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Down

Down

Titel: Down
Autoren: Nate Southard
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sagen, aber ein Schluchzen kam ihm dazwischen. Er hob seine Hand, um die Augen abzuschirmen.
    »Das kommt wieder in Ordnung«, versicherte ihm Potter, ohne selbst überzeugt zu sein.
    »Einen Scheiß wird es.«
    »Äh … kann ich irgendwas …?«
    »Finde Dani. Finde Jen. Erzähl ihnen noch nichts. Das Wichtigste ist erst mal, dass es ihnen gut geht.«
    »In Ordnung. Ich komme so schnell wie möglich zurück.«
    Das Klopfen drang wieder an seine Ohren und er machte sich auf in Richtung Kabinenrückwand. Um ihn herum drehte sich alles. Er biss sich auf die Unterlippe, um einen kühlen Kopf zu bewahren. Während er sich dem Riss in der Seite des Flugzeugs näherte, spendeten kleinere Brände im Außenbereich etwas Licht. Er sah, wie sich eine schlanke Frauenhand ausstreckte und gegen die Kabinenwand schlug. Jen? Ein kleiner Haufen aus Gepäck und Sitzen verdeckte alles mit Ausnahme ihres Arms. Er knurrte unter dem Schmerz, den jede Bewegung ihm zufügte, erreicht die Stelle und schleuderte entschlossen Teil für Teil zur Seite, um seine Gitarristin zu befreien.
    Aber sie war es gar nicht. In seiner Verwirrung hatte er gar nicht mehr an die Reporterin vom Rolling Stone gedacht. Er versuchte, sich an ihren Namen zu erinnern, aber sein Hirn war erneut lethargisch und schwer. Sie schien ihn anzustarren, als ob sie Angst hatte. Entweder Angst vor ihm oder um ihn.
    »Sie scheinen sich eine Gehirnerschütterung zugezogen zu haben«, meinte sie.
    »Hä?«
    »Ich kenne die Symptome. War mal für drei Wochen mit Guns N’ Roses auf Tour und hab’s in der Zeit etwa viermal miterlebt.« Jetzt konnte sie sich aus eigener Kraft aus ihrem Gefängnis aus Koffern und Ausrüstung befreien und aufstehen. »Danke für die Hilfe. Was packt ihr Leute eigentlich immer so viel Krempel ein?«
    »Eine Gehirnerschütterung würde einiges erklären«, erwiderte er, während er sich frischen Schweiß aus dem Gesicht wischte. »Sind Sie in Ordnung?«
    »Jetzt, wo ich mich wieder frei bewegen kann, schon. Wo genau sind wir runtergekommen?«
    »Ich hab keinen blassen Schimmer. Aber das ist eine ziemlich gute Story für Sie, was?«
    »Besser als Ihr Junkie an der Leadgitarre und die Sonderlinge aus der Rhythmussektion allemal.«
    »Das fängt ja gut an. Schauen Sie, ich …«
    »Klar, wir hatten einen Flugzeugabsturz. Es gibt eine Menge wichtiger Dinge zu erledigen. Alles andere hat Zeit. Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
    »Überlebende. Fangen Sie an, nach ihnen zu suchen. Neben den zwei Piloten waren fünf Bandmitglieder und wir drei in der Maschine. Conner und Dani scheinen auf den Beinen zu sein. Aber … verdammt, finden Sie einfach die Restlichen und kommen Sie hierher zurück. Dann überlegen wir gemeinsam, wie’s weitergeht.«
    »Okay. Ich kümmere mich drum.« Sie wollte an ihm vorbeigehen, doch dann erstarrte sie, als ein gellender Schrei, in dem entweder Qualen oder Wut mitschwangen, durch die Luft klirrte. Rolling Stone – Shannon, genau, so hieß sie! – warf ihm einen ängstlichen Blick zu, dann stürzte sie durch die Öffnung nach draußen.
    Potter folgte ihr, so schnell er konnte.
    »Greg?«
    Der Bassgitarrist war damit beschäftigt, die Stelle zu betrachten, an der sein Unterarm in einem Gewirr aus Plastik und zerstörten Metallteilen versank, als jemand seinen Namen rief. Er blinzelte und fragte sich, aus welcher Richtung die Stimme kommen mochte. Er drehte den Kopf zur Seite, weil er bemerkte, dass der Rufende etwa drei Meter rechts neben ihm stand. Klar, das musste Curtis sein.
    »Bist du okay?«, fragte er.
    Curtis gab keine Antwort, sondern stieß nur einen langsamen Atemzug aus, der feucht und rasselnd klang. Es ergab nicht viel Sinn, aber was hatte in den letzten paar Minuten schon Sinn ergeben? Alles stand Kopf und war zusammengequetscht.
    »Hey, Curtis. Sprich mit mir, Mann.« Er entdeckte Schmerz in den Augen seines Freundes, Schmerz und eine Art Verwirrung, die beinahe aussah wie … was? War es Erstaunen? Worum auch immer es sich handelte, es war so stark und mächtig, dass er seine Augen für einen langen Moment nicht von denen seines Freundes losreißen konnte. Deshalb bemerkte er auch nicht den zerbrochenen Stiel aus Metall, der aus dem Bauch des Schlagzeugers ragte.
    Als er das Trümmerstück schließlich doch registrierte, das Curtis durchbohrte und wie ein Insekt an den Kabinenboden spießte, nahm er nichts anderes mehr wahr. Blut benetzte das stumpfe Material – er fragte sich, ob es Stahl war – und seine
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