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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater
Autoren: Richard Gordon
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Die Grimsdykes, Alter, mögen ihre Fehler haben, doch sie wachsen mit
den Anforderungen, wenn es absolut nicht anders geht. Da ich mich nicht
unterkriegen lassen wollte, stöberte ich ein äußerst nützliches Büchlein auf,
betitelt <Ärztlicher Wegweiser für Schiffskapitäne>; es erteilt in einer
herzhaften Sprache, die Seeleuten eingeht, Ratschläge für so ziemlich alles,
was sich zwischen Beinbrüchen und Wanzenbissen bewegt. Und mit Hilfe deiner
unschätzbaren Kabel gelang es mir, die mir gestellten Aufgaben zu bewältigen.»
    «Aber es muß doch jemanden an Bord
gegeben haben, der dir half?» fragte Nicky.
    «Doch, doch. Zwei Krankenpflegerinnen,
die offenbar aus dem Lazarett eines Militärgefängnisses stammten, und einen
Ordonnanzburschen, der den ganzen Wundspiritus aussoff.»
    «Für das gesellige Leben blieb dir also
nicht viel Zeit übrig?» warf ich ein.
    «Meine beruflichen Schwierigkeiten»,
fuhr Grimsdyke düster fort, «waren nichts — das reinste Nichts — gegen das, was
ich im geselligen Leben auf mich nehmen mußte. Kaum bring ich’s über mich, bloß
dran zu denken.»
    «Trink noch einen», forderte ich ihn
auf.
    «Und setzen wir uns um den Kamin», sagte
Nicky. «Da lassen sich Seemannsabenteuer viel besser erzählen.»

3
     
    «Im
Speisesalon hatte ich einen eigenen Tisch», berichtete Grimsdyke weiter, als
wir uns um den Kamin niedergelassen hatten. «Ich spielte Gastgeber
für fünf Passagiere. Noch jetzt seh ich sie vor mir.» Mit glasigen Augen
starrte er in die Runde. «Mr. und Mrs. Slingsby, Reverend Peckhorn, Miss Haies
— ein schauderhaftes Weibsbild, voll Vergeistigung und Rosenkränzen — und Major
Dampier.
    Offenbar hatte sich der Zahlmeister des
Schiffs, an dessen Tisch, so nebenbei bemerkt, die einzigen netten Stücke
saßen, vorgestellt, daß Arzte nur am Gespräch mit interessanten Kranken wahren
Genuß finden. Und diese Bande war gewiß interessant — sich selbst zumindest. So
vieles war an ihnen nicht in Ordnung, daß sie glatt das Pathologische Museum
des Chirurgenkollegiums hätten auffüllen können.
    , begann Miss Haies
gewöhnlich, gerade wenn ich mich über meine Curryplatte hermachte, Sie sicher interessieren, etwas über meine Niere zu hören. Einen regelrechten
Beutel mit Steinen haben die Ärzte sie genannt. Ich kann von Glück reden,
überhaupt hier zu sitzen.>
    Anschließend gab sie einen richtigen
Lehrbuchauszug über Nierenoperationen zum besten , der
selbstverständlich damit schloß, daß sie siegessicher ihre Niere als die
scheußlichste bezeichnete, die jemals einem Chirurgen untergekommen. Eigentlich
komisch, daß es den Leuten nicht im Traum einfiele, in der Öffentlichkeit mit
ihren Bankkonten oder ihren Vorgärtchen zu renommieren, sie aber keinen Halt
kennen, sobald die Sprache auf ihre Beschwerden kommt.
    Mrs. Slingsby nahm sofort die
Herausforderung an und protzte mit ihrem Kropf, dessen Entfernung beizuwohnen
sämtliche Londoner Chirurgen eingeladen worden waren, und Major Dampier und
Reverend Peckhorn schlossen sich elegant dem Reigen an, der eine mit seiner
Prostata, der andere mit seinem Darmdivertikel. Ich stehe nicht an, diesen
Organen meine vollste Aufmerksamkeit am richtigen Ort und zur richrigen Zeit zu
widmen», schloß Grimsdyke voll Wärme, «sie jedoch bei allen Mahlzeiten serviert
zu bekommen, war eher hart.»
    Ich hielt den Moment für gekommen, ihm
noch einen Brandy einzugießen.
    Schweigend starrte er eine Zeitlang ins
Feuer, bis ihn Nicky sanft erinnerte: «Und was war mit Zoe?»
    Er seufzte.
    «Ich hab euch doch erzählt, daß es
einige Mädel an Bord gab, nicht wahr? Na, eine davon war Zoe.»
    «Nett?» fragte ich.
    «Sie war ungefähr ein Meter neunzig
groß», erwiderte er, «und ihr Händedruck wie von einem Nußknacker. Außerdem war
sie der geborene Organisator. Möchte wetten, daß sie bei sich zu Hause dem
Tennisklub präsichert und sämtliche Feste arrangiert. An Bord organisierte sie
das Sportkomitee, als dessen außerordentliches Mitglied ich mich plötzlich
entdeckte. Unser sechs trafen allmorgendlich im Veranda-Café zusammen, um all
diese blödsinnigen Spiele zu arrangieren, an denen man auf dem Festland nie
teilzunehmen wagen würde. Na, das konnte man ja noch hinnehmen. Aber recht bald
begann sie auch mich zu organisieren.
    Das Hauptübel eines Schiffs», fuhr er
nach einem weiteren Trunk fort, «besteht darin, daß man mit den Passagieren nur
auskommt, wenn man sich über die Reling schmeißt
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