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Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Titel: Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
Autoren: Stefan Frank
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zehrten an Isabells Kräften. In den nächsten Tagen durchlebte sie immer wieder ein Wechselbad der Gefühle. Sie war neugierig, was Johannes Baldenau betraf, und hoffte, durch den Anwalt mehr über ihn zu erfahren. Aber immer wieder wurde sie auch in tiefste Verwirrung gestürzt, weil so vieles, was sie bisher in ihrem Leben als selbstverständlich betrachtet hatte, nun keine Gültigkeit mehr besaß.
    Und dann war da noch diese unglaubliche, brennende Wut auf ihre Mutter.
    „Lass dich nicht davon verletzen, dass sie ihre Zuneigung nicht so zeigen kann wie andere Menschen“ – diese Worte ihres Vaters klangen in diesen Tagen so oft in ihren Ohren wieder. „Sie ist halt so, und damit müssen wir leben.“
    Wie oft hatte Jan sonst noch gelogen, um „seine Kleine“ zu beschützen?
    Isabell hatte schon früh versucht, sich einen Panzer gegen die Kälte ihrer Mutter zuzulegen, hatte sich eingeredet, es sei egal, wie Lydia sich verhielt, solange Jan auf sie aufpasste und für sie da war. Wehgetan hatte es trotzdem immer. Doch noch nie hatte ihre Mutter sie so tief getroffen wie jetzt.
    Woran Isabell jedoch nicht einen Gedanken verschwendete, war die Erbschaft. Sie brauchte diese Hinterlassenschaft nicht. Andere Dinge waren weit wichtiger, beschäftigten sie viel mehr.
    Der einzige Lichtblick war am Samstagabend ein kurzer Anruf von Dr. Frank, der ihre SMS gelesen hatte und sich besorgt erkundigte, wie es ihr ging.
    „Ich habe nicht viel Zeit“, sagte er, „diese Kongresse sind doch stressiger, als ich es in Erinnerung hatte. Und es sind so viele Leute hier, die ich kenne und lange nicht gesehen habe. Gleich muss ich los zu einem Dinner. Aber ich wollte wenigstens wissen, wie Sie sich fühlen.“
    „Völlig durcheinander“, erwiderte sie mit einem kleinen Lachen, das nicht besonders fröhlich klang. „Mein ganzes Leben ist auf den Kopf gestellt.“
    „Wann haben Sie den Termin beim Anwalt?“, wollte er wissen. „Am Dienstag, nicht wahr? Mittwoch ist Feiertag, dann könnten wir uns treffen, falls Sie wollen. Oder am nächsten Wochenende – sofern kein Notfall dazwischenkommt.“
    „Warten wir es ab“, meinte sie, aber es tat ihr gut, dass Dr. Frank sich Gedanken um sie machte. Ein Fremder. Während ihre eigene Mutter …
    Nein. Heftig schüttelte Isabell den Kopf. Sie wollte nicht mehr an Lydia denken.
    ***
    Dr. Frank litt. So heftig, wie ein Mann nur leiden kann, wenn ihn eine heftige Erkältung erwischt hat.
    Er war schon verschnupft aus Düsseldorf zurückgekehrt, und in der Nacht war es schlimmer geworden. Dennoch war er am Montagmorgen in die Praxis gegangen – er hatte Medikamente geschluckt, um die Sprechstunde gut zu überstehen.
    Und obwohl er sich tagsüber einigermaßen gut gefühlt und schon aufgeatmet hatte, ging es ihm am Abend wieder wesentlich schlechter. So schlecht, dass Dr. Alexandra Schubert, seine Lebensgefährtin, ihm sagte, dass er mindestens einen Tag im Bett bleiben und den Infekt auskurieren sollte.
    Doch welcher Arzt hört schon in solchen Dingen auf einen Kollegen oder auf die Frau, die er liebt?
    Und so schleppte sich Dr. Frank am Dienstagmorgen erneut hinunter in seine Praxis – mit dem Ergebnis, dass nun Schwester Martha vor ihm stand, die Hände in die Seiten gestemmt, und ihn böse anschaute.
    Wie immer, wenn seine Sprechstundenhilfe sich über etwas aufregte, brach ihr Berliner Akzent durch.
    „Nee, Chef, det komt jar nicht infrage“, erklärte sie und schüttelte den Kopf. „Sie jehen jetzt schnurstracks wieder nach oben und lejen sich in Ihr hübsches Bettchen.“
    „Aber …“
    „Nix aber. Sie sind krank, Chef, richtig krank. Und es wäre besser, wenn Sie endlich mal auf mich hören würden.“
    Dr. Frank warf einen flehenden Blick auf seine zweite Sprechstundenhilfe, die halb versteckt hinter Schwester Martha stand und sich das Lachen kaum verkneifen konnte.
    Frauen! Über wen lachte sie nun – über ihn oder über ihre Kollegin? Über Schwester Martha, entschied er um seiner Selbstachtung willen.
    „Marie-Luise, nun helfen Sie mir doch“, bat er. „Was sagen Sie denn dazu?“
    „Dass Martha recht hat“, erwiderte sie. „Sie sind krank, Herr Dr. Frank. Sie gehören wirklich ins Bett.“
    „Oh ja, das tun sie“, pflichtete Schwester Martha ihr sofort bei. „Jenau, wie ick jesagt hab. Also, jetzt steht es zwei gegen einen.“
    „Hier bestimme immer noch ich“, brummte er.
    Schwester Martha zog eine Augenbraue hoch, und wenn er sich nicht so mies
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