und was ist das?« fragte Tolpan und lenkte ihre
Aufmerksamkeit auf einen Haufen tierischer Fußabdrücke, die
ihre umgaben. »Das sieht aus wie Hufe von…« Verwundert
sah er auf. »Ziegen? Ist Selana mit einer Herde Ziegen
weggelaufen?«
Flint und Tanis sahen sich wissend an. »Keine Ziegen.
Satyre. Sie mögen Elfen und Frauen und besonders
Elfenfrauen.«
Gleichzeitig hörten sie etwas weiter weg das melancholische
Lied einer Rohrflöte. Tanis wollte noch warnend die Hände
über die Ohren legen, doch zu spät. Der Ton der Satyrflöte
hatte ihn schon verzaubert.
»Was ist das für eine wunderbare Musik, und wo kommt sie
her?« fragte der Halbelf mit glasigen Augen.
Mit heiterem Lächeln zeigte Flint, der seine scharfen
Zwergenohren spitzte, mit seinem dicken Finger auf einen
Espenhain, der flußabwärts am Ufer wuchs. »Ich glaube, die
Musik kommt von da drüben.«
»Also, los!« brach Tolpan strahlend los, der die drei
Gefährten anführte, als sie wie Kinder dem klagenden Klang
der Flöten nach durch das erwachende Land hüpften.
Kreischend vor Entzücken, pflückte Tolpan eine Pusteblume
und blies Flint ihre gefiederten Samen ins Gesicht. Kichernd
versetzte der rotgesichtige Zwerg dem Kender einen
spielerischen Schubs, und Tolpan kugelte lachend den Hang
hinunter. Mit zurückgeworfenem Kopf hob Tanis den hilflosen
Tolpan kichernd auf und warf ihn sich auf die breiten
Schultern. Allesamt hielten sie auf den Hain zu. Nachdem sie
durch den Baumring getaumelt waren, erblickten sie Selana,
deren Umhang offen stand und darunter eine enge, wadenlange
Tunika enthüllte. Fröhlich hüpfte sie in der Mitte eines Kreises
aus sechs Ziegenmännern herum. Einer davon kippte ihr eine
Mischung aus weißem und rotem Wein in den offenen Mund,
die sie glücklich herunterschluckte.
Als sie die anderen sahen, winkten die ausgelassenen
Halbmenschen oder Halbziegen sie freudig mit ihren
Menschenarmen herbei und traten dabei mit den Hufen aus.
Kurz darauf hatten sich die drei Reisenden dem Spaß
angeschlossen und sprangen Arm in Arm mit ihren Gastgebern
durch den Wald.
»Tolpan, Flint, Tanis, meine lieben Freunde!« rief Selana
und umarmte sie alle. Mit einer Handbewegung bezog sie die
Satyre mit ein. »Ich will euch meine neuen Freunde vorstellen:
Enfeld, Bomaris, Gillam, Pendenis, Kel und Monaghan! Ist
ihre Musik nicht zauberhaft?« fragte sie mit verträumtem
Gesicht. »Spielt das kleine Willkommenslied noch mal«,
bettelte sie.
»Für dich tun wir alles, liebe Prinzessin«, brummte der Satyr
namens Enfeld mit seiner klangvollen Baßstimme. Wie auf
Kommando senkten die versammelten sechs Ziegenmenschen
die Köpfe mit den kurzen Hörnern und hielten Holzflöten an
die Lippen. Ein schwungvoller Tanz ging los.
Glücklich und hingerissen griff Flint nach einem
angebotenen Becher Wein, hob ihn hoch und trank
schmatzend, wobei die Hälfte in seinen Bart lief. Dann gab er
den Becher an Tanis weiter, der ihn Tolpan reichte.
Pendenis schlug dem Kender auf die Schulter. »Das Leben
ist zu kurz, um ernst zu sein, nicht wahr, kleiner Freund?
Komm, kletter auf meinen Rücken, dann zeig ich dir, welche
Freuden uns im Herzen des Waldes erwarten.«
»Gehen wir doch alle!« rief Flint, der sich auf Kels Rücken
schwang. Obwohl er normalerweise jedes Tier nur mit
Mißtrauen bestieg, konnte sich der Zwerg in diesem Moment
nichts Schöneres vorstellen. Gillam duckte sich, griff Tanis
spielerisch von hinten an und warf sich den lachenden
Halbelfen auf sein Ziegenhinterteil. Selana ritt auf Enfelds
Rücken voraus.
Während sie alle ungehörigen Lieder sangen, die sie
kannten, vergnügten sie sich sorglos und ungehemmt wie
Kinder im Garten der Natur. Tanzend, trinkend und
herumtollend wie nie zuvor, tauchten sie in die glückliche Welt
der Satyre ein, wo es weder Reue noch Schuld noch Gewissen
gab. Der sie umgebende Wald verdeckte gnädig alles weitere.
    Tanis erwachte als erster in der Stille des Hains. In den
Feuergruben rauchte noch die Asche, und der Himmel im
Osten glühte rosarot. Er konnte sich beim besten Willen nicht
daran erinnern, was er hier machte, aber irgend etwas hier kam
ihm sehr, sehr verkehrt vor.
    Zum einen fühlte sich sein Kopf so matschig an wie eine
überreife Tomate. Zum anderen lag Tolpan quer über seinen
Beinen.
    Vorsichtig rüttelte der Halbelf den Kender wach. Tolpan
plapperte nur etwas im Schlaf, wälzte sich zur
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