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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater
Autoren: Richard Gordon
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Herzogs von Wellington. Und Humor hatte er
ebensowenig. Um das Eis zu brechen, ließ ich ein paar schalkhafte Bemerkungen
los, wie famos es ist, in jedem Hafen ein Weibchen zu haben, aber er schien
nicht näher drauf eingehen zu wollen. Er fragte nur: schon je auf einem Schiff?>
    , sagte ich.
    Er fragte:
    Und ich sagte: Dover und Calais verkehren.>
    Drauf trat eine kleine Pause ein. Er
schüttelte nur langsam den Kopf und reichte mir ein Exemplar der
, so dick wie die Bibel.
    einprägen, Doktor>, fuhr er fort, keinesfalls fünfzehn Shilling wöchentlich überschreiten und Sie mit keinem
einzigen Fahrgast in freundschaftliche Beziehungen treten dürfen. Mit
weiblichen Passagieren nach Einbruch der Nacht an Deck zu sprechen ist Ihnen
nur dann gestattet, wenn es für die Sicherheit des Schiffes unumgänglich
notwendig ist. Guten Tag. >»
    Grimsdyke machte einen tiefen Zug vom
Brandy.
    «Für den Anfang sah’s jedenfalls nicht
danach aus, daß ich in die Lage kommen würde, ein nettes Mädel zwischen die
Rettungsboote zu bugsieren, außer die Kiste begänne zu sinken. Mir blieb jedoch
nicht viel Zeit, drüber zu brüten, denn nun strömten die Passagiere an Bord.
Ich ging also an Deck und hängte mich über die Reling, um meine künftigen
Reisegefährten zu begutachten.»
    «All die netten Mädel, willst du
sagen?» fragte Nicky.
    Grimsdyke schnaubte verächtlich.
    «Nette Mädel! Ebensogut hätte man
danach Ausschau halten können, ob nette Mädel die Gangway der Arche Noah herauf
geklettert wären. Natürlich hätt ich mir», fügte er verbittert hinzu, «bevor
ich mich auf diesen Trip einließ, bei einigem Verstand denken können — trotz
all diesem Blendwerk in den Reisebüros —, daß kein Mensch unter Sechzig ein
Billett für diese Badewanne erschwingen kann. Die ganze Passagierliste, die da
heraufgewackelt kam, sah so aus, als hätte jedem einzelnen der Arzt geraten,
aus Gesundheitsgründen eine lange Seereise anzutreten. Und das ist von
vornherein Unsinn», rief er hitzig aus. «Glaubt mir, um eine Mittelmeerfahrt zu
unternehmen, muß man eine absolut eiserne Gesundheit besitzen.»
    «Ich glaube, die Ärzte schlagen so eine
Seereise in erster Linie ihren alten chronischen Patienten vor, damit sie
selbst sich ein bißchen erholen können, wenn ihnen ihr Anblick zuwider geworden
ist», bemerkte ich.
    «Ein verdammt unkorrektes Verhalten,
wenn du mich fragst», murmelte Grimsdyke.
    Er zögerte, dann schob er den Teller
zur Seite.
    «Könnte ich vielleicht ein Stückchen
Käse haben», fragte er mit ersterbender Stimme.
    «Du hast recht», sagte Nicky. «Ich
hatte gleich den Verdacht, daß eines der Eier nicht mehr ganz frisch war,
dachte aber, der Curry-Fisch würde es übertäuben.»
    «Mir schmeckt’s», erklärte ich
beflissen. Nicky war wie jede andere junge Ehefrau darauf bedacht, dem Magen
ihres Gatten zu schmeicheln, doch unsere Menüs litten manchmal unter ihrer
Zwangsvorstellung, Kochen sei nichts als eine Art Biochemie. «Und außerdem hab
ich heut kein Mittagessen gehabt. Fahre fort, Grim.»
    «Es gab ein emsiges Hin und Her, und
ein paar alte Knaben riefen mir zu: Whisky-Soda!>» erzählte Grimsdyke weiter. «Aber endlich stachen wir doch in
See. Kaum waren wir an der Insel Wight vorbei, zitierte mich der alte Harberry
zu sich. Anfangs glaubte ich, sein Herz habe sich erweicht und er bitte mich zu
einem Gin in seine Kabine. Statt dessen unterzog er
mich einer Art mündlichen Prüfung.
    gestellt, einen gut erhaltenen älteren Herrn behandeln, der
Zwölffingerdarmdurchbruch hat?> fragte er mich.
    Ich dachte einen Augenblick nach und
sagte dann:
    hinreichende Erfahrung in dieser Operation?> fuhr er fort.
    Ich ließ mir mit der Antwort ein
bißchen Zeit und sagte dann, für jedes Ding müsse es ein erstes Mal geben.
    auseinander, wie Sie die Sache angehen würden.>
    Ich tat es — so gut ich’s konnte.
Worauf er plötzlich stöhnte und ins Badezimmer entschwand. Das nächste, was ich
erfuhr, war, daß er mit seinem Koffer von Bord ging und mir den ganzen Mist
hinterließ.»
    «Ein schwerer Schlag», sagte ich
mitfühlend.
    «Ein schwerer Schlag, aber kein
Knock-out.
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