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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold
Autoren: Novik Naomi
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geleisteten Dienste die Gnade der Verbannung gewährt. Seitdem hatte er nichts mehr getan, was ihm die geschätzte Aufmerksamkeit von Whitehall hätte einbringen können, sondern er hatte vielmehr die Befehle eines Marineoffiziers kategorisch abgelehnt.
    Temeraire strahlte: »Oh! Oh, Mr Hammond, wie können Sie uns eine solche Nachricht so lange vorenthalten? Aber ich darf Sie nicht tadeln, wo Sie uns doch so fantastische Neuigkeiten mitbringen.« Er hatte seinen Kopf so gesenkt, dass er mit einem seiner riesigen Augen die goldenen Balken begutachten konnte. »Laurence, du musst dir sofort deinen grünen Mantel bringen lassen. Mr Shipley! Mr Shipley, bitte schaffen Sie Laurence’ Kiste her …«
    Â»Nein«, unterbrach ihn Laurence. Dann wandte er sich an Hammond und fuhr mit größerer Höflichkeit, als er in Wahrheit der Situation angemessen fand, fort: »Nein, vielen Dank, Sir. Ich bin mir sehr wohl bewusst, wie freundlich es von Ihnen war, die ganze Strecke zurückzulegen, um mir diese Botschaft zu überbringen, aber ich muss ablehnen.«
    Er hatte es ausgesprochen: die einzig denkbare Antwort, die er geben konnte, auch wenn sie bitter für ihn war. Die goldenen Streifen lagen unbeweglich auf Hammonds Hand; so klein und schlicht sie auch waren, standen sie doch für die Möglichkeit, einen dunklen Fleck von seinem Namen und dem seiner Familie zu entfernen. Es hatte ihn so viel Mühe gekostet, nicht an die Schande zu denken, die er über seine Familie gebracht hatte, da ihm keine Möglichkeit blieb, seinen Ruf wiederherzustellen.
    Hammond starrte ihn wortlos an, die Hände noch immer ausgestreckt, und Temeraire sagte: »Aber Laurence, das kann doch nicht dein Ernst sein«, während er sehnsüchtig die goldene Verlockung in Hammonds Hand beäugte.
    Â»Es kann nur einen einzigen Grund dafür geben, mir auf diese Weise unter den gegebenen Umständen die Wiedereinsetzung anzubieten«, sagte Laurence mit ausdrucksloser Stimme. »Sie wollen mich damit beauftragen, die Aufstände hier in Sydney niederzuschlagen. Nein. Es tut mir leid, Sir, aber ich werde mich nicht wieder zum Schlächter der Regierung machen lassen. Ich hege keine große Sympathie für Mr MacArthur und seine Unabhängigkeitsbestrebungen, aber er handelt nicht ohne guten Grund oder unvernünftig. Ich werde auf keinen Fall englische Soldaten niedermetzeln, nur um ihn an den Galgen zu liefern.«
    Â»Oh, aber …«, stammelte Hammond. »Nein, nein, Kapitän, ich meine natürlich Mr Laurence, ich sollte nicht voreilig sein, aber … Sir, Sie haben mich missverstanden. Ich selbst muss mich um Gouverneur MacArthur kümmern, denn natürlich ist seine Vorstellung von Unabhängigkeit völliger Humbug und kann auf keinen Fall geduldet werden, aber das ist nicht der Grund … Obwohl Ihre Hilfe natürlich sehr zupasskäme …«
    Er machte eine Pause und sammelte sich wieder, während Laurence versuchte, sich gegen die Hoffnung zu wappnen, die in ihm aufzukeimen drohte und der er keinen Platz lassen durfte, wie er wusste. Wenn Hammond einen Auftrag zu überbringen hatte, den man irgendeinem rechtschaffenen Offizier des Korps hätte antragen können, dann wäre ein solcher Offizier längst damit betraut worden. Hammond trat ihm in offizieller Mission gegenüber, und was immer er ihm nun anbieten würde, dürfte verlockend verpackt und deshalb umso schwerer abzulehnen sein.
    Hammond begann: »Zuerst lassen Sie mich Ihnen versichern, dass ich Ihre Zurückhaltung voll und ganz verstehen kann, Sir. Ich bitte um Verzeihung, dass ich mich nicht klarer ausgedrückt habe. Ich will außerdem nicht verhehlen, dass in manchen Kreisen Mr MacArthurs Bestrebungen in durchaus bedenkenswertem Licht erscheinen. Ich hoffe, Sie können sich vorstellen, dass kühlere Gemüter die Aussicht eines ansonsten unausweichlichen Krieges mit China als schieren Wahnsinn erachten. Und dazu hätte Kapitän Willoughbys Vorhaben – aus Höflichkeit will ich nicht sagen törichtes Vorhaben – geführt. Zudem sind viele der Ansicht, dass seine Entscheidungen sich in keiner Weise mit seinen Befehlen in Einklang bringen lassen.«
    Laurence nickte mit ernster Miene. Er hatte praktisch die gleiche Einschätzung der Lage in seinem Bericht an Jane Roland zum Ausdruck gebracht, und auch wenn dieser natürlich nicht offiziell
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