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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold
Autoren: Novik Naomi
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hoffnungsvoll fort. Er gab zwar nicht viel auf die Weisheit der Regierung, aber inzwischen durfte nach unzähligen Beweisen wohl so ziemlich jeder mitbekommen haben, dass er und Laurence sich nicht mir nichts, dir nichts zu etwas drängen ließen, was sie als unrecht ansahen.
    Â»Ich bin mir auf jeden Fall sicher, sie werden sich auf keinen von uns beiden mehr verlassen, als es unbedingt nötig ist«, sagte Laurence.
    Dann schwieg er wieder. Er stand regungslos da, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und ließ den Blick über das weite Tal schweifen. Selbst in seiner einfachen Kleidung waren seine Schultern straff, als würden dort noch immer die goldenen Epauletten glänzen, die Temeraire schon beim ersten Anblick bei ihm gesehen hatte. Es bedurfte nur ein wenig Einbildungskraft, um sich ihn wieder in seiner Uniform und seinem grünen Mantel vorzustellen und sich das lederne Geschirr und die goldenen Streifen dazuzudenken. Laurence wartete noch einen Augenblick ab, dann fragte er: »Dann würdest du also gerne aufbrechen?«
    Erst in diesem Moment dämmerte es Temeraire, dass die Mission es natürlich erfordern würde, ihr Tal zu verlassen. Er drehte sich um und sah zu seinem Pavillon und der Rinderherde, die darunter im Gras weidete. Vor ihnen erstreckten sich die baumbewachsenen Schluchten, die sich durch das gelbe und ockerfarbene Gestein des Gebirges wanden. Er rollte sich zusammen, aber er konnte nicht verhindern, dass seine Schwanzspitze unruhig in der Luft zuckte. Es kam ihm plötzlich so vor, als seien sie gerade erst gekommen, um mit der Arbeit zu beginnen.
    Vielleicht war das Leben hier nicht so aufregend wie wilde Schlachten, das konnte Temeraire nicht bestreiten, aber es hatte etwas Wunderbares an sich, Pflanzen beim Wachsen zuzuschauen, wenn man dabei geholfen hatte, die Felder zu bestellen. Und der halb fertige Pavillon erschien ihm schon beim bloßen Gedanken an ein Fortgehen einsam und verlassen.
    Â»Ich glaube, wir waren hier sehr glücklich, oder?«, sagte Temeraire, und es klang weniger wie eine Frage als wie eine Feststellung. »Und ich will die Dinge eigentlich nicht unvollendet zurücklassen, aber …« Er schaute Laurence an. »Willst du denn lieber hierbleiben?«
    Ein paar Stunden später döste Temeraire ein. Eine Handvoll kleinerer Feuer in der Nähe des Lagers brannte herunter und hinterließ cremig gelbe Glutasche. Über ihren Köpfen spannte sich das weite Netz der südlichen Sterne. Von der anderen Seite des Tales her hörte Laurence schwach die Melodie eines Liedes, das zu weit entfernt war, als dass er die Worte hätte verstehen können. Es stammte von den Wiradjuri, die ihr Sommerlager am Fluss aufgeschlagen hatten.
    Morgen war Dienstag. Normalerweise würde er hinuntergehen, um sich mit ihnen zu treffen und mit ihnen Waren auszutauschen. Außerdem würde er sie um ihre Zustimmung für Temeraires nächsten Schritt beim Bau seines Pavillons bitten. Er hatte vor, Bauholz aus einer Gruppe großer, alter Bäume im Norden des Landes zu gewinnen, um die Wände zu verkleiden und die Räume auszustatten, die er selbst und ihre menschlichen Gäste bewohnen sollten.
    O’Dea würde mit der Post nach Sydney aufbrechen und eine Woche später vielleicht mit ein paar neuen Büchern zurückkehren. In der Zwischenzeit würden sie den restlichen Fußboden verlegen, und zwei Männer waren bereits dafür ausgesucht worden, die Schindeln für das vorgesehene Dach anzufertigen. In einigen Tagen musste das Vieh auf eine andere Weide gebracht werden. An den Abenden wollte sich Laurence dann unter Temeraires Anleitung durch den neuen chinesischen Poesieband kämpfen. Das Leben würde seinen gewohnten Gang gehen.
    Stattdessen könnten sie sich aber auch in die Luft schwingen und erst nach Port Jackson und dann nach Brasilien fliegen, als wären sie ein paar Kieselsteine, die an Land gespült worden waren, wo sie kurze Zeit liegen blieben, ehe sie von der heranrückenden Flut wieder ins Meer zurückgeholt wurden.
    Laurence wusste, dass die Entscheidung längst getroffen war, vielleicht sogar schon, bevor Hammond zu sprechen angesetzt hatte. Er wünschte, sich sicher sein zu können, dass seine Wahl nicht von seinem Stolz und von der schmerzhaft auf ihm lastenden Schande beeinflusst worden war. Mehr als einmal hatte er sich bemüht, seinen Frieden mit seinem
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