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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater
Autoren: Richard Gordon
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versuchte es mit Hypnose. Ich forderte sie auf, fest an die
Wüste Sahara zu denken. Alles ohne Erfolg.»
    «Hast du's mit einer halben Flasche
trockenem Champagner versucht?» erkundigte ich mich.
    «Klar. War nichts als jammervolle
Vergeudung. Jeden Morgen, regelmäßig wie ein Wecker, wurde das verdammte
Frauenzimmer seekrank. Sogar als wir heute in den Hafen von Southampton
einliefen, ging ihr Frühstück; wieder flöten. Als ob — was hast du, Alter?»
    Ich wälzte mich vor Lachen.
    «Ich kann dran nichts so Spaßiges
sehen», sagte er, als Nicky in mein Gelächter einstimmte.
    «Mein lieber Junge! Du bist wirklich
ein Esel. Warum ist dir nicht eingefallen, sie —»
    «Ich finde an ihrem Fall nichts, das zu
Heiterkeit Anlaß gäbe.» Er sah aus wie jemand, dem Freunde die Zeitung vor der
Nase anzünden. «Sie war ein äußerst anspruchsvolles klinisches Problem —»
    «Du erinnerst dich doch sicher daran,
was uns die rauhen Gesellen von der Gebärklinik des St. Swithin einschärften?
Mißtraue stets in erster Linie dem Zustand jeder Patientin, wenn sie nicht Kind
oder Nonne ist.»
    «Das hab ich nicht ganz mitgekriegt»,
sagte er hochnäsig. «Wenn du dir einbildest, die Ursache der Seekrankheit —»
    «Die Ursache dieser Seekrankheit kenne
ich bestimmt. In ein paar Monaten wird sie in einem Kinderwagen
herumgeschoben.»
    «Aber das ist doch ausgeschlossen!»
explodierte Grimsdyke. «Sie waren erst seit einigen Tagen verheiratet!»
    «Mein lieber alter Grim! Nach all den
Jahren eingehenden Studiums der menschlichen Natur solltest du doch —»
    «Großer Gott!» Wild starrte er ins
Feuer. «Jetzt, wo du das sagst — Aber verdammt nochmal! Ich finde, das war
verflucht unvernünftig von diesem ekligen Weibsbild.»
    «Jedes weibliche Wesen zwischen neun
und neunzig —», zitierte ich, und Nicky und ich lachten von neuem über sein
Abenteuer.
    «Na, möchte wetten, du wärst unter
diesen Voraussetzungen auch nicht gleich drauf gekommen», murmelte er böse.
«Aber das Gesicht Seiner Gnaden möcht ich mir ganz gerne ansehen, wenn er’s
entdeckt», fügte er, sich etwas erheiternd, hinzu. «Wußte doch, daß er zu jener
Sorte Burschen gehört, die sich nicht an die Startordnung halten. Daß dieser
Kerl kein Gentleman ist, springt direkt ins Auge.»
    Danach flaute das Gespräch ab, und
Grimsdyke erklärte, er sei müde und wolle zu Bett gehen.
    «Armer alter Grim», sagte ich zu Nicky,
als wir ihn auf meinem klapprigen Feldbett im Salon zurückgelassen hatten. «Ich
hoffe nur, daß diese Geschichte nie Sir Lancelot Spratt zu Ohren kommt.»
    «Solche Irrtümer können jedem
unterlaufen», bemerkte Nicky mitleidig.
    «Ach, gewiß. Aber sie scheinen
tatsächlich nur Grimsdyke zu unterlaufen.»
    War es Nickys Curry oder war’s mein
Unterbewußtsein, das mich für die Verspottung meines Freundes strafte —
jedenfalls träumte mir in dieser Nacht, ich sei Arzt auf einem Schiff, das eine
Kreuzung zwischen dem Fliegenden Holländer und der Queen Elizabeth darstellte, und jeder Mann an Bord litt an Seekrankheit, während ein heftiger
Orkan tobte. Und als ich gegen Morgen durch eine Bewegung Nickys aufgeweckt
wurde, war mir richtig gottsjämmerlich übel.
    «Grad hab ich mich übergeben»,
verkündete Nicky.
    «Das muß dieser Curry gewesen sein»,
murrte ich schläfrig. «Ich hol dir Speisesoda.»
    Ich mußte Grimsdyke auf stören, als ich
mir den Weg zu unserer Hausapotheke in der Salonecke bahnte, doch er grunzte
nur und schlief gleich wieder ein. Als ich ins Schlafzimmer zurückkehrte, sah
ich voll Erstaunen, daß Nicky das Licht angedreht hatte und mit
selbstgefälliger Miene im Bett saß.
    «Da ist dein Soda», sagte ich, indem
ich die Lösung umrührte. «Ich hab es so stark gemacht, daß es selbst den
Curry-Fisch zum Schweigen bringen wird.»
    «Liebster», sagte Nicky, «gib mir einen
Kuß.»
    «Einen Kuß?» fragte ich überrascht.
«Aber vor einem Augenblick sah ich dich mit einem Fuß im Grabe stehen?»
    «Du wärst nicht klüger als
Grimsdyke gewesen», sagte sie und breitete die Arme aus.
    «Großer Gott!» Ich ließ das Glas fallen.
«Willst du am Ende sagen, daß du —»
    «Klar, mein Süßer. Deshalb war ich ja
neulich so eine Tränenliese, als ich glaubte, du würdest mir davonlaufen und
zur See gehen. War nichts anderes als weibliche Hormone.»
    «Nicky, mein Liebling!» rief ich und
schloß sie in die Arme. «Das ist ja wundervoll — absolut phantastisch!»
    «Es ist nur natürlich.»
    «Aber um
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