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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe
Autoren: Tina Daniell
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stand, lachte ungläubig.
Flint klatschte in die Hände und setzte sich eine Mütze auf
seine von Grau durchzogenen Haare. »Na dann«, sagte er, ohne
Tanis zu beachten, »worauf warten wir?«
Es wurde für keinen von ihnen ein angenehmer Tag, nicht
einmal für Tolpan. In den hügeligen Vorbergen des OstwallGebirges machten sie Rast. Selana saß abweisend auf einem
trockenen Baumstumpf; Tanis hockte ihr zu Füßen auf dem
Boden und lehnte sich an den Stumpf an. Flint lief verärgert
vor dem Kender hin und her, der bäuchlings auf der weichen
Erde lag, den Kopf in die Hände stützte und die Karte
betrachtete, die vor ihm lag.
»Woher wissen wir denn, daß das kein neuer Berg ist?«
fragte er trotzig. »Du weißt doch, während der Umwälzung
sind sie rechts und links und geradeaus nur so
emporgeschossen
– man wußte gar nicht mehr, wo man
hintreten sollte. Meine Karte ist jedenfalls völlig in Ordnung.
»Der Kender schlug bekräftigend auf die Karte.
Als sie vor ihrem Aufbruch in Solace eine von Tolpans
vielen Karten betrachtet hatten, hatten die Gefährten gesehen,
daß es im Norden nur drei erwähnenswerte Orte gab: Que-taw,
Rabental und Tantallon. Die einzige größere Straße nach
Norden führte viel weiter nach Osten als nötig, bevor sie
wirklich nach Norden abknickte.
Sie hatten sich überlegt, daß sie Zeit sparen würden, indem
sie querfeldein gingen und dann das Gelände in Richtung
Osten durchquerten, das auf Tolpans Karte offen und eben
aussah. Daher waren sie von Solace aus am Ostufer des
Krystallmirsees entlang nach Norden gezogen und dann durch
eine Gegend gewandert, die unter dem Namen >Nahe Felder<
bekannt war. Den ganzen Nachmittag waren sie bei bewölktem
Himmel am Fuß des Ostwall-Gebirges nach Norden gelaufen
und hatten auf die Stelle gewartet, wo der Bergkamm aufhörte,
damit sie nach Osten durchstoßen konnten. Der Karte nach
waren sie längst über den Punkt hinaus, wo die Berge hätten
enden sollen.
»Tolpan«,setzte Flint geduldig an, »mal ehrlich, bist du je
zuvor in dieser Gegend gewesen? Hast du diese Karte selbst
gemacht?«
Tolpan machte ein verlegenes Gesicht. »Nicht richtig. Eines
Tages habe ich sie sozusagen in meinem Sack gefunden, daher
weiß ich nicht so genau, wo sie herkommt.« Er zog
nachdenklich die Augenbrauen hoch und holte aus der Tasche
Tintenfläschchen und Federkiel. »Ich habe sie
aber ergänzt,
und jetzt wäre es doch an der Zeit, den Rest dieser Bergkette
einzuzeichnen, nicht wahr?« Er kratzte mit der Feder über das
Papier, wobei er konzentriert an seiner Lippe nagte.
»Vorwürfe helfen uns auch nicht weiter, Flint«, sagte Tanis
müde, während er dem Zwerg einen Kanten Brot und ein Stück
Trockenfleisch reichte. »Laß uns einfach etwas essen und dann
weiterlaufen.«
Flint nahm das Essen, ließ sich ins Gras fallen und kaute. Er
blickte in das nachlassende Sonnenlicht. »Wir können
genausogut hier das Nachtlager aufschlagen. Außerdem dürften
Selanas Füße jetzt dick geschwollen sein, nachdem sie zehn
Minuten gesessen hat.«
Alles blickte zu der zerschundenen Prinzessin, die an ihrem
Stück Brot herumknabberte, nachdem sie das angebotene
Fleisch mit verächtlichem Naserümpfen abgelehnt hatte.
Selana hatte es zweifellos am schwersten. Sie war unterwegs
so oft ausgerutscht oder über ihr Kleid gestolpert und gestürzt,
daß ihr Gesicht eine richtige Dreckkruste aufwies. Ihr schöner
blauer Umhang war am Saum gerissen, weil sich darin dauernd
dorniges Gestrüpp verhakt hatte. Ihre weichen Lederstiefel
waren von oben bis unten voll Schmutz und konnten die
Unebenheiten des Geländes überhaupt nicht abfedern. All das
hatte sie sehr gereizt gemacht, und sie hielt sich abseits und
redete nur, wenn man direkt eine Frage an sie richtete. Hilfe
jedweder Art lehnte sie jedoch ab.
»Es geht schon, wirklich«, protestierte sie schwach. »Ich bin
bloß das viele Laufen nicht gewöhnt.«
»Ja, richtig!« rief Tolpan aus. »Wahrscheinlich schwimmt
sie normalerweise, wenn man bedenkt, wo sie herkommt. Aber
lauft ihr denn niemals auf dem Meeresboden entlang?«
Selana warf einen Blick in sein neugieriges Gesicht und
wurde hochmütig.
»Manchmal«, erwiderte sie schnippisch.
»Ich bin froh, daß du das Thema aufgebracht hast, weil ich
eine Reihe äußerst wichtiger Fragen habe«, sagte der Kender,
der seine Feder schreibbereit hielt. »Gibt es unter Wasser
Sonnenlicht? Ich wette, nicht, aber wie seht ihr dann etwas?
Werden eure Finger und Zehen auch ganz
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