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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe
Autoren: Tina Daniell
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mir doch erst mal, was los ist«, sagte der, den er
Tanis genannt hatte.
Tolpan warf sich trotzig in die Brust. »Das wüßte ich auch
gern.«
Flint schnaubte. »Ist das nicht eindeutig? Der üble Kobold da
hat mein Armband gestohlen und wollte sich gerade damit
davonmachen.« Der Zwerg verdrehte Tolpan zum Beweis den
rechten Arm, schob den Ärmel zurück und zeigte das
Kupferarmband an dessen Handgelenk. »Da. Genau da, wo er
es versteckt hat.«
»Ach, das meinst du?« Tolpan war ehrlich überrascht. »Das
habe ich nicht gestohlen. Ich habe es für dich beschützt. Ich
wollte dich gerade suchen gehen, um es zurückzugeben. Du
hast es auf dem Tisch liegenlassen, wo jeder, der vorbeikommt,
es einfach hätte nehmen können.« Tolpan drohte dem Zwerg
vorwurfsvoll mit dem Finger. »Du solltest wirklich vorsichtiger
mit deinen Sachen umgehen.«
»Es war im Schaukasten eingeschlossen!« rief der Zwerg
aus, wobei er Tolpan den Finger in die Brust bohrte.
»Das war schrecklich unvorsichtig«, mahnte Tolpan völlig
ungerührt. »Und du könntest diese Schaukästen genausogut
unverschlossen lassen, so wenig helfen sie.«
Die Gelassenheit des Kenders brachte den Zwerg nur noch
mehr zum Kochen. »Auf dieses Getue vom unschuldigen
Kender fall ich nicht rein.« Verzweifelt sah er sich
unterstützungheischend zur Menge um. »Ich will, daß dieser
Dieb abgeführt wird.«
Tanis beugte sich zu dem Zwerg vor und flüsterte hinter
vorgehaltener Hand: »Ich glaube wirklich nicht, daß das nötig
ist, Flint. Ich bin sicher, er wollte nichts Böses tun.«
Als er sich zu dem Kender umdrehte, fuhr Tanis fort: »Wenn
du das Armband zurückgibst – und alles, was du sonst noch so
mitgenommen hast –, vergessen wir die ganze Sache einfach.«
Tolpan war beeindruckt von dem Gerechtigkeitssinn dieses
Mannes – etwas, wovon er seit seiner Ankunft in Solace wenig
erfahren hatte. »Aber mit Vergnügen«, sagte Tolpan. »Das
wollte ich schließlich sowieso die ganze Zeit.« Mit einer
raschen Bewegung hatte er das Armband abgestreift und
seinem Besitzer übergeben. Der Zwerg schnappte es, grunzte
und verstaute es sofort in seiner Jackentasche.
»Gern geschehen«, sagte der Kender mit Nachdruck. Der
Zwerg sah ihn nicht an.
Jetzt drehte sich der junge Mann zur Menge um, wedelte mit
den Händen und schickte die Neugierigen davon. »Das war’s,
Leute, hier gibt es nichts mehr zu sehen. Geht wieder an eure
Geschäfte.« Danach streckte er dem Kender die Hand
entgegen. »Mein Name ist Tanthalas, aber alle nennen mich
Tanis. Der hier, den du seiner Meinung nach zutiefst gekränkt
hast, ist mein guter Freund und Kamerad, Flint Feuerschmied.
Er schreit schlimmer, als er in Wirklichkeit ist.«
Tolpan griff zu und umfaßte die Hand des Mannes. »Ich
kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dich kennenzulernen,
Tanis. Du bist der erste hier, der freundlich zu mir ist. Ich bin
Tolpan Barfuß, von den Barfußens aus Kenderheim. Vielleicht
hast du ja schon von uns gehört? Freut mich auch, deine
Bekanntschaft zu machen, Flint Feuerschmied. Tut mir leid,
daß du meine Absichten mit dem Armband falsch verstanden
hast. Es ist ein schönes Stück.«
Tolpan streckte dem Zwerg seine Hand entgegen, doch der
verschränkte die Arme und starrte in den Himmel, bis ihn ein
Stoß von Tanis’ Ellenbogen fast umwarf. Nachdem er Tanis
einen finsteren Blick zugeworfen hatte, nahm Flint schließlich
widerwillig Tolpans »Entschuldigung« an und drückte ihm die
Hand.
Tanis betrachtete amüsiert Flints verbohrtes Gesicht. »Nun,
Tolpan«, sagte er, »ich bin froh, daß das beigelegt ist. Ich
wünsche dir eine gute Reise, wo auch immer du hingehst.«
»Eigentlich«, erwiderte der Kender nachdenklich, »könnte
ich jetzt, wo ich hier in Solace Freunde habe, auch eine Weile
bleiben.«
»Eigentlich«, sagte Flint hastig, »wohnen wir gar nicht – «
Der Absatz von Tanis’ Stiefel drehte sich auf Flints Zehen
und schnitt dem Zwerg so das Wort ab. »Was Flint sagen
wollte, ist«, erklärte Tanis, »daß wir zwar hier wohnen, aber in
ein, zwei Tagen aufbrechen, sobald die Straßen wieder trocken
sind. Der Frühlingsmarkt geht nur noch zwei Tage, und dann
brechen wir mit unseren Waren auf, wahrscheinlich nach
Süden, nach Qualinost.«
Tolpans Gesicht leuchtete. »Wirklich? Ich war noch nie in
der alten Hauptstadt der Elfen, aber sie soll atemberaubend
sein. Mein Onkel Fallenspringer hat mal die Stimme der Sonne
kennengelernt. Ich hatte selbst schon überlegt, ob ich mal
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