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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater
Autoren: Richard Gordon
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— was ich mehr als einmal
erwog. Wohin immer ich ging, ging auch Zoe. Bin noch nie einem Frauenzimmer mit
solchem Talent begegnet, um die nächste Ecke aufzutauchen. Und jedesmal
begrüßte sie mich dabei ungefähr so: Carter-Berrison Ihr Match im Diskuswerfen ausgetragen, Sie Schlimmer? Er wartet
schon seit einer halben Stunde und gerät so leicht in Rage!> Da kann einen
doch das Kotzen ankommen, werdet ihr zugeben? Und was noch schlimmer war, sie
zog mich zu jedem dieser verdammten Wettkämpfe heran, vom Schach angefangen bis
zum Unterwassersport. Eine schreckliche Sache für jemanden, dessen tägliches
Training sich seit Jahren auf das Aufziehen der Uhr vorm Schlafengehen
beschränkt.
    Aber noch Unheilvolleres lauerte auf
mich. Aus unerfindlichen Gründen — Gott allein weiß es — verknallte sie sich
wie toll in mich. Aber ihr wißt ja, wie sehr die Mädel von Ärzten angetan sind.
Besonders, wenn die um und um mit Goldtressen und Messingknöpfen garniert sind.
Schon griff der Klatsch auf dem Schiff um sich. Die Leute begannen zu kichern
und uns über ihre Morgenbouillon hinweg vielsagend anzusehen. Eines Nachmittags
dann», fuhr er mit zitternder Stimme fort, «als wir ganz allein im Spielsalon
waren und gerade unser Pingpongspiel beendet hatten, küßte sie midi. Ich werd’s
nie vergessen. Es war, wie wenn man von einem Traktor überfahren wird. Danach
blieb mir nichts anderes übrig, als mich wie ein blinder Passagier auf dem
Schiff herumzudrücken. Doch das entsetzliche Weib lockte dem Zahlmeister meine
Adresse heraus und hockt wahrscheinlich eben jetzt mit einer Einladung zu einem
Hockeymatch für nächsten Sonntag vor meiner Tür.»
    «Eine harte Nervenprobe», warf ich
teilnahmsvoll ein.
    «Doch noch immer das reinste Nichts»,
setzte er mit masochistischem Stolz fort, «gegen meine eigentliche Plage an
Bord.»
    «Was, es gab noch etwas Schlimmeres als
Zoe?» fragte Nicky.
    «Gewiß. In Gestalt Ihrer Gnaden, meiner
ranghöchsten Patientin.»
    «Derentwegen du einzig dort warst»,
erinnerte ich ihn.
    «In Kenntnis ihrer psychischen
Belastung hätte ich wohl auf das Ärgste vorbereitet sein müssen, als sie, mit
ihrem frisch angetrau-: ten Gatten und einem Gepäck, das für eine
Wanderpantomime ausgereicht hätte, die Gangway heraufkam. Bald stellte sich
heraus, daß sie zu jenen Unseligen gehörte, die zu erbrechen beginnen, sobald
sie nur die Tafel lesen.»
    «Welch ein Pech, Grim!» rief ich voll
Mitgefühl. «Nicht einmal Lord Nelson war davon zu kurieren.»
    «Lady Corrington begann seekrank zu
werden im Augenblick, als wir in den Kanal einfuhren. Ich behandelte sie
natürlich mit Antihistaminen, Hyoscin und so weiter. Aber ich hätte ihr genausogut
Aniskörner geben können. Weitere Komplikationen in der Therapie traten dadurch
ein, daß Lord Corrington seine Gattin als ein Stück Meißner Porzellan ansah und
alles in allem selbst ein ekelhaft schwieriger Patron war.
    einfachen Fall von Seekrankheit zu kurieren, Doktor?> kläffte er mich an,
sooft ich in ihrer Ka-bine erschien. «Hätte mir vorgestellt, der blutigste
Anfänger von einem Mediziner wüßte ein Heilmittel dagegen. Gottlob, ich lasse
mich nur von Naturärzten behandeln!) »
    «Hast du's mit sämtlichen herkömmlichen
Mitteln probiert?» fragte ich.
    «Ach, massenhaft — mit einem rohen Ei,
in Bier geschlagen, dem Zubinden eines Auges, kalten Kompressen am Bauch.
Schließlich kam ich zur Überzeugung, daß nur psychiatrische Behandlung in Frage
käme. Doch ich Esel erklärte Seiner Gnaden vorher, daß seine Gattin leicht zur
Hysterie neige, und das schlug dem Faß den Boden aus. Er sah das als eine
unerhörte Beleidigung nicht nur seiner Familie, sondern des gesamten britischen
Hochadels an.
    Es kam zu einer richtigen Szene. Er
machte eine aufgeblasene Bemerkung über Hochzüchtung, wo doch jeder Mensch
weiß, daß sein Alter sich als Kriegslieferant im letzten Weltkrieg den Adel von
der Regierung erschwindelt hat. Im letzten Moment kam er zwar von seiner
Absicht ab, mich zu einem abendlichen Pistolenduell auf dem Bootsdeck zu
fordern, aber er machte immerhin dem Kapitän gegenüber ein paar widerliche
Bemerkungen über mich, und der brachte mir daraufhin die Gefühle des Herzogs
von Wellington für Napoleon entgegen. Das verletzte meinen ärztlichen Stolz,
Alter, von allem anderen zu schweigen. Ich verdoppelte meine therapeutischen
Bemühungen. Ich
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