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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut
Autoren: K Günak
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Explosion raubte ihm die Sicht.
    Der Schmerz überstieg alles, was er bisher erlebt hatte. Er war im freien Fall. Mit letzter Kraft versuchte er, die Schwingen auszubreiten, den Luftwiderstand zu vergrößern, um nicht mit voller Wucht auf den Boden zu schlagen.
    Er konnte nichts mehr sehen. Das Einzige, was noch funktionierte, war der Instinkt seines Drachens. Er wusste, dass der Erdboden nur noch wenige Meter unter ihm lag. Im letzen Moment verwandelte er sich, um seine eigene Masse zu verringern. Der Aufprall raubte ihm den Atem. Sein Herz setzte aus. Dann war da nichts mehr.

Kapitel 32
    Es dauerte eine Weile, bis Josefine begriff, dass die Magie um sie herum langsam versiegte. Sie hatte die Augen fest geschlossen und konzentrierte sich ganz und gar auf das scharfe Brennen in ihren Handflächen.
    War es vorbei? Oder war die sie umringende Stille lediglich die Ruhe vor dem Sturm, den die Alben in wenigen Sekunden losbrechen würden, um die Welt ein für allemal in Dunkelheit zu hüllen?
    Vorsichtig und unfähig die letzte Hoffnung aufzugeben, öffnete sie die Augen. Der Ritualplatz lag eingetaucht in das fahle Mondlicht vor ihr. Sämtliche Farben der Magie waren verschwunden. Eine fast gespenstische Stille umgab sie.
    Trinidad ging neben ihr in die Hocke. «Es ist vorbei.»
    Josefine blinzelte einmal, um den Nebel in ihrem Kopf zu vertreiben. Caroline Heppner lag auf den Knien in der Mitte des Kreises. Erschöpft hatte sie die Hände vor das Gesicht gelegt. Hornet stand unbewegt da und sah in ihre Richtung. Während ihre Blicke sich trafen, nickte er ihr einmal kurz zu. Ein seltsamer Ausdruck lag auf seinem Gesicht, als er sich abrupt wegdrehte und schnellen Schrittes den Platz hinter dem Haus verließ. Mr. Gibbson folgte ihm.
    Josefine blieb leicht verwirrt mit Trinidad und den beiden Hexen zurück. Fragend sah sie die drei Frauen an. «Es ist vorbei?»
    Mareyha stand plötzlich neben ihr. «Ja, deine Energie war … stark.»
    «Der Riss ist geschlossen?»
    Sie fühlte sich seltsam benommen und im nächsten Moment überflutete sie ein Hochgefühl.
    Caroline kam schwankend auf die Beine und schüttelte die Hände aus. «Es war knapp», murmelte sie leise. «Die gesamte Grundstruktur der Atmosphäre, die uns von der Welt der Dunkelalben trennt, ist durcheinandergeraten. Immer noch sind dunkle Strudel zu spüren, die versuchen, in unsere Welt zu gelangen. Aber der Riss ist geschlossen.»
    Die Freude, die Josefine durch den Körper geschossen war, wurde augenblicklich abgelöst von blanker Angst. Sie fuhr auf dem Absatz herum und blickte zum dunklen Horizont. Wo war Valentin?
    Da, wo sie ihn seit ihrer Vereinigung in ihrer Seele gespürt hatte, dort, wo sein Herz mit ihrem im Gleichklang schlug, war nun lediglich eine klaffende, sehnende Leere, ein aufwallender Schmerz, der Verlust schrie, und Josefine wurde mit einem Mal ganz kalt.
    «Wir müssen den Drachen suchen», sprach Trinidad aus, was Josefines sich überschlagende Gedanken nicht hatten formulieren können.
    «Warum ist er nicht zurückgekommen?»
    Sie kniff die Augen zusammen, um in der Dunkelheit, die über den Bergen und Wäldern lag, mehr erkennen zu können. Wie gebannt starrte sie auf die sich im leichten Wind wiegenden Baumkronen, die wie Scherenschnitte vor dem fast bleischwarzen Himmel aufragten.
    Ohne zu denken rannte sie los. Folgte dem Pfad am Haus vorbei und tauchte ein in den Wald. Sie kletterte über eine steile Böschung und rannte querfeldein. Äste schlugen ihr ins Gesicht, sie stürzte über eine Baumwurzel und schlug hart mit den Knien gegen einen Stein. Schwer atmend kam sie wieder auf die Beine, eine Hand gegen einen mächtigen Baum gestützt.
    Sie lauschte in sich, hörte ihr rasendes Blut durch die Adern pulsieren, ihren eigenen schweren Atem durch ihre Lungen wogen und dann, ganz entfernt, spürte sie ihn. Weit entfernt, aber mit jeder Sekunde, die verstrich, spürte sie seinen Herzschlag deutlicher. Er lebte. Er brauchte sie.
    Augenblicklich bewegten ihre Beine sich wie ferngesteuert. Sie rannte weiter, folgte dem unbefestigten Weg durch den Wald in die Richtung, die ihre Seele ihr wies.
    Innerhalb kürzester Zeit hatte sich der Wald dicht um sie geschlossen und verschluckte das Licht des Mondes gänzlich. Aber mit jedem Schritt konnte sie ihn deutlicher spüren. Sein Herzschlag war ein dumpfes Vibrieren in ihren Handflächen und sie beschleunigte das Tempo. Nach kurzer Zeit raste ihr Atem. Völlig überraschend stieß sie auf eine
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