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Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Titel: Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
Autoren: Stefan Frank
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wurde auf eine harte Probe gestellt. Es war eine sehr ungünstige Verbindung, die Rückfahrt dauerte wesentlich länger als die Hinfahrt. Zweimal musste sie umsteigen, einmal am Kölner Hauptbahnhof und dann in Frankfurt, wo sie fast eine Dreiviertelstunde Aufenthalt hatte. Aber schließlich saß sie in dem Zug, der sie endgültig nach München bringen würde.
    Isabell war erschöpft, körperlich genauso wie seelisch, und sie verbot sich, weiterhin über all das nachzugrübeln, was sie an diesem Tag von ihrer Mutter erfahren hatte. So richtig begriff sie die Konsequenzen ohnehin noch nicht, immer noch kam ihr alles so irreal, so absurd vor.
    Irgendwo hinter Nürnberg fielen ihr die Augen zu, und fast hätte sie ihre Ankunft in München verschlafen.
    Eine halbe Stunde später war sie zu Hause, schloss die Wohnungstür auf und zog sie hinter sich zu; ihre Taschen ließ sie einfach auf den Boden fallen. Sie war so müde, so unendlich müde. Sie holte sich in der kleinen Küche etwas zu trinken und setzte sich dann in ihren Lieblingssessel, doch noch bevor das Glas leer war, war sie bereits eingeschlafen.
    Am nächsten Morgen wachte sie gegen sieben Uhr auf. Der Rücken tat ihr weg, sie hatte sich den Hals verzogen, und kalt war ihr auch.
    Mühsam stand sie auf, ging ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Sie ließ das warme Wasser eine kleine Ewigkeit über ihren Körper laufen.
    Dann machte sie sich fertig, zog sich frische Kleidung an und ging in die Küche, um Kaffee aufzugießen. Schließlich nahm sie die dampfende Tasse mit ins Wohnzimmer, klaubte unterwegs ihre Handtasche auf und setzte sich in den Sessel.
    Ein Schluck und noch ein Schluck, dann öffnete sie ihre Tasche, holte den Brief ihres Vaters heraus, riss den Umschlag auf und faltete das Papier auseinander. Bereits als sie die ersten Zeilen las, spürte sie, dass ihr die Tränen kamen.

    Meine allerliebste Isabell ,
    bevor ich diese Welt verlasse, steht mir noch eine letzte, wichtige Aufgabe bevor. Obwohl ich deine Mutter unzählige Male gebeten habe, dir endlich die Wahrheit zu sagen, hat sie sich stets geweigert, und ich weiß, dass sie es erst recht nicht tun wird, wenn ich nicht mehr da bin.
    Doch bevor ich damit beginne, dir alles zu erzählen, will ich dir eins versichern: Ich habe dich immer von Herzen geliebt, du warst stets der wichtigste Mensch in meinem Leben.
    Isabell, deine Mutter hat mir damals, als wir geheiratet haben, ein wunderbares Geschenk gemacht: dich. Du warst das Kind, nach dem ich mich so sehr gesehnt habe und von dem ich lange Jahre glauben musste, ich würde es nie bekommen.
    Ich habe schon sehr früh erfahren, dass ich keine Kinder zeugen kann – eine Tatsache, die mich sehr traurig gemacht hat. Dann traf ich deine Mutter, die erst kurze Zeit zuvor schwanger geworden war. Ja, wie du dir inzwischen denken kannst, bin ich nicht dein leiblicher Vater, doch ich glaube, wir beide stehen einander so nahe, dass dieser Umstand für uns völlig ohne Bedeutung ist.
    Ich war damals so sicher, dass kein Mensch auf der ganzen Welt glücklicher sein könnte als ich: Ich hatte eine wunderbare Frau gefunden, eine Frau, die mir zudem ein Kind schenken würde. Ich fürchte, ich war „schwangerer“ als Lydia, und als ich das erste Mal die Hand auf ihren Bauch legte und spüren durfte, wie du dich bewegst, war das einer der schönsten Momente meines Lebens.
    Und dann wurdest du geboren. Lydia hat die Mühen und Schmerzen der Geburt als persönliche Beleidigung empfunden und wollte nicht viel von dir wissen, nachdem sie dich endlich zur Welt gebracht hatte. Doch ich saß an ihrem Bett und habe dich verzückt betrachtet. Mein ganz persönliches kleines Wunder.
    Oh Kind, von dem Moment an, als ich dich rotes, schreiendes Bündel zum ersten Mal in den Armen hielt, war ich absolut hingerissen von dir, und ich gab mir damals selbst das Versprechen, dass ich alles tun würde, was in meiner Macht steht, um dich zu beschützen und zu behüten. Du solltest ein glückliches Leben haben.

    Isabell schniefte. Unwillkürlich dachte sie an jene Fotos, von denen sie Dr. Frank erzählt hatte. Die Fotos, die ihren Vater im Kreißsaal zeigten, so unglaublich stolz und glücklich. Ja, Jan hatte recht: Es war völlig ohne Bedeutung, dass er sie nicht gezeugt hatte!

    Ein Versprechen, das auch bitter nötig war. Es hat mich zutiefst betrübt, als ich allmählich begriffen habe, dass deine Mutter nur wenig für dich übrig hatte. Sie hat zwar dafür gesorgt, dass
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