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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold
Autoren: Novik Naomi
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ihrem notdürftigen Lager darstellte. Hier lag Hammond und erholte sich. Mit ihm war die ganze Welt wieder an Laurence’ Türschwelle zurückgekehrt, um anzuklopfen, obwohl er immer geglaubt hatte, er hätte ihr endgültig den Rücken gekehrt.
    Der Steinquader wurde mitten in der Luft von einem Windstoß erfasst und schwankte, hörte aber auf zu schlingern, als Temeraire die langen Holzleitschienen erreicht hatte. Erleichtert stieß der Drache den Atem aus und ließ sich langsam hinabsinken. Der Stein schabte an den Balken entlang und ließ Rinde und kleine Holzstückchen auf die Arbeiter regnen, während er gemächlich zu Boden gelassen wurde und schließlich aufsetzte, nachdem die Männer sich mit ihren Langhölzern zurückgezogen hatten.
    Â»Also, das grenzt ja geradezu an ein Wunder, dass niemand zerquetscht wurde oder eine Hand verloren hat«, bemerkte Mr O’Dea, nachdem er die Männer mit ihrer regelmäßigen Rumration und einigen Silbermünzen entlohnt hatte, und konnte doch nicht verhindern, dass eine Spur von Enttäuschung in seiner Stimme mitschwang. Er hatte immer wieder großes Unheil vorausgesagt, sollte Temeraire halsstarrig an seinem Entschluss festhalten, diesen riesigen, wunderschön gemaserten Steinquader zum Herzstück seines Pavillons zu machen.
    Â»Es wäre eine Schande gewesen, ihn in kleinere Stücke zu zerteilen und damit das Muster zu zerstören«, bekräftigte Temeraire. »Nicht, dass ich nicht auch voller Bewunderung für Mosaike bin, vor allem, wenn sie aus Edelsteinen gefertigt sind, aber das wäre dann doch unüblich. Manche Leute behaupten allerdings, dass dies hier nur ein ganz gewöhnlicher Steinblock sei.«
    Er war eben damit fertig geworden, alle Stützstreben zu begutachten und besorgt am frischen Mörtel zu schnüffeln, um sich nun erleichtert neben Laurence und Shen Li sinken zu lassen und seinen Durst am vorbeifließenden Bach zu löschen. »Was meinen Sie?«
    Â»Der Stein ist wirklich sehr hübsch«, bekräftigte Shen Li, »aber ich kann nichts Schlimmes daran finden, ihn in dem Tal zu bewundern, wo er seinen Ursprung hat.«
    Â»Ich will ja nicht unhöflich erscheinen, Laurence«, sagte Temeraire leise zur Seite, »aber Shen Li kann manchmal so ernüchternd sein. Auch wenn ich ihr natürlich dankbar sein muss, dass sie so nett war, Briefe und Gäste zu uns zu bringen. Wie freundlich von Mr Hammond, so weit zu reisen, nur um uns zu besuchen.«
    Â»In der Tat«, entgegnete Laurence, während er die Post aus der Umhüllung befreite. Im Innern fand er eine große, schwere Schriftrolle auf zwei Spulen aus Jadestein, die Temeraire von seiner Mutter Qian geschickt worden war, zusammen mit einem Buch über Poesie. Außerdem war da ein dick versiegeltes Paket, welches Laurence mehrere Male herumdrehte, nur um festzustellen, dass es unbeschriftet war. Als er schließlich den Schutzumschlag löste, sah er, dass das Paket Gong Sus Namen trug, allerdings keine weiteren Adressangaben aufwies.
    Â»Ich danke Ihnen, Kapitän«, sagte Gong Su, nahm es an sich und zog sich in seinen kleinen Schuppen zurück. Laurence konnte kurz sehen, wie Gong Su das chinesische Ritual der Verbeugung durchführte, woraus er schloss, dass es sich bei diesem Päckchen um einen Gruß von seinem Vater handeln müsse.
    Des Weiteren hielt Laurence eine ziemlich ungelenk geschriebene Nachricht in den Händen, die verblüffenderweise an einen Mr Richard Shipley gerichtet war. »Könnte dies für Sie bestimmt sein, Mr Shipley?«, erkundigte sich Laurence in zweifelndem Ton, denn er fragte sich, wie ein früherer Strafgefangener zu einem Briefpartner in China gekommen sein sollte.
    Â»Jawohl, Sir«, erwiderte der junge Mann und nahm den Brief entgegen. »Mein Bruder ist mit der Willow Tree auf der Kanton-Route unterwegs. Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.«
    Shen Li hatte darüber hinaus einen kleinen Postsack dabeigehabt, der nach Sydney befördert werden sollte; weitere Briefe an Mitglieder ihrer eigenen kleinen Gruppe von Arbeitern gab es nicht.
    Laurence knüpfte den Sack wieder zu; O’Dea würde ihn am nächsten Tag nach Port Jackson mitnehmen, und vielleicht würde Hammond ihn begleiten. Es war möglich, dass sein eigentlicher Auftrag ihn dorthin und zu Kapitän Rankin führen würde, der schließlich der
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