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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater
Autoren: Richard Gordon
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von euch», dankte er
erleichtert.
    «Aber bitte sehr. Freue mich immer, den
muntren Seemann an Land zu begrüßen. Vergiß nicht, deinen Papagei
mitzubringen.»
    Doch Grimsdyke hängte mit einer rauhen
Bemerkung ab.
    «Er wird sich sicher mit dem Feldbett
im Salon zufriedengeben», sagte Nicky. «Und ich werde ein feines Currygericht
machen. Wollte schon seit Wochen das Rezept ausprobieren.»
    «Nach seiner Stimme am Telephon zu
schließen», meinte ich, «wäre es vielleicht keine schlechte Idee, ihm eine
tüchtige Dosis Beruhigungsmittel darunterzumischen.»
    Grimsdykes Aussehen bestürzte mich. Er
hatte abgenommen, und diese blassen, zerquälten Züge hatte ich bisher an ihm
nur nach seinen Prüfungen durch Sir Lancelot Spratt, dem Chefchirurgen von St.
Swithin, wahrgenommen.
    «Hat ein schauderhaftes Weibsbild
namens Zoe bei euch angerufen oder sich in der Umgebung herumgetrieben?» stieß er
hervor, kaum daß wir uns richtig begrüßt hatten.
    «Zoe? Nicht, daß ich wüßte.»
    «Gott sei gedankt und gepriesen!» Er
ließ sich in einen Lehnstuhl fallen. «Natürlich kennt sie eure Adresse nicht,
aber dieses verdammte Frauenzimmer hat eine Spürnase wie Sherlock Holmes. Audi
dasselbe Kinn, übrigens. Meine Bude in der Stadt ist jetzt
    selbstverständlich ausgeschaltet. Gib
mir was zu trinken, lieber Junge, gib mir was zu trinken! Mehr kann ich dir
erst erzählen ,; wenn ich einen Schluck Alkohol im
Leibe habe.»
    «Mach’s dir erst beim Feuer bequem»,
befahl Nicky, während ich die Brandyflasche aus dem Wandschrank holte, in den
sie sich] brüderlich mit Mistschaufel und Bodenbürste teilte. «Eine
Angstneurose muß man rechtzeitig unterbinden.»
    «Was hast du denn um Gottes willen
angestellt, daß dich dieses Mädel verfolgt?» fragte ich und goß ihm einen Steifen ein.
    Diese Frage könntest du mit gleichem
Recht einem armen unschuldigen Lämmchen stellen, das von einer Tigerin verfolgt
wird»
    «Erzähl es uns, nachdem du was gegessen
hast», sagte Nicky. «Der Curry wird in einer Minute gar sein.»
    «Curry!» schrie Grimsdyke so
schmerzlich auf, daß ich glaubte ,' er würde sich auf
unseren Kaminvorleger übergeben.
    «Magst du denn Curry nicht?» fragte
ich. «Als wir noch mit-’ einander büffelten, hast du ihn doch recht gern
gegessen.»
    «Stimmt. Doch vieles hat sich in meinem
Leben während der zwei letzten Wochen geändert. Curry wurde, daß ich dir’s nur
sage, an Bord der Lady Anne zu jeder Mahlzeit, einschließlich des
Frühstücks, serviert. Jetzt ist mir wie einem Feuerschlucker zumute, der
dringend Abkühlung braucht.»
    «Natürlich, die Lady Anne fährt
ja gewöhnlich nach Fernost», erinnerte ich mich.
    «Ja, auf diesem verdammten Schiff
wimmelt es noch immer von; Sahibs und Wallahs, und man erwartet jeden
Augenblick, Generali Gordon aus dem Veranda-Café herausschlendern zu sehen.
Diese ganze Bande sah die Vergnügungsfahrt als sehr unter ihrer Würde stehend
an und benahm sich, als müßte sie ihr trautes stattliches altes Heim der
öffentlichen Benützung freigeben.»
    Nachdem sich Grimsdyke etwas beruhigt
und seine guten Manieren wiedergewonnen hatte, versicherte er Nicky, er würde
den Curry bis zum letzten Bissen vertilgen.
    «Jetzt natürlich», sagte er, als wir um
den Tisch saßen, «möchte ich nie mehr so ein verteufeltes Schiff zu Gesicht
bekommen, nicht einmal mehr die Fähre von Wollwich. Doch als ich in Southampton
an Bord der Lady Anne ging, mußte ich einräumen, war mir so pudelwohl
zumute wie dereinst dem jungen Jim Hawkins. Die Kiste war so hoch wie die weißen
Klippen von Dover und sah recht komfortabel aus. Man hatte mir eine Kabine
irgendwo unterm Maschinenraum zugewiesen, aber das machte mir nichts aus. Und
dann trat ich zackig bei Sir Hamilton zur Meldung an.
    Sir Hamilton hatte mir irgendwie als
ein feucht-fröhlicher alter Seebär vorgeschwebt. Er ist jedoch ein großer
blasser Kerl mit steifem Kragen und sieht so aus, als wär er sein Leben lang
auf Vogelfutterdiät gesetzt gewesen. Außerdem geht ihm jeder Sinn für Humor ab. Ich versuchte einen leichten Plauderton anzuschlagen,
aber er murmelte was von Verdauungsbeschwerden und schickte mich zum Kapitän.
    Im Kapitän zumindest hoffte ich einen
muntren alten Seebären vorzufinden — schaut euch doch die Bilder in den
Reiseprospekten an, wie da auf der Kommandobrücke die Kinder auf den Kapitänen
herumkrabbeln! Doch der war ein ausgemergelter Geselle mit buschigem
Backenbart, ein richtiges Abbild des
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