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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold
Autoren: Novik Naomi
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eigenen Verrat zu schließen, weil es ein notwendiges Übel gewesen war. Aber er kam nicht umhin zuzugeben, dass Hammond ihn mit einem reizvollen Angebot erpresste. Es war nun so leicht, zu hoffen und zu planen, dass Temeraire und er in den weiteren Kreisen der Welt mehr Gutes als Schlechtes bewirken würden, wenn sie wieder in diese Sphäre zurückkehrten. Noch leichter kam es ihm allerdings vor, falschen Hoffnungen hinterherzujagen.
    Am allerleichtesten jedoch war es zuzulassen, dass diese Ängste ihnen mehr zum Gefängnis wurden als die vielen Meilen des Meeres, das sie umgab. Laurence legte eine Hand auf die warmen Schuppen von Temeraires Vorderbein. Wenn sonst schon nichts zählte: Temeraire war nicht dazu geeignet, faul in einem friedlichen Tal am weit entfernten Ende der Welt herumzuliegen.
    Temeraire öffnete eines seiner blauen Augen einen Spalt weit und stieß einen verschlafenen, fragenden Laut aus.
    Â»Nein, nein, schlaf weiter, alles ist gut«, sagte Laurence, und als sich das Lid wieder geschlossen hatte, stand er auf und ging hinab zum Fluss, um sich den Bart abzurasieren.

2
    Â»Ich finde einen Pavillon ohne Dach nicht besonders überzeugend«, sagte Iskierka mit schier unerträglichem Hochmut. »Außerdem kannst du ihn nicht mitnehmen. Er wäre also auch dann völlig überflüssig, wenn er bereits fertiggestellt wäre. Ich denke, niemand wird mir widersprechen, wenn ich behaupte, dass ich meine Zeit besser zu nutzen gewusst habe.«
    Temeraire hätte sehr gerne voller Inbrunst widersprochen. Iskierka hatte jedoch bereits einige ihrer Mannschaftsmitglieder – die in Madras frisch an Bord genommen worden waren – losgescheucht, um ihre Truhen aus dem Schiffsrumpf heraufzuschaffen, damit sie die Deckel öffnen und somit das Sonnenlicht die angehäuften goldenen Schätze zum Funkeln bringen konnte. Temeraire entdeckte sogar eine kleine Schatulle voller wunderschön geschliffener Edelsteine, und mit einem Mal kamen ihm seine kämpferischen Argumente, die ihm bei Iskierkas Bemerkung auf der Zunge gelegen hatten, schal vor. Obwohl die Allegiance für gewöhnlich nur recht langsam vorankam, hatte das Schiff es offenbar geschafft, auf dem Weg nach Madras nicht nur in Reichweite einer , sondern gleich dreier rechtmäßiger Prisen zu gelangen, nur um auf dem überstürzten Rückweg noch ein weiteres Schiff aufzubringen. Hammond brauchte dringend einen Transporter, der Temeraire nach Rio bringen konnte, sodass die Allegiance eine Kehrtwendung gemacht und Kurs in entgegengesetzter Richtung genommen hatte.
    Â»Das kommt mir aber sehr ungerecht vor«, beklagte sich Temeraire bei Laurence, »wenn man bedenkt, wie viele Seereisen wir unternommen haben, ohne dass auch nur ein einziges französisches Handelsschiff in Sichtweite gekommen wäre. Und Riley scheint nicht davon auszugehen, dass uns auf dem Weg nach Brasilien irgendwelche Franzosen begegnen werden.«
    Â»Nein, aber vielleicht stoßen wir auf einen oder zwei Walfänger«, erwiderte Laurence gedankenverloren. Temeraire war alles andere als ausgesöhnt. Wale waren vollkommen akzeptable Tiere, zwar nicht besonders groß, aber ausgesprochen schmackhaft. Allerdings konnten sie wohl kaum mit Wagenladungen von Edelsteinen und Gold mithalten, und Temeraire gefiel weder ihre graue Färbung sonderlich, noch behagte ihm ihr Geruch.
    Laurence war momentan damit beschäftigt, Gespräche mit den Fliegern auf dem Stützpunkt zu führen, um eine neue Besatzung zusammenzustellen. Zur Auswahl stand eine kleine und nicht gerade vielversprechende Gruppe, obwohl sie zwischenzeitlich noch durch andere Männer aufgestockt worden war, die Granby aus Madras mitgebracht hatte. Die Stützpunkte dort hatten die Hälfte ihrer Drachen durch eine Epidemie verloren. Aber offensichtlich hatte sich Iskierka bereits die besten der zur Verfügung stehenden Kandidaten für ihre eigene Mannschaft gesichert – weshalb für Temeraire und Laurence nur noch die verschmähten Reste blieben. Temeraire war der Meinung, ihnen hätte das Vorrecht bei der Auswahl zugestanden, weil er älter war und außerdem den größeren Bedarf hatte, denn auf Iskierkas Rücken ließen sich wegen ihrer ständig Dampf ausstoßenden Stacheln nur wenige Männer unterbringen.
    Temeraire konnte sich nur damit trösten, dass er wenigstens Fellowes als Geschirrmeister bekommen
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