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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut
Autoren: K Günak
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Jahren war seine Frau bei einem Autounfall schwer verletzt worden. Sie war ins Koma gefallen und niemand hatte ihr helfen können. Nach einigen Jahren war sie schließlich gestorben.
    Vermutlich war das auch der Grund, warum er Josefines Gabe so sehr gehasst hatte. Sie kam zu spät, um seiner Frau helfen zu können. Somit war Dupont aus seinem tiefen Schmerz heraus zum Handlanger der Alben geworden und hätte diese Welt geopfert, um bei seiner Geliebten sein zu können.
    Wie immer saß er so, dass er die Tür im Blick hatte, doch schon bevor die Türklinke sich senkte, erhöhte sich sein Puls. Durch ihre tiefe Verbindung spürte er seine Vesna in dem Moment, als sie die Eingangshalle durchquerte.
    Freude breitete sich in ihm aus. Ein schlichtes, einfaches und tiefes Gefühl. Josefine war eine lebendige Urgewalt. Und sie war sein.
    Wenige Sekunden später stürmte sie in den Raum. Natürlich begrüßte sie nicht zuerst ihn, wie es die Regeln des Rats vorschrieben. Stattdessen ließ sie ihre Reisetasche auf den Boden gleiten, wo sie stand, und sagte fröhlich: «Da bin ich!»
    Ja, das war sie. Seine Vesna. Das einzige Wesen, das die gleiche Stärke wie er besaß. Das mit ihm auf Augenhöhe stand und mindestens die gleiche Form von Autorität für sich beanspruchte.
    Zugegeben, für ein machtgewohntes Wesen wie ihn war das nicht immer leicht zu ertragen. Aber für das Glück, sie in seinem Leben zu haben, war er mehr als gewillt, sich an diesen ungewohnten Zustand zu gewöhnen.
    Die verbliebenen Ratsmitglieder begrüßten sie freundlich, aber verhalten. Amüsiert sah er die Verwirrung in ihren Gesichtern. Für sie war sie immer noch eine Unbekannte.
    Josefines grünen Augen funkelten und der sanfte Schein der Kerzen schimmerte in ihren roten Locken. «Ich habe eine Entscheidung getroffen.»
    Er spürte, wie er den Atem anhielt.
    «Vorerst werde ich hier gebraucht. Ich werde mich dieser Aufgabe stellen, wie bisher jeder Aufgabe in meinem Leben: mit vollem Einsatz. Deswegen habe ich mich beurlauben lassen. Für einen humanitären Hilfseinsatz. Was nicht ganz stimmt. Das humanitär.»
    Sie grinste.
    Ihre Lebendigkeit ließ sein Herz höher schlagen. In dem einsetzenden zustimmenden Gemurmel der Anwesenden fing er ihren Blick auf. Sie strahlte ihn an und er musste sich sehr zusammennehmen, sie nicht einfach hier und jetzt in seine Arme zu ziehen.
    Der Drache regte sich in ihm. Er war frei. Er liebte sie. Das war alles, was er wollte.
    Es war Zeit, die anderen Ratsmitglieder zu entlassen.

Epi l og
    «Kommst du jetzt?»
    Valentin stand an der Tür und strahlte mit jeder Faser seines Körpers Ungeduld aus.
    In gespielter Entrüstung verdrehte sie die Augen, schlüpfte aber trotzdem in ihre Schuhe. Er war heute ein echtes Nervenbündel. Sie ging auf ihn zu, um kurz vor der Eingangstür abrupt umzudrehen und zurückzulaufen. Sie hatte ihr Buch vergessen. Ohne Lesestoff konnte es in den Bergen ein wenig langweilig werden.
    «Hab was vergessen.»
    Wo war es nur? Es lag nicht auf dem Tisch. Sie sah sich um. Auf dem Küchentresen lag es auch nicht. War es schon im Rucksack?
    Sie öffnete die Schnallen und wühlte sich durch den Inhalt. Ganz unten fand sie den neuen Frauenroman, der erst gestern Morgen mit der Post gekommen war. Sie zog das Buch heraus und hielt es triumphierend in die Höhe. «Ich hab es!»
    Jetzt verdrehte er die Augen, die mittlerweile wieder durchzogen waren von gelben Flammen vor einem jadegrünen Hintergrund. Das satte Braun war schon gestern Abend kurz nach der Ankunft in seinem Landhaus aus seinem Blick verschwunden und hatte Platz gemacht für die Augen des Drachens.
    «Josefine.»
    Trotz seines ungeduldigen Tonfalls zog er das S in ihrem Namen sanft in die Länge.
    «Ich komme ja.»
    Eine Zeit lang hatte sie sich bemüht, das ihr zueigne Chaos in seiner Gegenwart etwas zu zügeln. Aber das funktionierte nicht. Die Unordnung gehörte einfach zu ihr, und er schien sich langsam sogar daran zu gewöhnen. Zumindest die meiste Zeit.
    «Los, Oskar. Lassen wir ihn nicht länger warten.»
    Sie schulterte den Rucksack und folgte der Bulldogge, die im gemächlichen Trab zur Eingangstür lief. Valentin lehnte am Rahmen. Aber die scheinbar lässige Geste überspielte seine Anspannung nicht.
    Im Vorbeigehen streckte sie die Hand nach ihm aus. Ein kleiner Stromschlag durchfuhr sie und sie hielt inne.
    «Was ist mit dir?»
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm in die Augen schauen zu können. Er lächelte. Ein
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