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Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Titel: Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
Autoren: Stefan Frank
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die geringste Ahnung, wer dieser Mann sein mochte – und warum er sie zu seiner Erbin gemacht hatte.
    Das alles konnte doch nur ein Witz sein, oder? Aber wenn, dann fand sie das überhaupt nicht komisch. Und noch weniger komisch fand sie die Reaktion ihrer Mutter.
    An dem Tag, als sie die beiden Briefe erhalten hatte, war es Zeit für Isabells wöchentlichen „Pflichtanruf“ bei ihrer Mutter gewesen. Diese Telefonate fielen in der Regel recht kurz aus, weil Isabell nicht daran interessiert war, ihrer Mutter Einzelheiten aus ihrem Leben zu erzählen – genauso wenig, wie es Lydia Tiberius interessierte, eben diese Einzelheiten zu hören. Mutter und Tochter verstanden sich nicht besonders gut.
    Doch diese mysteriösen Briefe hatten Isabell so sehr beschäftigt, dass sie sie ihrer Mutter gegenüber erwähnt hatte.
    „Verstehst du das?“, hatte sie gefragt. „Hast du vielleicht eine Ahnung, wer dieser Johannes Baldenau sein könnte?“
    Am anderen Ende der Leitung hatte Schweigen geherrscht.
    „Mama?“, hatte sie gesagt. „Bist du noch da? Du kennst ihn, nicht wahr? Du weißt, wer er ist.“
    „Ja“, hatte Lydia nach einer Weile gesagt, und es hatte ausgesprochen widerwillig geklungen.
    Doch obwohl Isabell mehrmals nachhakte, hatte sich Lydia geweigert, ihr mehr zu verraten.
    Isabell hatte gespürt, wie der übliche Zorn auf ihre Mutter in ihr aufgestiegen war.
    „Okay, dann eben nicht. Ich werde es auch ohne dich herausfinden“, hatte sie deshalb gesagt. „Dieser Anwalt wird mir ja sicher einiges über Johannes Baldenau erzählen können.“
    „Also gut. Aber das ist keine Angelegenheit, die man am Telefon besprechen könnte“, hatte ihre Mutter schließlich geantwortet. „Wenn du mehr wissen willst, dann komm nach Düsseldorf.“
    Und so saß Isabell nun in dem Zug, der sie zurück in ihre Heimatstadt brachte. Erfüllt von einem Unbehagen, das nicht weichen wollte. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass das, was ihre Mutter ihr erzählen würde, ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen könnte.
    Isabell hatte Angst.
    ***
    Die Stimme, die ankündigte, dass sie in wenigen Minuten Nürnberg erreichen würden, weckte den Grünwalder Arzt.
    Dr. Frank öffnete die Augen.
    Sieh an, jetzt wirkt sie gar nicht mehr grimmig, dachte er, als sein Blick auf Isabell fiel.
    Er bemerkte, dass die junge Frau auf zwei Briefe starrte, die vor ihr auf dem schmalen Tischchen lagen.
    Wie verloren sie wirkt, stellte er fest.
    Der Grünwalder Arzt räusperte sich und stand auf. Dann ging er den Gang hinunter zum nächsten Wagen, in dem sich das Bordbistro befand.
    Isabell bemerkte es gar nicht. Sie war mit ihren Gedanken ganz woanders.
    Ein paar Minuten später kehrte Dr. Frank mit zwei Plastikbechern zurück.
    „Ich habe Ihnen einen Kaffee mitgebracht“, sagte er, als er einen der Becher vor Isabell hinstellte; Milch und Zucker folgten. „Sie sehen nämlich aus, als könnten Sie einen brauchen“, fügte er mit einem Lächeln hinzu, während er sich wieder setzte.
    Einen Moment lang blickte Isabell ihn an, als wüsste sie nicht, wo sie war und was er von ihr wollte, doch dann lächelte sie.
    Wie hübsch sie das macht, dachte Dr. Frank unwillkürlich.
    „Danke“, meinte sie. „Das ist sehr nett. Der Kaffee wird mir tatsächlich guttun.“
    Sie faltete die beiden Briefe wieder zusammen und versuchte, sie zurück in die Umschläge zu schieben. Doch ihre Finger zitterten so, dass es ihr nicht sofort gelang.
    „Kummer?“, fragte der Grünwalder Arzt leise. „Nein, nein, keine Angst, ich will nicht neugierig sein“, fügte er schnell hinzu, als er sah, dass sie ihn auf eine merkwürdige Weise anschaute. „Wissen Sie, ich bin Arzt, deshalb bin ich es gewohnt, Menschen aufmerksam zu beobachten. Es ist offensichtlich, dass Sie irgendetwas bedrückt. Etwas, was mit diesen Briefen zusammenhängt.“
    Isabell trank einen Schluck von ihrem Kaffee.
    „Haben alle Ärzte so gute Augen wie Sie?“, wollte sie dann wissen.
    Es sollte spöttisch klingen, doch das tat es nicht. Ihre Worte kamen eher verzagt heraus.
    „Nicht alle“, erwiderte er mit einem leichten Lächeln. „Aber wenn man so viele Jahre wie ich als Allgemeinmediziner gearbeitet hat, dann erkennt man schnell, ob auch die Seele ein Problem hat – und wie gut es den Menschen tut, wenn sie über die Dinge reden können, die ihnen zu schaffen machen. Ich bin übrigens Dr. Frank“, stellte er sich vor. „Stefan Frank.“
    „Isabell Tiberius“, erwiderte
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