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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold
Autoren: Novik Naomi
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fragte sich amüsiert, ob Hammond nicht sehr schnell voller Reue zu der Einsicht kommen würde, dass die Zeit offenbar die Erinnerung an ihre Differenzen in der Vergangenheit hatte verblassen lassen. Vermutlich dürfte er sich schon bald verwünschen, dass er sich, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, offenbar freiwillig dazu bereit erklärt hatte, der Mann zu sein, der Temeraire und ihn beim vorgeschlagenen Unterfangen an der kurzen Leine halten sollte.
    Laurence für sein Teil war sich vollkommen sicher, dass die Anzahl der Sklaven, die in einer solchen Aktion, wie sie Temeraire im Sinn hatte, zurückgeschifft würden, die Tswana keineswegs zufriedenstellen würde. Selbst wenn sich die Portugiesen bereit erklärten, ihre Sklaven wieder freizulassen, konnten sie die Toten, die der grausamen Arbeit in den Minen und auf den Plantagen oder der Hoffnungslosigkeit ihrer Gefangenschaft zum Opfer gefallen waren, nicht wieder lebendig machen. Er konnte sich auch nicht vorstellen, selber Kontakt zu den Sklavenbesitzern aufzunehmen, was Hammond hätte wissen müssen. Selbst wenn er es nicht von Laurence selbst erfahren hatte, dann hätte ihm der Ruf seines Vaters bekannt sein sollen: Lord Allendale war schon seit Langem ein leidenschaftlicher Verfechter der Abschaffung der Sklaverei.
    Â»Augenblicklich ist nichts dergleichen geplant«, protestierte Hammond. »Ich würde allerdings so weit gehen zu behaupten, dass die Portugiesen bereit sind … sich unter den gegebenen Umständen eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber Kompromissen …« Er stockte und wollte ganz offensichtlich keinerlei Versprechungen machen, dann fuhr er fort: »Aber auf jeden Fall sollen Sie nicht deren Interessen, sondern unsere Interessen vertreten.«
    Â»Und wie genau lauten unsere Interessen in dieser Angelegenheit?«, erkundigte sich Laurence.
    Â»Es muss für Frieden gesorgt werden«, sagte Hammond. »Sicherlich werden Sie nicht leugnen, wie wünschenswert dies wäre.«
    Â»Frieden ist keineswegs so unangenehm oder langweilig, wie man gemeinhin vermuten möchte«, sagte Temeraire mit einem leicht wehmütigen Unterton, was ihn als Schwindler entlarvte. »Ich verstehe nur nicht, woher dieses ausgesprochene Interesse an Frieden in Brasilien kommt. Wenn Sie darauf solchen Wert legen, warum sorgen Sie dann nicht erst mal für Frieden mit Napoleon in Europa? Nicht, dass ich das für richtig halten würde«, fügte er rasch hinzu, »jedenfalls nicht, solange Lien sich in Frankreich als Herrscherin aufspielt. Ich hoffe, dass wir niemals mit ihr Frieden schließen müssen.«
    Â»Ah«, sagte Hammond stockend. Er zögerte und war sich sichtlich unschlüssig, ob er fortfahren sollte oder besser nicht, entschied sich dann aber zu den Worten: »Sir, wenn ich mich auf Ihre vollkommene Verschwiegenheit verlassen kann … Es erfordert absolute Geheimhaltung …«
    Â»Natürlich können Sie darauf bauen«, mischte sich Temeraire eilig und höchst interessiert ein. Seine Halskrause stellte sich auf, als er sich neugierig nach vorne beugte. Hammonds Blick wurde noch unsicherer, da die Vorstellung eines Drachen von einem vertraulichen Tuschelgespräch in einem Flüstern bestand, das auch in gut zehn Metern Entfernung Wort für Wort zu verstehen war.
    Â»Sie können darauf zählen, soweit es in unserer Macht steht«, sagte Laurence. »Aber auch, wo es sich unserer Kontrolle entzieht, können Sie davon ausgehen, dass Ihre Neuigkeiten von geringem lokalen Interesse sind. Das macht es höchst unwahrscheinlich, dass sie weiterverbreitet werden und an ein feindliches Ohr gelangen.«
    Letzterer Punkt war nur allzu wahr. Zwar gab es Handelsbeziehungen zwischen Port Jackson und dem hiesigen Tal, aber es gab keinen Arbeiter hier, bei dem ernsthaft davon auszugehen war, dass er dieses Land je wieder verlassen würde. Wenn nicht Armut und ständige Trunkenheit die Hinderungsgründe waren, dann war es das Gesetz: Die Männer saßen ebenso fest, wie Laurence es immer von sich und Temeraire auch angenommen hatte.
    England war eine andere Welt, der Krieg eine Mär aus weiter Ferne, und sollte sie jemand belauschen, dann wäre ihm das Besprochene vollkommen gleichgültig.
    Â»Dann will ich es wagen und Ihnen Folgendes anvertrauen«, sagte Hammond. »Napoleon ist über das Ziel hinausgeschossen. Erst erwies sich seine
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