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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold
Autoren: Novik Naomi
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geplante Invasion als Fehlschlag, und nun erwartet ihn endlich die weit geöffnete Falle: Wir werden schon bald mit unseren eigenen Truppen in Portugal landen. Wir wollen ihn von Süden her ausbluten lassen, während die Russen und die Preußen von Osten her kommen. Wellington ist davon überzeugt, dass wir endlich den Sieg davontragen werden.«
    Ein außerordentlich kühner Plan, fürwahr. Laurence aber konnte nur daran denken, wie sich der beabsichtigte Krieg in die Länge ziehen würde, während sich ihre Truppen im Schneckentempo über die Halbinsel durch Portugal, Spanien und über die Pyrenäen dahinschleppen würden, ehe sie schließlich Frankreich erreichten. Tatsächlich hatte Napoleon in England entsetzliche Verluste erlitten und eine ganz Armee von Gefangenen zurückgelassen, um selber fliehen zu können. Laurence war sich jedoch bei Weitem nicht so sicher, ob diese Einbußen ausreichten und ihn so verletzlich machten, dass er in einem zermürbenden Feldzug am Ende entscheidend geschlagen werden konnte.
    Â»Aber ohne einen sicheren Stützpunkt kann es keinerlei Aussicht auf einen Sieg geben«, gab Laurence zu bedenken.
    Â»Ja«, stimmte Hammond zu. »Wir brauchen Portugal. Und wenn der Prinzregent aus Brasilien fliehen und zurückkehren muss, während Napoleon bereits Spanien besetzt hält …«
    Â»Sie bezweifeln, dass man uns dann noch weiterhin den Durchmarsch gestatten würde«, sagte Laurence.
    Hammond nickte. »Wir brauchen Portugal«, wiederholte er.
    Zuerst hatte Temeraire gar nicht richtig verstanden, was Hammond im Sinn hatte. Es erschien ihm ausgesprochen unvernünftig, etwas so Bedeutsames ohne viel Brimborium oder Aufhebens über die Bühne zu bringen. Aber dann fiel ihm ein, dass es auch andersherum so abgelaufen war, als Laurence seinen Rang verloren hatte. Temeraire hatte überhaupt nichts davon mitbekommen, bis er eines Nachmittags die Anrede »Mr Laurence« hörte und die goldenen Balken verschwunden waren. Und nun tauchten sie hier genauso überraschend wieder auf und glänzten so wunderbar auf Hammonds Händchen.
    Laurence schwieg zunächst, als Hammond seinen Vortrag über die bevorstehende Mission beendet hatte; Temeraire musterte ihn bekümmert. »Es scheint mir nicht so, als ob Hammond uns um irgendetwas Unangenehmes bittet«, wagte er zu bemerken. Natürlich wollte er nicht, dass Laurence sein Patent zurückerhielt, nur um sofort wieder zu irgendetwas Schrecklichem gezwungen zu werden, wogegen sie sich verwahren müssten, sodass sie von Neuem den ganzen Ärger am Hals hätten und als Verräter beschimpft würden. Aber es war sehr hart, eine solche Chance auf dem Silbertablett serviert zu bekommen und dann nicht zugreifen zu dürfen.
    Â»Sir, Sie müssen nach Ihrer Reise sehr erschöpft sein«, sagte Laurence zu Hammond. »Wenn Sie sich gerne frisch machen wollen, dann steht Ihnen meine Hütte zur Verfügung. Und hier gibt es auch frisches Wasser in der Nähe, oberhalb der Wasserfälle. Ich hoffe, Mr Shipley ist so gut und zeigt Ihnen den Weg.« Er gab dem Mann ein Zeichen.
    Â»Oh … Oh, ja, natürlich«, sagte Hammond und brach auf. Trotz des unebenen Bodens schaute er mehr als ein Mal über die Schulter zurück, als könne er Laurence seine Gedanken vom Gesicht ablesen.
    Â»Auf keinen Fall solltest du etwas gegen deine Überzeugung tun, Laurence«, sagte Temeraire, als Hammond endgültig verschwunden war und sie wieder unter sich waren. »Es ist nur so, dass ich nicht sehe, was dagegensprechen sollte, nach Brasilien zu gehen. Dann bekommst du auch deinen Titel und deinen Rang zurück.«
    Â»Das, mein Lieber, wäre nichts weiter als eine höfliche Formalie«, erklärte Laurence. »Ich kann nicht so tun, als sei ich ein ernst zu nehmender Offizier irgendeines Korps, solange ich entschlossen bin, mich niemals wieder Befehlen zu beugen, die ich für unmoralisch halte.«
    Eine Formalie, die ihm immerhin zu goldenen Streifen auf den Schultern verhelfen und die ganze Art und Weise verändern würde, in der andere Menschen ihn ansprächen – das war für Temeraires Geschmack allemal ausreichend. »Außerdem ist es ja nicht so, dass sie dir schreckliche Befehle erteilen müssen . Vielleicht haben sie ihre Lektion ja auch gelernt und überlegen sich die Sache in Zukunft zweimal«, fuhr er
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