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Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!

Titel: Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
Autoren: Stefan Frank
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nicht um irgendeine unbedeutende Kleinigkeit!“, zischte sie. „Ist dir bewusst, was du mir gerade gesagt hast? Dass der Mann, den ich mein Leben lang für meinen Vater gehalten habe, gar nicht mein Vater ist? Du wirst mir schön die Wahrheit erzählen, wirst mir erklären, wieso dieser Mann mein Erzeuger sein soll. Ich will die Wahrheit wissen, und zwar die ganze!“
    „Du kannst mich nicht zwingen!“, sagte Lydia verstockt.
    „Nein? Kann ich nicht?“ Isabell lachte auf. „Darauf solltest du mal besser nicht wetten. Glaub mir, wenn du mir nicht alles haargenau erklärst, werde ich dich hier in Düsseldorf unmöglich machen. Deine reizenden Freundinnen, diese alten Hyänen, sind für einen netten kleinen Skandal doch immer zu haben. Was meinst du, wie die darauf anspringen, wenn ihnen ein Vögelchen flüstert, dass du dein Kind einem anderen Mann untergeschoben hast? Und was für eine miese Mutter du mir zeitlebens warst?“
    Das Rot auf Lydias Wangen vertiefte sich.
    „Also, wieso ist Johannes Baldenau mein Vater?“, hakte Isabell nach.
    „Als ich ihn kennengelernt habe, war ich gerade erst nach München gezogen. Ich war jung und verliebt und so dumm zu glauben, dass meine Gefühle erwidert würden“, stieß Lydia hervor, und Isabell erschrak vor dem Hass, der jetzt noch in der Stimme ihrer Mutter mitschwang. „Er wollte mich gar nicht, aber das begriff ich erst, als ich ihm erzählte, dass ich schwanger war.“
    „Was hat er denn gesagt?“, wollte Isabell wissen.
    Das Gesicht ihrer Mutter verhärtete sich.
    „Er hat mich ausgelacht und gefragt: ‚Hast du etwa geglaubt, dass du mit einem Kind den Goldfisch leichter an die Angel bekommen würdest? Daraus wird nichts. Ich werde dich niemals heiraten‘. Glaub mir, er wollte uns nicht. Mich nicht – und dich schon gar nicht, Isabell.“
    „Und da wolltest du mich dann auch nicht mehr, nicht wahr, Mutter? Vor allem, als ich ihm immer ähnlicher wurde.“
    Isabell hatte nur geraten, doch als ihre Mutter zusammenzuckte, begriff sie, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Nun wusste sie zumindest, warum ihre Mutter sie stets so lieblos behandelt hatte, doch ein Trost war das nicht.
    Lydia schwieg.
    „Und wieso hast du mir nie ein Wort davon erzählt?“, wollte Isabell wissen, die nun begann, im Arbeitszimmer auf und ab zu gehen. „Zum Beispiel, als ich volljährig wurde? Oder bei irgendeiner passenden Gelegenheit? Wieso hast du mich all die Jahre in dem Glauben gelassen, dass Papa … dass er … Ich meine: Wieso ist er als mein Vater in meiner Geburtsurkunde aufgeführt?“
    „Kurz nachdem ich mich von Johannes getrennt hatte, habe ich Jan kennengelernt …“
    „Und da hast du dir gedacht: Na wunderbar, jetzt hab ich einen Dummen gefunden, dem ich das Kind unterjubeln kann.“ Isabell schnaubte wütend. „Wusste er überhaupt, dass du schwanger warst? Wusste er, dass ich nicht sein leibliches Kind bin?“
    „Natürlich hat er das gewusst.“ Ihre Mutter sah sie kalt an. „Aber es war ihm egal. Er war verrückt nach mir, und er hat sich auf dich gefreut. Wir haben dann sehr schnell geheiratet und sind nach Düsseldorf gezogen. Du wurdest in unsere Ehe geboren, und so bist du dem Gesetz nach sein Kind. Du hast nichts, aber auch gar nichts mit Johannes Baldenau zu tun! Und du kannst dich ja wohl bestimmt nicht darüber beklagen, dass Jan dich nicht wie eine eigene Tochter behandelt hätte.“
    „Wieso habt ihr es mir nie gesagt?“
    „Wozu?“
    „Schon mal was davon gehört, dass jeder Mensch ein Recht hat, zu wissen, von wem er abstammt? Dass es ein Urbedürfnis ist, zu wissen, woher man kommt?“
    „Wozu?“, wiederholte ihre Mutter. „Was hätte es dir gebracht, wenn du erfahren hättest, dass der Mann, der dich gezeugt hat, ein Lügner und Verräter ist? Du und dein Vater, ihr habt euch geliebt. Manchmal habe ich gedacht, Jan liebt dich mehr als mich.“
    Lydia stockte. Sie räusperte sich und senkte den Blick. Dann öffnete sie zögernd die oberste Schublade des Schreibtischs und holte einen Brief heraus.
    „Der ist für dich“, sagte sie so leise, dass ihre Tochter sie kaum verstand. „Bevor er starb, hat mich Jan gebeten, ihn dir nach seinem Tod zu geben.“
    „ Nach seinem Tod ?“ Isabell starrte den Brief an, dann ihre Mutter. „Du weißt, wann Papa gestorben ist?“, flüsterte sie und griff nach dem Umschlag. „ Vor anderthalb Jahren! Und erst jetzt erfahre ich … Wenn … wenn diese Erbschaft nicht dazwischengekommen
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